Kultur

Zwei Rampensäue wühlen im Slam

Letzte Artikel von Lorena Aschenbrenner (Alle anzeigen)

Alex und Hanz 430

Der Futtertrog des Slam-Duos Hanz N‘ Roses ist mit Buchstabensuppe überfüllt – das Ergebnis: humorvolle Performance auf vier Beinen. Am 12. Dezember kommen die Jungs zum Poetry-Slam ins Substanz.

Hanz N‘ Roses mit der Ausgangsbasis Ludwigsburg erobern derzeit Deutschlands Slam-Bühnen. Die beiden Lehramtstudenten Alexander Willrich und Hanz haben mit uns über peinliche Bühnenerlebnisse, Inspirationsquellen und ihre Ziele geplaudert.

Ist euer Name Hanz N‘ Roses eine Anspielung auf Guns N‘ Roses oder woher kommt euer Name?

Hanz: Nee, aber geile Idee eigentlich.

Alex: Geil! Nein, wir haben uns erst von A bis Z genannt wegen A (-lex) und (Han-)Z. Die Idee für Hanz N‘ Roses kam gar nicht von uns, sondern von einem Kumpel.

Hanz: Das sagen wir doch nicht! [lacht] Jedenfalls war unserem Kumpel im Zug langweilig und er hat uns dann per Sms mit Wortspielen bombardiert und dann kam eben einfach aus dem Nichts Hanz N‘ Roses. Ja, und wir fanden den Namen einfach gut.

Wie seid ihr überhaupt zu Poetry Slam gekommen?

Hanz: Im Dezember 2007 hat mich mein Bruder zu einer Poetry Slam mitgenommen und nach der Veranstaltung hat er zu mir gesagt: „Eines Tages möchte ich dich da oben stehen sehen!“ Mir hat es da sehr gefallen und dann bin ich schließlich im Januar 2008 zum ersten Mal in Ludwigsburg auf der Bühne gestanden.

Alex: Ich kam 2007 über ein Seminar an der Pädagogischen Hochschule zum Slam. Wir sind beide in der Region rumgedümpelt bis wir uns am 17. April 2008 kennengelernt haben – es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick.

[Zu Hanz: „Hab ich eigentlich noch Kräuterbutter zwischen den Zähnen?“

Hanz: „Nee, ich?“]

Wo nehmt ihr die Ideen für eure Texte her? Was inspiriert euch?

Alex: Hanz. Ich lasse mich oft vom Alltag inspirieren, zum Beispiel von WG-Geschichten oder vom Studentenleben.

Hanz: Alex. Ich suche ein Thema aus, womit sich jeder identifizieren kann, da bietet sich natürlich der Alltag an. Es ist immer gut mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, da finde ich genug Inspiration.

Hanz N`Roses 430

Beim Poetry Slam ist Performance die halbe Miete – hattet ihr Schauspielunterricht, um besser auf der Bühne agieren zu können?

Alex: Nein, wir hatten keinen Schauspielunterricht, wir beide sind halt mittelpunktsbedürftig und schreiben gern, echte Rampensäue eben. Natürlich gibt es viele Slam-Poeten, die aus der Theaterecke kommen, denen merkt man das auch an, die verhalten sich noch mal ganz anders auf der Bühne.

Hanz: Schauspielunterricht braucht man jetzt nicht unbedingt, man kommt da rein, Learning by Doing, mit jedem Auftritt wird man immer besser und routinierter.

Ihr zwei gebt ja Poetry Slam Workshops, was genau lernt man da bei euch?

Hanz: Meistens erklären wir erst, was Poetry Slam eigentlich ist, wir zeigen unseren Schülern, wie man mit dem Mikrophon umgeht und nach zwei Tagen ist jeder soweit, dass er zumindest einmal mit seinem Text auf der Bühne stand.

Alex: Wir zeigen den Leuten, wie sie Ideen für Texte finden und wie sie ihre eigenen Texte performen können. Zudem machen wir Stimmübungen und geben Tipps, wie sich Texthänger gut überspielen lassen.

Wenn wir schon bei Texthängern sind: Was war bisher euer peinlichstes Bühnenerlebnis?

Hanz: Wenn ich mit Alex auf der Bühne stehe, dann ist mir das eigentlich immer peinlich. [grinst schelmisch] Nein, also bei uns gibt es keine Schamgrenze.

Alex: Es gibt wenig, womit man uns peinlich berühren kann. Das Schlimmste ist einfach, wenn das Publikum überhaupt nicht mitgeht. Ich hab mich schon mal zusammen mit einem Kumpel beim Finale in Boxershorts auf die Bühne gestellt, was an sich ja kein peinliches Erlebnis ist, weil es uns einfach egal ist.

Letzte Frage: Welche Tipps habt ihr für Nachwuchs-Slammer?

Hanz: Machen, auf die Bühne gehen, Spaß haben. Jeder muss halt seinen eigenen Stil finden. Natürlich ist es am Anfang schwer mit selbstgeschriebenen Texten auf die Bühne zu gehen, um sie einem Publikum vorzulesen. Jeder hat da eine Hemmschwelle, aber man muss sich in den Arsch treten und die überwinden.

Alex: Das Einzige wovon ich abraten kann, ist mit sehr persönlichen Texten auf die Bühne zu gehen und dann einen kompletten Seelenstriptease hinzulegen.

Hanz: Das kommt ganz darauf an – wenn man der Typ dafür ist…

Alex: Nun ja, man sollte sich von seinem Text schon ein Stück weit distanzieren und Kritik einstecken können. Sonst kann es eventuell passieren, dass man auf der Bühne anfängt zu weinen.

Hanz: Das kann man dann als Stilmittel benutzen.

12.12. Einlass: 19 Uhr, Beginn 20 Uhr: Poertry-Slam

Substanz, 6 Euro

Das schreiben die Veranstalter:

Renommierte Gäste aus der internationalen Slamszene fordern Münchens Poeten zum Dichterwettstreit. Mit dabei sind diesmal Dan Sullivan (Chicago), Sulaiman Masomi (Paderborn), das Poetry-Ensemble Hanz ‘n Roses, bestehend aus Alex Willrich und Hanz, Dominique Macri (Frankfurt) und der Hamburger Slammer Schriftstehler sowie die Münchner Poeten Volker Keidel (Westend ist Kiez), Carmen Wegge, Andivalent, Franziska Holzheimer und Björn Dunne. Sie alle kämpfen mit Text und Performance um die Gunst des Publikums. An den Turntables sorgt Resident-DJ Misanthrop für die gewohnte Slamstimmung.

Ähnliche Artikel

No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons