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Wie die Made im Speck(gürtel): Schlemmen im Restaurant Fürstenfelder in Fürstenfeldbruck

Felix Canditt

Eine Freundin und ich waren wagemutig und haben uns aus der sicheren Tarifzone M der bayerischen Landeshauptstadt heraus getraut. Kleiner Spoiler vorab: Es hat sich gelohnt. Der Weg führte uns ins Restaurant Fürstenfelder in Fürstenfeldbruck.

#spaßimspeckgürtel

Die Kreisstadt Fürstenfeldbruck (knapp 38000 Einwohner) erreichst du vom Hauptbahnhof aus in knapp 30 Minuten mit der S4 Richtung Geltendorf. Durch die putzige Altstadt Fürstenfeldbrucks fließt die Amper. Wenn du etwas mehr Zeit mitbringst, lohnen sich die zünftigen Aufgüsse im Saunadorf der AmperOase. In der schönen Außenanlage gibt es einen Goldfischteich, eine schaukelnde Liege, Blockhütten mit Saunen und ein Ruhehaus mit Kaminfeuer.

Von der S-Bahn-Station Fürstenfeldbruck läufst du circa zehn Minuten zur prachtvollen Barockanlage des ehemaligen Zisterzienserklosters Fürstenfeld. Heute beherbergt der Gebäudekomplex das Veranstaltungsforum Fürstenfeld, ein Kultur- und Tagungszentrum mit etwa 300 000 Besuchern pro Jahr. Im ehemaligen Kuhstall des Klosters ist das Restaurant Fürstenfelder untergebracht. Das Ambiente ist stilvoll, die Einrichtung gediegen-modern, meine Freundin und ich fühlen uns wohl.

Wir werden von Gerhard Kohlfürst empfangen, der gemeinsam mit seiner Frau Uschi Fürstenfelder Gastronomie und Hotel betreibt. Herr Kohlfürst setzt sich zu uns an den Tisch und bringt uns das Fürstenfelder-Konzept näher. Zum Fürstenfelder gehören neben dem Restaurant Hotel, Biergarten und Event-Catering. Die Fürstenfelder Gastronomie sei schon seit 2003 bio-zertifiziert, erzählt Gerhard Kohlfürst. Nachhaltigkeit werde groß geschrieben. Man verwende möglichst biologische, saisonale und regionale Lebensmittel. Mit vielen Produzent*innen arbeite das Fürstenfelder schon seit Jahren zusammen. Viele Produkte würden auch selbst hergestellt, zum Beispiel Nudeln und Marmelade.

Wir sind gespannt! Durch den Abend werden uns die sympathischen und authentischen Service-Mitarbeiter*innen und eine fruchtige Weißwein-Cuvée aus Chardonnay und Weißburgunder begleiten.

Popcorn-Falafel, mon amour

Auf Empfehlung vom Chef starten wir mit dem Vorspeisen-Sharing für zwei Personen, das abwechslungsreich, sehr reichlich und dafür recht günstig ist (13,50€ pro Person). Das zarte Kalbs-Carpaccio ist sanft im Geschmack und zergeht fast auf der Zunge. Am fluffigen und aromatischen hausgemachten Brot mit gesalzener Butter und Dip könnte ich mich schon satt essen. Im Vergleich zu den anderen eher leichten Vorspeisen finden wir die in Teig gebackenen Austernpilze etwas zu mächtig. Die Krönung sind die Popcorn-Falafel, außen kross, innen weich und mit Rote-Beete-Humus serviert. Der Geschmack nach Roter Beete ist präsent, aber nicht zu aufdringlich, sodass der Humus auch meiner Freundin schmeckt, die sonst kein Rote-Beete-Fan ist. Den Vorspeisen könnte man das Label „Fingerfood in schick“ verpassen. Sie sind unser Highlight des Abends, toll zubereitet und präsentiert und zum Teilen animierend. Letzteres ist in der Speisekarte explizit erwünscht.

Die Verdachtsmomente verdichten sich…

Als Hauptgang bestellen wir Linsenpflanzerl und Putenbruststeak, als Beilagen Grillgemüse mit gerösteten Kartoffeln und geröstete Süßkartoffel mit Pinienkernen und Trauben. Von Putenbrust erwarte ich im Allgemeinen nicht viel, doch hier schmeckt sie bemerkenswert intensiv. Von den Linsenpflanzerln hätten wir uns etwas mehr Geschmack erhofft. Das überrascht uns, denn ansonsten verstärkt sich gerade unser Anfangsverdacht: Im Fürstenfelder weiß man meisterhaft Fleischloses zuzubereiten. Grillgemüse und Röstkartoffeln klingt erst einmal unspektakulär, schmeckt hier aber eindeutig nach mehr. Großartig ist die ungewohnte Kombination von herzhafter Süßkartoffel, leicht herben Pinienkernen und süßer Traube.

Zwischen Haupt- und Nachspeise legen wir eine künstlerische Pause ein

Anschließend entscheiden wir uns wieder fürs Teilen und bestellen das Dessert-Sharing für zwei Personen. Der Schoko-Brownie versetzt meine Freundin in Verzückung. Beim cremigen Schmand-Mousse könnte man meinen, man beiße in eine Wolke. Es wird mit Apfelmarmelade, Zimt-Crumble und Amaro-Gel (auf Basis eines bitteren Kräuterlikörs) serviert. Das Aufeinandertreffen von süß und herb wiederholt sich beim Grapefruit-Crémeux, der sich aus säuerlich-bitterer Grapefruit und süßer Creme auf Keksteig zusammensetzt. Bittersüß fällt uns dann auch der Abschied aus dem Fürstenfelder. Die Kerze auf dem Tisch erlischt passenderweise genau in dem Moment, in dem wir uns vom Tisch erheben.

Was uns besonders gefallen hat

Wir könnten uns ausschließlich von den geschmacksintensiven fleischlosen Speisen und Beilagen im Fürstenfelder ernähren, bei denen man die einzelnen Aromen ohne Weiteres heraus schmeckt. Das Restaurant hat vorgesorgt und serviert eine Auswahl vegetarischer und veganer Gänge. 

Außerdem kombiniert die Fürstenfelder Küche einzelne Zutaten auf interessante Weise miteinander, zum Beispiel Süßkartoffel mit Trauben und Pinienkernen beim Hauptgang und herb-süße Aromen beim Nachtisch. Dennoch sind die Gerichte nie überkandidelt, eher stellen sie Bekanntes, Traditionelles und Bodenständiges kreativ und neuartig zusammen. 

Zu gerne hätten wir im Nachhinein auch noch die verheißungsvoll klingenden Taglioni mit Birne, Speck und Zimt probiert. Aber das können wir ja beim nächsten Mal nachholen.


In aller Kürze:

Was? Restaurant Fürstenfelder
Wo? Fürstenfeld 15, 82256 Fürstenfeldbruck
Wie kommst du hin? aus München kommend S4 Richtung Geltendorf bis S-Bahn-Station Fürstenfeldbruck (vom Hauptbahnhof circa 30 Minuten), dann zehn Minuten zu Fuß
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag 11h30 – 14h30, 17h30 – 23h
Freitag, Samstag 11h30 – 23h
Sonntag 11h – 17h30


Wir wurden zu unserem Besuch eingeladen. Meine ehrliche Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

Fotos: Wolfgang Pulfer, Felix Canditt

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