Kultur, Nach(t)kritik

Auf der Suche nach dem Sterndl

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Martin Kušej verlegt in seiner Inszenierung die Handlung von der österreichischen Stube in eine kalte Baumlandschaft, in der jeder Schritt ein Balanceakt ist. -Auf den wuchtigen Baumstämmen, von oben kalt mit Neonröhren ausgeleuchtet (Bühne: Martin Zehetgruber) spielen Werner Wölbern, Birgit Minichmayr und Nicholas Ofczarek den „Weibsteufel“ im Residenztheater.

Was Schönherr, Meister der Verknappung seines Zeichens diktiert: Ein junger Grenzjäger ist auf die Frau eines Schmugglers angesetzt, um dessen Schmuggel aufzudecken.  Dieser erfährt davon und bringt im Gegenzug sein Weib dazu, den Jäger zu umgarnen, um sein Schmuggelgut im Stillen davon schaffen zu können. Diese aber lenkt der Hergang der Geschichte nach eigenen Regeln und spinnt ihre eigene Dreiecksgeschichte.

„Bisher bin ich bloß ein Teigbatzen gewesen, aber jetzt ist in dem Teig Hefe drin. Jetzt geh ich erst richtig auf.“

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Vom braven Weib, dass nicht recht weiß, wie es seine Reize denn nun verwenden soll um den Jäger zu becircen, spielt sich Frau Minichmayr zur kalten Fadenzieherin hinauf: Der Weibsteufel macht den Jäger, der doch eigentlich nur sein „Sterndl“ als Verdienst für die Überführung ihres Mannes haben wollte zu ihrem kleinen Schoßhündchen. Eiskalt bringt sie ihn schließlich dazu, ihren Mann zu töten, in dem Glauben, dann mit ihr ein glückliches Leben zu zweien beginnen zu können.

– Aber das Weib hat in Wahrheit andere Beweggründe: Sie träumt davon, allein als Witwe sich immer neue junge Liebhaber in ihr Haus zu locken, frei von Mann und Liebhaber.

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Mit den folgenschweren Worten „Jetzt lassen wirs grad treiben, wies treibt“ beginnt sie ihr böses Spiel, zu dem ihr Mann den Anstoß gab. Dabei ist Birgit Minichmayrs kratzige Stimme wieder mal am schönsten, wenn sie zum Schluss betrunken spielt und mädchenhaft vor den Herren herumtanzt, beherrscht sie mit ihrer Undurchsichtigkeit auf unaufdringliche Weise Raum, Männer und Publikum.

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– Natürlich ist emanzipiertes Spiel mit den Männern immer einen wohlmeinend-empörten Lacher des wohlbetuchten Resi-Publikums wert, das in Strömen zur Premiere herangeeilt war und Frau Minichmayr mit tosendem Applaus Anerkennung zollte. Davon ist ja auszugehen. Alles in allem aber bot sich einem doch ein unterhaltsamer Abend in einem endlich einmal angefüllten Residenztheater.

Der Weibsteufel

Regie: Martin Kušej

Eine Produktion des Burgtheater Wien

im Residenztheater

Weitere Infos: http://www.residenztheater.de/spielplan/

Nächste Vorstellungen

SO 13. NOV 11, 19:00 Uhr

SA 19. NOV 11, 20:30 Uhr

MI 23. NOV 11, 20:30 Uhr

FR 25. NOV 11, 20:30 Uhr

MI 30. NOV 11, 20:00 Uhr

DI 13. DEZ 11, 19:30 Uhr

SA 17. DEZ 11, 21:00 Uhr

SO 18. DEZ 11, 18:00 Uhr

MO 02. JAN 12, 20:30 Uhr

Fotos: Georg Soulek

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