Aktuell, Kultur, Kunst

Kunst-Ikone Damien Hirst im MUCA: So sehenswert ist „The Weight of Things“

Ab dem 26. Oktober 2023 zeigt das Museum MUCA die ikonischen Werke des britischen Künstlers Damien Hirst. Eine Retrospektive, wie sie in dieser Form erstmals in Deutschland zu sehen ist. Unsere Autorin hat schon mal einen Blick in die Ausstellung geworfen.

Halb märchenhaftes Wesen, halb seziertes Tier: die Pegasus-Bronze, die vor dem Museum steht, ist ein passender Vorgeschmack auf die Ausstellung. Eine Statue zwischen Poesie und Groteske. Genau dieses Spannungsfeld zieht sich durch die gesamte Retrospektive von Hirst. Über 40 Werke stellt das Museum of Urban and Contemporary Art in der Hotterstraße aus. Es zeigt Kunst aus den wichtigsten Werkgruppen des Künstlers und verkörpert so die Vielseitigkeit seines Schaffens. Wissenschaft, Religion oder allem voran der Tod – Damien Hirsts Themen klingen erst einmal recht schwer. Dennoch lässt sich die Kunst auch mit einer Leichtigkeit genießen, die Freude macht.

Wissenschaft, Religion oder allem voran der Tod – Damien Hirsts Themen klingen erst einmal recht schwer.

Hai in Häppchen

Drinnen erleben die Besucher*innen erst einmal eines der Werke, die Damien Hirst so berühmt gemacht haben: ein in drei Segmente geteilter Hai, der zähnefletschend auf einen zuzuschwimmen scheint. Weitere Werke aus der Serie Natural History sind daneben zu sehen. Die in Formaldehyd konservierten Tiere sind nichts für schwache Nerven – neben der Segmentierung sind manche Tierköpfe auch ganz ohne Haut. Doch nicht alle Werke, die auf den Tod verweisen, sind so klinisch und kühl gestaltet.

Die in Formaldehyd konservierten Tiere sind nichts für schwache Nerven.

Vom Mandala aus Schmetterlingsflügeln über den mit toten Fliegen übersäten Totenschädel bis hin zum kruzifixartig fixierten Vogel: Hirsts Kunst ist vielfältig. Der Fliegenschädel verweist auch auf das wohl bekannteste seiner Werke, das räumlich nochmal ausgelagert wurde.

Was für’s Köpfchen

Durch einen separaten Eingang gelangt man in einen Bunker, der einen weiteren Schädel beherbergt. Anstatt toter Fliegen ist dieser jedoch mit kleinen Edelsteinen bespickt. Nicht weniger als 8.601 Diamanten funkeln hier! Gegenwert sage und schreibe £50 Millionen – weshalb das Werk im Bunker des MUCA verwahrt wird.

Nicht weniger als 8.601 Diamanten funkeln hier!

Wer dieses ikonische Werk bewundern möchte, muss seinen Besuch vor Ende Januar planen, denn nur so lange wird es zu sehen sein. Besichtigt werden kann das Kunstwerk in Kleingruppen via Timeslot. Um Wartezeiten zu vermeiden wird empfohlen, das Ticket bereits online zu kaufen. Der Diamantenschädel kommt luxuriös, aber morbide rüber – zwischen Exzess und Memento Mori. Das Sinnbild des Todes wird hier mit einem Augenzwinkern präsentiert. Auch andere Werke der Ausstellung lassen einen schmunzelnd zurück. Wer hat zum Beispiel schon einmal einen gefüllten Aschenbecher in der Dimension eines Planschbeckens gesehen?

Mythos, Alltag und Mickey Mouse

Im Untergeschoss des Museums geht es humorvoll weiter mit Werken der Reihe Treasures from the Wreck of the Unbelievable. Eine großformatige Fotografie zeigt, wie ein Taucher etwas vom Meeresgrund birgt. Eine Schatzkiste? Eine Marmor-Büste? Nein, eine Skulptur von Mickey Mouse! Mit Algen überzogen steht sie vor der Fotografie, neben weiteren „Fundstücken“. Hirst hat sich hier einen eigenen Mythos erschaffen und dafür sogar einen dokumentarischen Film gedreht, den man auf YouTube sehen kann und der die fiktive Geschichte über die Herkunft und Bergung der Werke erzählt. 

Hirst macht Alltagsgegenstände zu Kunst

Während diese Werke durch ihre fantastische Ausgefallenheit bestechen, spielen andere mit ihrer Unscheinbarkeit. Hirst macht Alltagsgegenstände zu Kunstobjekten. Ob Waschmittel oder Feuerzeug: Dinge, denen wir normalerweise kaum Beachtung schenken, werden – fein säuberlich aufgereiht und präsentiert – ganz anders wahrgenommen. 

Der große Blickfang

Ähnlich unablässig wiederholend sind seine Dot Paintings: Leinwände, übersät mit farbigen Punkten. Einer so groß wie der andere. In einer so exakten Anordnung, dass es maschinell wirkt. Man sieht sie nicht nur auf Leinwand, sondern auch einer Mauer neben dem Museum. Tritt man ins Freie, warten 540 Punkte auf der Wand des Nachbargebäudes. In dieser Dimension lässt sich eine Besonderheit besonders gut beobachten: Jeder Punkt hat seinen eigenen Farbton, der sich nicht wiederholt. Die Wand ist mit 10.000 Quadratmetern so groß, dass man sie auch aus der Ferne wunderbar bestaunen kann. Geheimtipp: Vom Aussichtsturm der Frauenkirche hat man nicht nur eine herrliche Aussicht über die Stadt, sondern auch einen perfekten Blick auf dieses künstlerische Highlight.

„The Weight of Things“ gibt einen wunderbaren Überblick über die bekanntesten Werkgruppen von Hirst. Die Ausstellung hat aber noch mehr in Petto und präsentiert auch Arbeiten, die bisher noch nicht öffentlich ausgestellt wurden. Ein Kunst-Erlebnis, das man nicht verpassen sollte!

In aller Kürze:

Was? Kunstausstellung „Damien Hirst – The Weight of Things“

Wann? ab 26.10.23 („For the Love of God“ nur bis Ende Januar), mittwochs und freitags bis sonntags 10-18 Uhr, donnerstags 10-20 Uhr

Wo? Museum of Urban and Contemporary Art (MUCA), Hotterstraße 12 

Bildcredits:

Installation View, Damien Hirst: The Weight of Things at the Museum of Urban and Contemporary Art (MUCA), 2023. Photographed by Prudence Cuming Associates Ltd.

© Damien Hirst and Science Ltd. All rights reserved, DACS/Artimage 2023.

Simone Rupprecht
No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons