Kinogucken, Kultur

Wie klingt Deutschland?

Thomas Empl

Deutsche Heimatmusik. Woran denkt man da? Höchstens noch Kirchen- oder Kinderlieder… dann kommt schon der Musikantenstadl und schon denkt man lieber an etwas anderes. Deutsche Musik? Ein typisch deutsches Volkslied, das wir alle gerne singen? Da fällt einem so schnell gar nichts mehr ein. Aber wieso haben wir eigentlich so ein gestörtes Verhältnis zu unserer Musik, fragt der Dokumentarfilm Sound of Heimat. Und: Gibt es doch noch gute deutsche Heimatmusik?

Hayden Chisholm (r.)

Hayden Chisholm (r.)

Um das herauszufinden schicken die Regisseure Arne Birkenstock und Jan Tengeler den neuseeländischen Jazzmusiker Hayden Chisholm auf eine Reise durch Deutschland. Eine Antwort auf die erste Frage findet sich schnell – wenn auch eher unfreiwillig: Kölsche Karnevalsmusik, Bergsteigergejodel oder sächsische Arbeiterlieder sind (ohne starken Alkoholgenuss) einfach nicht zu ertragen. Es ist natürlich schön zu sehen, dass es noch Orte gibt, an denen zusammen gesungen wird. Aber es lässt sich auch nachvollziehen, wenn Außenstehende um diese Orte einen großen Bogen machen.

Doch der Protagonist Hayden ist durchaus sympathisch (was auch an seinem witzigen Akzent liegen mag), also bleibt man erst mal dabei, lässt sich widerwillig beschallen und hofft, dass er doch noch ein paar Rosen im Misthaufen findet. Derer sind wenige, aber es gibt sie. Die Sängerin Bobo singt deutsche Volkslieder auf ihre eigene, jazzig-poppige Weise, was durchaus ungewöhnlich anzuhören ist. Außerdem sieht der „Antistadl“, bei dem in Bamberg Volksmusik modern und tanzbar gespielt wird, zumindest nach Spaß aus.

Am interessantesten wird es allerdings dann, wenn Hayden die Ursachen erforscht, warum das Singen deutscher Lieder – abseits von Wiesn und Public Viewing – so selten geworden ist. Ein KZ-Überlebender erzählt davon, dass die Insassen regelmäßig gezwungen wurden, für die Wärter zu singen und ein sächsischer Musiker berichtet von den Zensuranstalten der DDR. Als der Film auf diese Gesprächsthemen zu sprechen kommt, ist er nur leider schon beinahe wieder vorbei. Es scheint fast, als wolle man sich die gute Laune von all der Musik nicht verderben lassen. Schade, denn dieser Aspekt hätte der Dokumentation mehr Tiefe verleihen können – abseits des Gejodels und der Karnevalsmusik.

Aber eigentlich kann man den Machern natürlich keinen Vorwurf machen, dass sie auf ihrer Reise auch auf viel Unhörbares getroffen sind – denn es soll ja auch Menschen geben, die diese Musik mögen. Alles in allem zeigt Sound of Heimat nämlich einen ganz unterhaltsamen Querschnitt durch deutsche Heimatmusik, den man sich – wenn einen das Thema denn wirklich interessiert – schon mal anschauen kann. Ob es noch gute deutsche Heimatmusik gibt, kann dann jeder für sich selbst beantworten.

Der Film kommt am 27. September in die Kinos. Einen Trailer könnt ihr euch hier anschauen:

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