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Central Park statt fünfspurig in der Sonnenstraße

Caroline Priwitzer

Die Sonnenstraße ist nicht unbedingt der größte Augenschmaus, den München zu bieten hat. Trotz altstädtlicher Traumlage mimt die viel befahrene (Baustellen)straße, vom Sendlinger Tor bis hin zur Briennerstraße, einen Abschnitt, an dem niemand so wirklich gerne Zeit verbringt. Das will der BUND Naturschutz ändern und hat zu diesem Zwecke vergangenen Dienstag dem Stadtrat seine Vision präsentiert. Die Sonnenstraße soll sich in einen “Munich Central Park” verwandeln – und gleichzeitig so der Innenstadt als grüne Lunge dienen.

Der Central Park Plan vom Bund Naturschutz

Konkret schlägt der BUND Naturschutz die radikale Verkehrseindämmung und Begrünung der Sonnenstraße vor. Tramgleise sollen an die Seiten verlegt werden und statt fünf Spuren solle es für die Autos pro Richtung jeweils nur noch eine geben. Die dadurch gewonnenen ca. 30 Meter Platz in der Mitte wolle man dann über 600 Meter bepflanzen und begrünen und so in eine insgesamt fünfeinhalb Hektar große Parkanlage verwandeln. Diese Grünfläche würde nicht nur optisch und aufenthaltstechnisch der Altstadt und der Sonnenstraße gut tun, sondern auch enorm der Erhitzung der Innenstadt entgegenwirken.

Resonanz aus dem Stadtrat

Ganz angetan von dieser Idee befürwortete die Rathauskoalition die Vorlage des BUND Naturschutzes. “Ein durchgehender Grünzug an dieser Stelle würde nicht nur für ein angenehmeres Klima, sondern auch für deutlich mehr Aufenthaltsqualität an der jetzt vielbefahrenen Straße sorgen”, heißt es in der Pressemitteilung der SPD/Volt-Stadtratsfraktion. Gemeinsam mit OB Dieter Reiter wolle die SPD/Volt-Fraktion daher die Idee als Erweiterung des bereits angedachten Boulevardsprojekt Sonnenstraße prüfen lassen.

Nicht ganz so begeistert von der Idee des Central Parks zeigte man sich allerdings in den Reihen von CSU und FDP. Fritz Roth, der verkehrspolitische Sprecher der FDP BAYERNPARTEI Stadtratsfraktion, bezeichnet den Central Park als “grundsätzlich wünschenswertes Projekt”. Allerdings könne man dabei die Bedürfnisse der Anwohner*innen, der Wirtschaft und die Erreichbarkeit der medizinischen Versorgung nicht ignorieren. “Ein Finanzierungskonzept liegt an dieser Stelle auch nicht vor, wenn die vorliegende Idee nicht weiter konkretisiert wird, können wir ihr in dieser Form nicht zustimmen,“ so Roth.

Um diese Konkretisierung bemühen sich jedoch nun die Regierungsparteien. Bereits vergangenen Freitag haben SPD/Volt und Die Grünen – Rosa Liste dann ein Verkehrskonzept beantragt. Dieses soll auch die an die Altstadt angrenzende Viertel, das Nahverkehrsangebot und die Wirtschaft in die Planung miteinbeziehen und so Begrünung und Verkehrsreduzierung innerhalb des Altstadtrings näher in die Zukunft rücken.

Wie realistisch ist der Central Park?

Dass sich langsam die Weichen auf autoreduzierten Innenstadt stellen, ist also kein Geheimnis mehr. Doch wo ist da das vorgeschlagene Projekt vom BUND Naturschutz zu verordnen? Als dieser Passant*innen zu seiner Idee befragte, sprachen diese sich überwiegend positiv zu dem Vorhaben aus und auch platztechnisch wäre das Projekt realisierbar. Übrigens ist die Begrünung der Sonnenstraße keine neue Idee – historisch und aktuell städtebaulich. Entlang der ehemaligen Stadtmauer florierte seit Anfang des 19. Jahrhunderts ein grüner Boulevard mit Parkanlage. 1938 beseitigten die Nazionalsozialisten diesen allerdings und nach dem Zweiten Weltkrieg entstand dann dort der westliche Altstadtring. Dessen (erneute) Begrünung ist politisch schon länger im Gespräch – allerdings noch nicht im Central Parkschen Ausmaß.

