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Warum tut ihr das? Mit Max, Christoph, André und Florian von kiteKRAFT

Florian Kappelsberger

Die COP26-Konferenz in Glasgow zeigt es ein weiteres Mal: Der Kampf gegen die Klimakatastrophe ist die bedeutendste und dringendste Aufgabe unseres Jahrhunderts. Der Wechsel zu erneuerbaren Energien spielt hierbei eine zentrale Rolle. Trotzdem setzt Deutschland weiterhin auf Umweltsünder wie Braunkohle und reißt sogar ganze Dörfer ab, um ihren Ausbau zu ermöglichen.

Das Münchner Startup kiteKRAFT will das ändern – und zwar mithilfe von fliegenden Drohnen, die mit Windkraftturbinen ausgerüstet werden. Klingt für Dich nach Zukunftsmusik? Wir haben mit dem Team des jungen Unternehmens über ihre Vision gesprochen:

Was ist kiteKRAFT?

KiteKRAFT entwickelt und baut fliegende Windkraftanlagen. Diese sind zehn Mal effizienter als klassische Windkraftanlagen und dabei kaum sichtbar. Das wird erreicht, indem eine angeleinte Multikopter-Drohne mit Flügel (genannt Kite) in liegenden Achten geflogen wird. Dabei funktionieren die Propeller als Windturbinen und der generierte Strom wird über elektrische Leiter in der Leine zum Boden geleitet. Der Kite fliegt damit wie eine Flügelspitze einer klassischen Windkraftanlage, die durch die große umstrichene Fläche die meiste Energie aus dem Wind entnimmt.

Wie ist dieses Projekt entstanden?

Nach unseren Master- und Doktorarbeiten an der TU München wollten wir unsere Forschung nicht in einer Schublade verschwinden lassen, sondern die Technologie weiter entwickeln und in den Markt bringen. Gerade jetzt ist es ja offensichtlich, dass wir solche neuen grünen Technologien brauchen, um die Energiewende global und in allen Bereichen der Wirtschaft umzusetzen. Das zeigen auch die vielen Anfragen, die wir bekommen.

Wer steckt dahinter?

Wir Gründer sind vier Ingenieure in den Feldern erneuerbare Energien, Maschinenbau, Aerodynamik, Elektrotechnik und IT: Max Isensee, Christoph Drexler, André Frirdrich und Florian Bauer.

Woher kommt der Name kiteKRAFT?

Unsere Idee: “Windkraft”, aber mit “Kite”. Dabei wird “kite” klein geschrieben und “KRAFT” groß, weil der Kite durch unseren Ansatz besonders effizient ist und damit bereits ein sehr kleiner Kite eine besonders große Kraft bzw. Energie erzeugt.

Was ist neu, anders und einzigartig an eurem Projekt?

Es wird zehn mal weniger Material benötigt, um eine Einheit an Energie zu erzeugen. Unser Kite ist quasi nur der effizienteste Teil einer klassischen Windkraftanlage und kann auch problemlos größere Höhen erreichen. Gleichzeitig ist die ganze Anlage kaum sichtbar, was einer der Hauptkritikpunkte der klassischen Windkraft ist.

Wie ergeht es eurer Drohne bei Regen, Sturm und Schnee?

Der Kite, den man auch als kleines autonomes Elektroflugzeug verstehen kann, kann wie jedes andere Flugzeug problemlos im Regen fliegen. Auch Sturm und Schnee sind bis zu einem gewissen Grad keine Probleme. Wenn es zu heftig wird, landet der Kite einfach automatisch auf seiner Bodenstation und duckt sich damit unter dem schlechten Wetter weg – undenkbar für klassische Windkraftanlagen.

Was muss sich verändern, um der Klimakrise entgegenzutreten und die Energiewende zu schaffen?

Wir müssen alle anpacken, um das zu schaffen! Es geht um sehr viel. Die größte Sorge bereiten mir, dass wir im Klimasystem sogenannte Tipping Points überschreiten. Man muss sich im Klaren sein, dass der Planet Erde unser natürliches Raumschiff ist, mit dem wir durch die Milchstraße reisen. Die Erde ist der einzige Ort im Universum, den wir kennen, wo Leben nachweislich möglich ist. Wir sollten alles dafür tun, dass dies bewahrt wird. Mit der Firmengründung und Entwicklung von kiteKRAFT-Anlagen versuchen wir, einen möglichst substantiellen Teil zur Lösung beizutragen.

Was plant ihr für die Zukunft?

Wir planen, im Jahr 2024 mit einem 100kW-System in den Markt zu gehen. Eine solche Anlage ist besonders interessant für die Windmüller, die eine alte klassische Anlage haben, bei der nur noch der Abriss in Frage kommt und kein Neubau möglich ist. Denn die klassischen Anlagen, die es heute zu Kaufen gibt, sind nur noch wirtschaftlich, wenn sie sehr groß sind. Dabei geht es aber um Multi-Millionen-Investments und es ist nicht an jedem Standort möglich. Wir bieten sozusagen ein Repowering einer alten, klassischen Windkraftanlage mit der kiteKRAFT-Technologie an.

Aber auch auf grünen Wiesen oder Feldern ist eine kiteKRAFT-Anlage mit 100kW in Deutschland und Europa sehr lukrativ, sowohl für den Eigenverbrauch als auch für die Netzeinspeisung. Auch abgelegene Microgrids weltweit zählen zu den Use Cases. Schrittweise wollen wir dann aber die Systemgröße auf mehrere 100kW und mehrere MW erhöhen, um in großen Parks Onshore und Floating Offshore anbieten. So werden die Kosten durch Effizienzsteigerungen unter anderem bei der Aerodynamik nochmals deutlich reduziert und viel größere Märkte bzw. Kundengruppen eröffnet.

Wo findet man euch?

Wir sind in München ansässig. Weitere Informationen findet man auf unserer Website, unserem Blog und Social Media-Kanälen.


Bilder: © kiteKRAFT

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