Kultur, Nach(t)kritik

Wenn einer eine Reise tut..

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Hilfe, wir vereisen…dann kann er was erzählen. Oder wahlweise auch davon singen. In Münchens kleinstem Opernhaus, der Pasinger Fabrik, hatte kürzlich das Musical Hilfe, wir verreisen Premiere. Ein junges und sehr engagiertes Team hat die musikalischen Reisetipps herzerfrischend und urkomisch umgesetzt.

Ob verlorenes Gepäck, die nervige automatisierte Hotline der Fluggesellschaft, die AidasuchtdenSuperstarShow, das Buffet an Bord, das Salzburger Festival oder Reiseagenten, die einem wirklich alles verkaufen, nichts wurde ausgelassen, mit dem ein Reisender schon mal konfrontiert wurde.

Julia Dippel, die bereits im vergangenen Jahr einen Riesenerfolg mit der Regie von Don Giovanni im gleichen Haus hatte, zeigt hier, dass sie auch im Genre Musical zu Hause ist. Mit wenigen Hilfsmittel zaubert sie zu jedem Lied bzw. Sketch die passende Atmosphäre aus die Bühne. So sitzt einer der Sänger in Ich und Margherita in einem aus Koffern zusammen gebauten Auto und man kann sich vor Lachen kaum noch halten, wenn er von der Rache Montezumas erzählt, die ihn immer noch verfolgt. Wunderbar war auch der Song, in dem sich ein geschiedenes Paar am Urlaubsort trifft, weil beide immer noch beim gleichen Reisebüro buchen. Hilfe, wir verreisen

Noch vor der Vorstellung konnte man sich wie in einem Flugzeug fühlen, mir wurde Tomatensaft gereicht und schließlich war das Boarding completed. In dem sehr authentischen Ambiente konnte man sich dann gleich wie an an Bord der Wunder Airline fühlen. Dabei hatte das Team an diesem Abend mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, die sie aber bravourös meisterten. Einer der Sänger war am Tag der Generalprobe ins Krankenhaus gekommen und zur Premiere einen Blinddarm leichter. Da musste umorganisiert werden und die Premiere ging trotzdem mit großem Erfolg über die Bühne. An diesem zweiten Abend kam der Sänger direkt aus dem Krankenhaus, um zumindest die Kapitänsansagen zu machen und damit die Kollegen zu entlasten. Was für ein tolles Engagement aller Beteiligten, da merkt man, mit wie viel Herzblut alle dabei sind.

Musikalisch war es sehr schön, Melanie Renz, Anja Straubhaar und Stephan Witzlinger überzeugten mit tollem Gesang und viel Spielfreude und Michael Müller brachte uns mehr als einmal mit seinen bierernst vorgetragenen Ansagen. Einfühlsam begleitet wurde das Quartett von Martin Steinlein am Klavier und Nadja Straubhaar am Cello. Ein sehr unterhaltsamer Abend!

Hilfe, wir verreisen, weitere Vorstellungen am 22. und 23.6. und am 16. und 17.8. in der Pasinger Fabrik, Karten über München Ticket

Fotos Robert James Perkins

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