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Die Popkultur erhebt sich – Aufbruchsstimmung in München

Benjamin Brown

Die Landeshauptstadt als Epizentrum der Popkultur, als Magnet für junge Bands und Solokünstler*innen – nicht nur in Deutschland, sondern ganz Europa! Eine ferne Utopie, die sich in naher Zukunft nicht bewahrheiten wird. Oder doch?

Potential ausgebremst durch Bürokratie

Glaubt man den Worten der frisch gegründeten Initiative STEREOKULTUR, ist der Traum vieler greifbar – wären da nicht “bürokratische und vielfalt-vernichtende” Hindernisse, die Kreative überwinden müssen. Allerhöchste Zeit also, um zum Kampf zu rufen! Dabei gibt sich die Gruppe, bestehend aus Musiker*innen aus München, bestimmt – aber hilfsbereit. Ein konstruktiver Kampf also, bei dem auf die Stadt zugegangen werden soll. Mit konkreten Forderungen an die Politik und einem Konzept zum Erhalt und Ausbau von Proberäumen, Auftrittsmöglichkeiten und Förderung junger Musiker*innen, hat die Initiative das Ziel, eine Schnittstelle zwischen Stadtpolitik und musikalisch Aktiven herzustellen.

Der Zeitpunkt der Gründung ist nicht zufällig gewählt: im November wird im Stadtrat nämlich ein Antrag  zum Thema “POP in MUC” besprochen, München soll eine pulsierende, blühende Popkultur erhalten.

Der Wille ist da! Oder?

Stereokultur geht die aktuelle Entwicklung allerdings nicht weit genug. Im Antrag der CSU-Stadträte Ulrike Grimm und Richard Quaas heißt es, dass “Popularmusik die aktuelle Musik unserer Zeit [ist], sie reflektiert gesellschaftliche Wirklichkeit, spiegelt die Befindlichkeiten der aktuellen Stadtkultur und prägt in besonderem Maß das Bild der modernen Stadtgesellschaft.“

Was auf den ersten Blick super klingt, lässt aber zu wünschen übrig. Konkrete Vorschläge? Sucht man vergeblich! Dabei ist München als zukünftige Pop-Hauptstadt schon länger im Gespräch. Zum Beispiel an einer Diskussionsrunde im Februar, an der neben dem 2. Bürgermeister, Josef Schmid (CSU) als Vertreter der Politik, auch Julia Viechtl (Fachstelle Pop), Daniel Hahn (Bahnwärter Thiel), Fatoni (Münchner Rapper, lebt in Berlin), Josie (Sängerin der Band Claire) und Magnus Textor (Junior A&R Sony Music) teilnahmen.

Dort wo die Debatte losging, möchte STEREOKULTUR jetzt nachlegen. Neben bezahlbaren Proberäumen sollen die strengen Lärmschutzvorschriften gelockert werden, um das Massensterben von Schauplätzen der Live-Musik zu verhindern. Um ein Leben (und Überleben) von Musiker*innen in München zu gewährleisten, solle die Stadt Fördermittel bereitstellen und den Fokus nicht lediglich auf kommerziell erfolgreiche Musik legen. Man muss nicht direkt zum neuen Brighton oder Manchester werden (auch wenn wir uns nicht beschweren würden). Aber ein paar Schritte in die Richtung – das wäre fantastisch!

Wie erfolgreich die Initiative (mehr Infos hier) in ihrem Vorhaben ist, wird sich zeigen. Dass sie frischen Wind in eine wichtige Debatte bringen, kann schon jetzt als Erfolg verbucht werden. Denn: auf Dauer wird es einer Stadt wie München, die so viel Potential zu bieten hat, nicht reichen, alle paar Jahre einen nationalen Durchstarter hervorzubringen.

Die Stadt muss lauter werden, – dann kommen Künstler*innen wie von alleine. Und vielleicht bleiben sie sogar.

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