Jedoch räumt der BUND Naturschutz ein, dass Planung (es bedürfe einen städtebaulichen Wettbewerb) und Umbau des Megaprojekts viel Zeit kosten würden. “Wenn wir aber an den Klimawandel denken, dann ist es vor allem wichtig, schnellstmöglich mit so einem Projekt anzufangen. Bäume benötigen 40 Jahre, bis sie ihre Wirkkraft entfalten und groß genug sind, ausreichend Schatten zu spenden – los geht‘s – fangen wir an!”, plädiert der BUND Naturschutz daher.

Trotzdem scheint es, als hätte die Sonnenstraße auf Münchens Weg zur verkehrsreduzierten Innenstadt nicht höchste Priorität: “Vorgezogene Projekte könnten zum Beispiel die Verkehrsberuhigung in der Westenriederstraße und die Neugestaltung des Max-Joseph-Platz sein”, heißt es nämlich im Pressestatement im Kontext zum Verkehrskonzeptantrags.

Hier geht’s jedenfalls zu den Plänen des BUND Naturschutz für den Munich Central Park.


Beitragsgrafik: BUND Naturschutz

2 Comments
  • Herbert Gerhard Schön
    Posted at 15:24h, 31 März

    Papier ist geduldig, was übrigens auch für einen PC-Bildschirm gilt, der digitale Traumgebilde zeigt. Also schaue ich mir im ECHTEN MÜNCHNER STADTLEBEN allein die Fraunhoferstraße mit den rot aufgepinselten Radwegen neben den Gehwegen an und denke mir dann die dort sichtbaren Alltags-Normalitäten der immer wieder auf dem Radweg ganz (oder halb auf Radweg & Gehweg) parkenden “Nur mal kurz was ausladen”-Autos auf diese neue Sonnenstraße mit dem CENTRAL PARK weiter, dann bräuchte es sehr viele kommunale Parkraum-Überwacher*innen im Dauereinsatz auf beiden Seiten der Sonnenstraße, um hier eine halbwegs freie Fahrrad-Strecke zu sichern. Also . . .
    1. Lösungs-Gedanke: Die roten (grünen oder blauen) Fahrradwege müssten durchgehend abgepollert werden (aber dann kann hier auch kein Postauto mehr halten) und wenn Einsatzfahrzeuge unterwegs sind, wird es mit dem Öffnen einer Rettungsgasse auch nichts mehr.
    2. Lösungs-Gedanke: Keine farblich markierten Radwege an der Sonnenstraße, dafür aber auf den beiden zweispurigen Fahrbahnen die “Fahrradstraße & Tempo 30”, wobei es dann Poller am Gehwegrand bräuchte, damit das Halten zum Ausladen nicht auf dem Gehweg passiert.

    Die Münchner Stadtverwaltung (Planungsreferat, MOR, KVR und Baureferat) brüten schon länger an bzw. über einem Modell BOULEVARD SONNENSTRASSE, bei dem der Altstadtring-Verkehr mit beiden Richtungen auf der Westseite der Sonnenstraße gebündelt wird und so wäre dann auf der Altstadt-Seite der freie Platz für einen großzügigen Boulevard mit zweiseitigem Fahrradweg verfügbar, wobei der breite Gehweg als Fußgängerzone den klassischen Lieferverkehr am Vormittag zulassen könnte.

    Am Freitag den 16. September 2022 wird der weltweite PARK(ing) DAY stattfinden und wenn es heuer zum dritten Mal keine Wiesn geben sollte und damit auch keinen Festwirte-Umzug am Samstag, kann noch einmal der Infostand “BOULEVARD SONNENSTRASSE” an der Sonnenstraße 15 stehen, weil es dann auch keine Zuschauer-Tribünen für den ersten Wiesn-Samstag geben wird: https://www.facebook.com/PARKing-DAY-an-der-Sonnenstra%C3%9Fe-15-130749728480681

  • Katharina Horn
    Posted at 16:51h, 31 März

    Ich plädiere natürlich für einen Stand zum Munich Central Park – der bringt halt mehr, hinsichtlich Klimawandelanpassung als ein einseitiger Grünstreifen mit weiterhin viel Asphalt… und wem unser Park gut gefällt, der kann auch gerne im STEP2040 dafür abstimmen 🙂 https://www.muenchen-mitdenken.de/dialoge/step2040-ihre-ideen-fuer-muenchen-der-zukunft/munich-central-park?field_map_disc_cat_color_target_id=233

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