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„Was einer nicht schafft, schaffen viele“ – gemeinsam bauen in München

FES Bayern

Abschluss der Veranstaltungsreihe “WOHN|UTOPIA München, wie wohnst du morgen?” mit einer Führung durch das wagnis 4 – Projekt:

Ein Dachgarten, keine jährlichen Mieterhöhungen, lebenslanges Wohnrecht und ein begrünter Innenhof mit Apfelhain. Das hört sich utopisch und definitiv nicht nach München an. Doch genau inmitten dieser Stadt, neben dem Olympiagelände, befindet sich das wagnis 4 – Projekt der Wohnbaugenossenschaft wagnis eG, das sich zum Ziel gesetzt hat nachhaltig, ökologisch und sozial Wohnraum zu schaffen.

Alleine unmöglich, gemeinsam geht´s

Christian Stengl, Bewohner von wagnis 4 und Mitglied der Hausgruppe Kommunikation, gab während einer Führung einen Einblick in die Anfänge des Münchener Projekts und in das Leben innerhalb einer Genossenschaft.

Vier Jahre intensive gemeinsame Planung, Diskussion und Arbeit brauchte es, bis die drei Häuser des wagnis 4 – Projekts, auf dem ehemaligen Kasernengelände im Münchner Norden, im Jahr 2014 bezugsfertig waren. Es ist das vierte Projekt der wagnis eG. Die 53 Wohneinheiten mit drei Häusern (Haus Nord, Haus Ost, Haus West) schufen Platz für momentan 106 Bewohner_innen, wobei 60% der Wohnungen durch das sogenannte Münchner Modell gefördert sind. Die Mieten werden nach dem Einkommen gestaffelt und tragen damit auch dazu bei, dass verschiedene Einkommensschichten hier zusammenleben können. Diversität und auch generationenübergreifendes Wohnen sind dabei die Schlagworte.

Individuell und Gemeinschaftlich

Neben individuellem Wohnraum findet man im wagnis 4 auch Gemeinschaftsräume (Musik- und Werkraum), einen Dachgarten, einen Apfelhain, ein Café, einen Pflegestützpunkt und Gästeappartements. Generationenübergreifendes und lebenswertes Wohnen in einer lebendigen Nachbarschaft ist hier das Ziel. Doch was heißt eigentlich genossenschaftliches Wohnen? Wie lebt man als Genoss_in?

Christian Stengl erzählt, dass er selbst seit 2,5 Jahren am Ackermannbogen wohnt. Für ihn hat das Leben im wagnis 4 ein gewisses „Dorffeeling“ – man kennt sich. Er beschreibt das Leben als Genosse, trotz viel Arbeit und Herausforderungen, als große Bereicherung.

Partizipation als roter Faden

Da sich wagnis 4 komplett selbst verwaltet, spielt die Partizipation der Bewohner_innen eine zentrale Rolle. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Projekt – von der Planung über die Realisierung bis hin zu den praktischen Aufgaben wie Schneeschippen, Gartenpflege und Vermieten der Gästeappartements. Es wird alles selbst organisiert. Dafür gibt es Hausgruppen, die für unterschiedliche Aufgaben zuständig sind: Beispielsweise die Hausgruppe Außenraum oder die Hausgruppe Kommunikation, der Christian Stengl angehört. Jährlich sollte sich jede_r Bewohner_in mindestens 25 Stunden einbringen, ansonsten wird finanziell ausgeglichen.

Alle zwei bis drei Monate findet zudem ein Plenum statt, innerhalb dessen gemeinschaftliche Aspekte wie Anschaffungen, Aufgaben und Probleme diskutiert werden. Die Beteiligung der Wohneinheiten ist hierbei stark erwünscht, aber nicht verpflichtend.

Genossenschaftliche Verfassung

Welche große und essentielle Rolle die Selbstbestimmtheit im genossenschaftlichen Wohnprojekt wagnis 4 spielt, zeigt auch die eigens von den Bewohner_innen erstellte Verfassung. Wie man sich am besten organisiert, wie Selbstbestimmtheit in allen Lebenslagen garantiert werden soll und wie man am besten ressourcenschonend wohnt, ist darin festgehalten. Beispielsweise ergab sich daraus auch die Entscheidung, das gesamte Haus barrierefrei zu bauen und einen Pflegestützpunkt im Haus einzurichten. Selbstbestimmtheit hört im Alter schließlich nicht auf.

Dabei ist auch der festgeschriebene ökologische Aspekt nicht außer Acht zu lassen. Er ist schon beim ersten Blick auf das wagnis 4 – Projekt visuell sichtbar: Die Hybrid-Bauweise, also die Verschalung von Holz und Beton, der begrünte Innenhof, der Apfelhain und die Sonnenkollektoren. Auf dem Dach befindet sich zudem ein Dachgarten, der mit Hochbeeten und einem kleinen Erdbeerfeld den Urban Gardening-Gedanken unterstreicht. Den Nachhaltigkeitsgedanken und eine komplette Selbstversorgung aller Haushalte, innerhalb der drei Häuser des wagnis 4, garantieren die Sonnenreflektoren auf dem Dach.

Utopie wird Wirklichkeit

Bauen in München und bezahlbarer Wohnraum ist also nicht nur eine Utopie, sondern kann Wirklichkeit werden. Genossenschaften bieten in München die Möglichkeit, Grundstücke zu erwerben und gemeinsam zu bauen. Einzige Voraussetzung: Man muss Mitglied in einer Genossenschaft sein. Auch eine aktive Partizipation, ein Gemeinschaftsgedanke, Solidarität und Geduld in Aushandlungsprozessen und Diskussionen sind gefragt. „Das macht das Leben in einer Genossenschaft auch irgendwie aus“, meint Christian Stengl. wagnis 4 ist für ihn ein Haus der Begegnung.

Wenn gemeinsames Bauen das Leben in der Stadt und speziell in München lebenswert, solidarisch und sozial macht, kann genossenschaftliches Wohnen auf jeden Fall eine realistische Wohnform der Zukunft sein und dem Spekulationsmarkt entgegenwirken.

Und: Yoga auf dem Dach

Und wer einmal ganz unverbindlich einen Einblick in das Münchner Projekt erhalten will, kann das nach Voranmeldung in einer Yogastunde am Freitagabend auf dem Dachgarten des wagnis 4 tun (Kontakt via Whatsapp: 01636162539 oder E-Mail).

Bei einem Blick auf den Olympiaturm und den Apfelhain im Innenhof kann man sich dann selbst fragen: Wie möchte ich in Zukunft wohnen? In tiny houses, auf einem überbauten Parkplatz oder in einer Genossenschaft? Vielleicht wird die lebenswerte und bezahlbare Wohnutopie dann doch schneller Realität als gedacht, wenn wir uns einmischen und mitdenken!


Fotos: © Bayernforum

Text: Anja Dondl


Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erscheint im tagebook, einer Kategorie, die unsere Partner nutzen können, um neue Ideen und Inspirationen in Blog-Beiträgen vorzustellen.

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