Kinogucken

Yippie-ya-yeah, Schweinebacke

Thomas Empl

John Rambo. Der Terminator. Chev Chelios. JCVD. John McClane. Ivan Drago. Und der echte Chuck Norris. In einem Film. Wenn das kein großartiger Action-Cast ist, ist der Papst nicht katholisch. Natürlich muss man so eine Wahnsinnsbesetzung auch immer noch gescheit einsetzen. Hat man. Alles ist gut. Mit The Expendables 2 kommt diese Woche vermutlich nicht der beste, aber der mit Sicherheit spaßigste Film dieses Kinosommers in die Kinos.

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Nicht viel Gerede, kein Vorspann, keine Vorgeschichte… Stallone und seine Jungs werden direkt in eine riesige, mindestens viertelstündige Actionszene geschmissen, es wird geballert, geflucht und Dinge werden in die Luft gesprengt. The Boys are back in town. Nach zehn Minuten liegt der Bodycount schon locker im dreistelligen Bereich. Dies ist – welch Ãœberraschung! – kein subtiler Film. Aber das will ja auch wirklich keiner.

Zurück in der Heimat werden die Expendables schnell auf ihre nächste Mission geschickt. Ein Bösewicht verschleppt bulgarische Dorfbewohner in Minen und lässt sie nach waffenfähigem Plutonium aus dem kalten Krieg graben. Die Expendables müssen ihn stoppen. Fertig. Die Geschichte bedient, wie man sieht, sämtliche Actionklischees und ist komplett nebensächlich. Die Handlung bleibt fast den ganzen Film über beim Team und seinem Auftrag – auf unnötige Nebengeschichten wie Jason Stathams Eifersuchtsstory aus Teil eins wurde gänzlich verzichtet. Gut so. Vielmehr lebt dieser Film vom schier unerschöpflichen Charisma seiner Helden.

Der Anführer Sylvester Stallone etwa ist immer noch ein Berg von einem Mann, sodass man ihm die Stunts seiner Figur trotz seines stattlichen Alters von 66 Jahren problemlos abnimmt. Seine sarkastischen Schlagabtäusche mit dem Vertreter der jüngeren Generation, dem immer miesgelaunten Messer-Mann Lee Christmas (Jason Statham) geben all dem Geballer einen ironischen Unterton, der vielen heutigen Actionfilmen abgeht. Chuck Norris darf bei seinem kurzen Auftritt sogar seinen eigenen Chuck Norris – Gag reißen, während Jean-Claude Van Damme den klassischen, größenwahnsinnigen Bösewicht mit richtig viel Spaß an der Ãœbertreibung angeht. Und Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis machen sich diesmal sogar selbst die Hände schmutzig. Natürlich nicht, ohne sich die Catchphrases ihrer Ikonen der 80er Jahre um die Ohren zu hauen.

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Gerade Arnies Rückkehr auf die große Leinwand nach seiner Amtszeit als kalifornischer Gouvernator fällt triumphal aus. Mehr Leinwandpräsenz kann ein Schauspieler schlicht nicht ausstrahlen. Er hatte ja auch ein- oder zweimal erwähnt, dass er wiederkommen würde. Von ihm und Willis hätte man gern noch mehr gesehen. Genau dasselbe lässt sich auch über den ganzen Film sagen, ist aber in dem Fall als Kompliment (und Vorfreude auf einen etwaigen dritten Teil) gemeint. The Expendables 2 besinnt sich völlig auf die Stärken seines Ensembles und jagt von Actionszene zu Actionszene.
Die sind bombastisch inszeniert, Explosionen überall, das Blut spritzt, während Stallone und Co. einen coolen Oneliner („Rest in pieces!“) nach dem nächsten von sich geben. Regisseur Simon West verzichtet wunderbarerweise komplett auf neumodisches Handkamera-Gewackel. Hier geht es nie um Möchtegern-Realismus, sondern darum, einen Haufen augenzwinkernde Leinwandlegenden Spaß haben zu lassen. Die wenigen Momente der Ruhe, in denen die wilde Fahrt zum Halt kommt, sind mit Sicherheit die schwächsten (besonders die Chinesin Yu Nan kann so überhaupt nicht schauspielern), zum Glück aber auch schnell wieder vorbei. Zwei- oder drei weniger gelungene CGI-Effekte und ein eindeutiger Mangel an Jet Li, der früh aus der Handlung herausgeschrieben wird – mehr Schwächen sind nicht zu finden. Schön zu sehen, dass hier jemand genau wusste, was Fans von Actionfilmen der 80er Jahre sehen wollen.

Dieser Ansammlung von Kindheitsheroen kann eine simple Story nämlich so gar nichts anhaben. Im Gegenteil: Die Jungs konzentrieren sich bewusst auf’s Wesentliche, bringen so Spaß ohne Ende und beweisen, dass sie noch lange nicht reif für’s Museum sind. Erst beim Abspann lässt das Dauergrinsen auf dem Gesicht langsam nach. Dazu war bei weitem nicht jeder Sommer-Blockbuster dieses Jahres fähig. Die Expendables schon. Yippie-ya-yay, Schweinebacke.

StathamWEB

(Wen Jason Statham da gerade anvisiert, lässt sich ab dem 30. August in bestimmt so ziemlich jedem (Nicht-Arthouse)Kino Münchens herausfinden)

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