Kultur

„Wer einsam aufwächst, kennt sich genau“

Markus Michalek

EliasKreuzmair_BnB

Das lauschige Muffatcafe ist vollbesetzt, aus den Boxen dröhnt schmissiger Elektro-Indie-Sound – das LAXmag hat in Kooperation mit m94,5 zum zweiten Bands´n´Books-Abend geladen. Markus Michalek war für mucbook dabei.

Neben der Bühne nur ein einziges Dekoelement: ein kleines Bambi, was dem ganzen ein leicht pornöses Ambiente verleiht, immerhin wird hier gleich Literatur gelesen und anschließend Live-Musik gespielt – ob das bambigenehm ist, bleibt freilich offen.

Elias Kreuzmair, ein Münchner Nachwuchsautor legt vor. Vier Geschichten sind es, die der 23-Jährige routiniert vorträgt. Da geht es schon mal darum, gegen den übermächtig erscheinenden Mythos Pablo Picasso anzuschreiben, oder um einen jungen, dekadent verkommen Mann namens Ben, der noch schnell den Hörer vom klingelnden Telefon abhebt, während er eigentlich gerade sein eigenes Sperma von den Händen wischen wollte. Noch provokantere Töne gibt es im literarisch postpop-modernen Kurztext jesus christus bundeswehr. Hier ruft der Protagonist, „... aus meinem Schwanz sollen Gewehrkugeln schießen und meine Hoden Bomben sein!“ Irre? Nein. Einfach nur gut.

Und sein Satz „Wer einsam aufwächst, kennt sich genau“, birgt jede Wahrheit in sich, die man sich als Autor wünschen kann. Die Zeile Weisheit stammt aus einer Kurzgeschichte namens Die Revolution frisst auch ihre Stiefkinder – zur Geschichte meiner Mutter, die bereits ins Slowakische übersetzt wurde. Man darf auf weiteres von Elias Kreuzmair gespannt sein.

TomLueneburger

Tom Lüneburger ist da ein anderes Kaliber. Bereits seit mehr als 15 Jahren im Geschäft, ist er ein routinierter Songwriter, der eigentlich Fußballer werden wollte. Mit der Musik hat er aber erst spät angefangen, mit 14. In unseren Zeiten fast unvorstellbar, wo doch jedes Kind bereits im Vorschul-Camp zum Virtuosen getrimmt werden soll. Seine sphärische Musik, der besten Tradition der US-Songwriter folgend, vereint Herz/Weltschmerz mit einem Phänomen, das viele Namen trägt: Fast-forward-Progressive ist einer, manch andere nennen es Drive, viele nennen es einfach nur schöne Musik. Töne und Text fließen ineinander und in den Pausen zwischen den Stücken beweist der Berliner Liedermacher Humor: “Ihr seid das beste Publikum das ich je hatte und es wird immer gelacht, wenn ich diesen Spruch bringe …” Gelacht wurde tatsächlich.

Die Songs tragen Titel tragen wie picture, finding rome, time to let go und Lyrics wie I don´t need to know what tomorrow  brings, all I need is to keep my head high. Dennoch: Mit einer Band im Rücken würde dieser Musiker seine volle Wirkung entfalten können.

Applaus für einen gelungenen und schönen Abend. Das nächste Bands´n´Books findet am 21. April statt. Wieder im Muffatcafe.

Bildquelle: Mit freundlicher Genehmigung von LAXMAG.de

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