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Warum tust du das? Mit Dr. Sharon Brehm und Anika Landsteiner vom Podcast “Hello Lovers! Wie wollen wir heute lieben?”
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Vom gediegenen Geplauder bis hin zur aufwühlenden Grundsatzdiskussion: Das Beziehungsleben bietet ordentlich Gesprächsstoff – kaum verwunderlich, schließlich sind wir in kaum eine andere Thematik derart emotional verwickelt.
Das Universalrezept für eine lange glückliche Beziehung würde sicher viele Abnehmer finden. Wer aber hofft, dieses im Podcast: „Hello, Lovers! Wie wollen wir heute lieben?“ auf dem Silbertablett serviert zu bekommen, der täuscht sich.
Stattdessen regen uns Dr. Sharon Brehm und Anika Landsteiner auf charmante und erfrischende Weise mehr als einmal zum Überdenken alter Glaubenssätze an und schnell wird klar: So wenig es die eine Art der Beziehung gibt, existieren auch einfache Lösungen – doch die zu finden ist hier auch gar nicht der Anspruch.
Denn den Blick für neue Perspektiven zu weiten, bietet neben etwas Verwirrung eben auch jede Menge bereichernder Erkenntnisse.
Sharon und Anika, warum tut ihr das?
Anika: Ich hatte zuvor bereits drei Folgen mit Sharon zum Thema Liebe und Beziehung für andere Podcast-Formate aufgenommen und immer wahnsinnig tolles Feedback bekommen. Als ich im Herbst 2020 im Italienurlaub war, kam mir die Blitzidee, dass wir aufgrund dessen einen gemeinsamen Podcast starten sollten. Weil wir mit Freundinnengespräch meets Paartherapie eine Lücke füllen. Sharon war glücklicherweise direkt an Bord.
Sharon: Wie hätte ich denn da Nein sagen können? *lacht*
Also trotzdem auch was für Singles?
Sharon: Es geht um Beziehungsthemen. Single zu sein ist ja nur ein aktueller Zustand und selten Identität. Was wir besprechen hilft entweder beim Reflektieren alter Beziehungserfahrungen oder beim Gestalten der nächsten Beziehung.
Anika: Absolut. Wie man in der Folge “Selbstliebe” merkt, geht es auch um die Beziehung zu sich selbst. Eigentlich immer – denn damit beginnt ja alles.
Warum Podcast?
Anika: Ich mag das Medium einfach sehr und höre selbst Podcasts. Da sich mein Beruf zu 100% ums Schreiben dreht, finde ich den Ausgleich schön, mit dem Podcast journalistisch arbeiten zu können, aber das eben durchs Sprechen.
Sharon: Da kann ich mir nur anschließen. Es macht Spaß, Podcast zu hören – und es macht genauso viel Spaß einen mit Ani zu produzieren. Manchmal darf man Dinge auch einfach aus Freude tun.
Der Podcast erinnert sehr an ein Gespräch unter Freundinnen – Woher kennt ihr euch?
Sharon: Wir haben uns bei Mucbook kennengelernt. Ani war damals Chefredakteurin und ich dachte mir: Was für eine coole, smarte und schöne Frau. Schon beim ersten Artikel für sie ging es darum, Klischees und Rollenvorstellungen zu hinterfragen. Es war ein Selbstversuch: “4 Frauen, 4 Stunden, 4 Bars”.
Anika: Oh wow, vielen Dank für diese unglaublich netten Worte, Sharon! Aber ich kann und darf sie nur zurückgeben. Es hat eben gefunkt!
Ihr erzählt zu Beginn jeder Folge, was getrunken wird – Welches Getränk beschreibt den jeweils anderen am besten?
Anika: Sharon hat eine sehr warme Ausstrahlung, sie ist sehr versöhnlich, herzlich und offen. Um diese Kombination zusammenzukriegen, habe ich jetzt mal gegoogelt und würde mich auf den “Hot-Buttered-Rum” festlegen, den ich online gefunden habe. Er klingt wie eine warme Umarmung und gleichzeitig auch ein bisschen nach Karibikurlaub, was ebenfalls zu ihr passt, weil sie das Reisen so liebt.
Sharon: Ani ist für mich wie ein sehr aromatischer Kaffee. Kaffee gibt uns Energie und Kraft und Power. Kaffee ist aber auch das schönste Getränk, um Alltagsgeschichten zu hören und zu erleben. Und Kaffee ist vielfältig und doch immer passend. Egal, ob Eiskaffee an heißen Sommertagen oder mit einem Stück Kuchen, um sich wieder aufzuwärmen.
Mit dem Podcast versucht ihr stereotypisches Denken aufzubrechen – Was war euer unkonventionellster Beziehungsschritt?
Anika: Den, den ich in der Folge “Selbstliebe” geteilt habe – mein Partner und ich sind nach 8 Jahren auseinandergezogen, ohne uns zu trennen. Das hatte mehrere Gründe, die ich in der Folge erläutere.
Sharon: Das klingt sicherlich ganz schön cheesy. Mein Freund und ich sind in einer Zeit zusammen gekommen, in der es fast peinlich ist zu fragen, “was sind wir.” Und als Paartherapeutin krieg ich immer wieder mit, über welchen Themen in Beziehungen schwer gesprochen wird und wie schwer Akzeptanz fallen kann. Dass wir uns in unseren Unterschieden akzeptieren können und gleichzeitig ganz nah sind, fühlt sich für mich unkonventionell an.
Wovon können wir uns beziehungstechnisch dennoch eine Scheibe von vorangegangenen Generationen abschneiden?
Anika: Das Commitment! Sicherlich ist viel davon auch auf Zwängen und Ängsten aufgebaut worden, aber ich glaube, dass sich viele junge Menschen heute bei dem kleinsten Makel in der Beziehung neu orientieren. Wir sind ja auch reizüberflutet mit so vielen Möglichkeiten wie Social Media und Dating-Apps. Mal innezuhalten und den Zweifel oder die Herausforderung auch als Chance für Wachstum in der Partnerschaft zu sehen, das kann man lernen und das kann auch erfüllen.
Sharon: Es war ein anderes füreinander Sorgen. Auch wenn es institutionalisiert war und an Rollenvorstellungen hing oder auch nicht immer ausgeglichen war – es war viel selbstverständlicher, dass ich auch für die andere Person verantwortlich bin und mitsorge. Um Hilfe zu bitten oder Bedürfnisse so zu äußern, dass sie auch gehört werden, ist eine neue Herausforderung. Viele von uns haben heute verinnerlicht, dass sie alles alleine schaffen müssen.
Zur Veranschaulichung hat auch schon ein Paar aus einer Serie als Analyseobjekt gedient – Euer „One-True-Pairing“ der Filmwelt?
Sharon: Da muss ich erstmal überlegen, weil Beziehungen, die im Alltag lebendig und real und authentisch sind, zu wenig dramatisch sind für die Filmwelt.
Anika: Ohh… viele sind aus patriarchalischen Strukturen heraus romantisch überladen und bei näherer Betrachtung eher toxisch als gleichberechtigt. Eine Lovestory, an die ich mein Herz komplett verloren habe, ist die queere Geschichte von Elio und Oliver in “Call me by your name“.
Corona-Pandemie – Beziehungskiller oder neue Chance?
Sharon: Inzwischen sind viele eher ernüchtert und es fällt schwer, noch die Chance in der Krise zu sehen. Das ist absolut verständlich, weil die Corona-Pandemie schon lange kein Sprint mehr ist und die Anstrengung normal. Gleichzeitig, wer bis jetzt gut mit der Situation umgegangen ist, hat offenbar die richtigen geistigen und emotionalen Ressourcen. Wer sich jetzt trennt, trennt sich nicht mehr wegen Corona, sondern weil andere Dinge nicht passen. Wie wir mit Zweifeln und Krisen umgehen können, haben wir im Übrigen auch in einer Folge besprochen.
In Anlehnung an die erste Podcast-Folge – Welcher Song beschreibt die gemeinsamen Podcast-Aufnahmen?
Anika: Hm. Wir lachen viel, sind uns oft einig, dann diskutieren wir plötzlich und wachsen die ganze Zeit. Ich gehe mal mit “I like it” von Cardi B, weil die Lyrics witzig, frech und sehr independent sind. Und ich zu dieser Mischung sage: I like it!
Sharon: Sehr cool – I like it, too. Für mich ist es “Drive Darling” von Boy. Unsere Aufnahmen fühlen sich ein wenig an, als wäre man auf einem Roadtrip im eigenen Wohnzimmer. Wir lassen Altes zurück und fahren in eine freie, schöne Zukunft.
Vielen Dank euch beiden für das Interview!
Zu hören ist der Podcast auf Spotify, Apple Podcast, Amazon Music und Audio Now.
Bilder: © “Hello, Lovers! Wie wollen wir heute lieben?“