Aktuell, Kultur

Das HochX Theater feiert fünfjähriges Bestehen und den Theaterpreis des Bundes

Caroline Priwitzer

Unscheinbar steht es in der Entenbachstraße 37: Der Haupteingang des HochX Theaters liegt seitlich und fast verborgen, zwischen den Häusern – nicht breiter als eine Garageneinfahrt. Als Spielstätte ist das HochX Theater von außen kaum erkennbar. Kenner*innen wissen aber, was sich in dem Gebäude in der Au Fabelhaftes abspielt.

Nachdem zunächst das Münchner Kinder- und Jugendtheater Schauburg hier ein Ausweichquartier fand, hatte dort von 1993 bis 2015 der Theaterverein München das i-camp / Neues Theater München als städtische Infrastrukturmaßnahme für die freie Tanz- und Theaterszene seinen Standort.

Porträt eines jungen Theaters

Diese Linie führt das HochX seit seiner Eröffnung im Herbst 2016 fort. Auf den Spielplänen der letzten Jahre standen Arbeiten aus den Bereichen Theater, Tanz, Musik, Performance und Medienkunst.

So weit alles ganz normal. Auch das HochX Theater ist eine städtische Infrastruktureinrichtung der Landeshauptstadt München und versteht sich als Entwicklungsstätte von neuer Ästhetik und Arbeitsweisen der zeitgenössischen darstellenden Künste. Besonders am Herzen liegt den Macher*innen dabei die Professionalisierung freien Arbeitens, die Vernetzung der Künstler*innen aller Art und die Vermittlung ästhetischer Prozesse an ein breites Publikum. Und dieses Publikum ist sehr breit: Über 34.000 Menschen besuchten in den nicht einmal fünf Jahren 666 Live-Vorstellungen und 82 Online-Vorstellungen.

Das HochX Theater
@Jean-Marc Turmes

Frischer Wind

War man schon einmal einer dieser Besucher*innen, fällt einem auf, dass das HochX besonders ist. Innovativ und irgendwie neu gedacht. Bei der Performance von SMELLS OF RACISM betritt man den Raum, gewappnet mit einem Bleistift, Zetteln und kleinen Fläschchen. Vor der Vorstellung bewegt man sich in der Installation und macht sich mit dem Thema vertraut. Nimmt so aktiv Einfluss auf den Verlauf der nachfolgenden Performance, bei der Gerüche getanzt werden, teils improvisiert.

Und auch in der Performance Rose la Rose, die sich mit dem Mythos des Showgirls beschäftigt, wird um die Ecke gedacht. Die Vorstellung wird audiodeskriptiv für Sehbehinderte begleitet. Das besondere dabei: Die beschreibenden Texte entstanden nicht im Nachhinein, sondern wurden parallel mit der Choreographie entwickelt.

Diese frischen Ideen könnten auch daher resultieren, dass das HochX eine wahnsinnig hohe Fluktuation an künstlerischem Einfluss innehat. Die Vernetzung in der freien Szene macht sich vor allem darin bemerkbar, dass während des fünfjährigem Bestehen 1.400 Künstler*innen zum Spiel in die Entenbachstraße kamen. Auf lokaler Ebene angefangen, verknüpft und verbindet das Team von HochX Künstler*innen und deren Ideen, vermittelt Raum und Reichweite.

HochX goes international

Doch nur regional war das HochX wohl noch nie unterwegs. Sowohl in der direkten Zusammenarbeit mit Künstler*innen aus aller Welt als auch im großen Stil wird und wurde kulturelle Verknüpfungsarbeit geleistet. Letzteres zum Beispiel bei Gastspielen, die im Rahmen verschiedener Festivals wie etwa dem DANCE, dem SPIELART oder dem Rodeo Festival stattfanden.

Nun wird das HochX selbst zur Austragungsstätte: Das Team des HochX wird im Herbst 2022 das Freischwimmen-Festival stemmen.

Theaterpreis des Bundes zum ersten Mal in München

Dieses Team freut sich zurecht über den äußerst prestigeträchtigen Preis. Zum ersten Mal erhält ein Münchner Theater einen der elf Theaterpreise des Bundes. Es ist ihr Engagement das belohnt wurde – auch finanziell. Vor allem in der freien Szene ist diese Unterstützung nötig. Die Corona-Pandemie hat die freie Szene Münchens hart getroffen und bestehende Missstände deutlich aufgezeigt. Gerade jetzt werden wieder Stimmen im Stadtrat laut, die Budgets in der Kultur zu kürzen.

HochX Leitungsteam
Von links: Susanne Weinzierl
(Geschäftsführung), Antonia Beermann und Ute Gröbel
(gemeinsam künstlerische Leitung), Monika Grütters (Kulturstaatsministerin)
Foto: @Eva Raduenzel

Und wie geht’s weiter, HochX?

Der mit 75.000€ dotierte “Ermutigungspreis” hilft dem HochX bei seinem Vorhaben. Das Theater will vor allem eines: Wachsen. Wachsen und dabei noch mehr Künstler*innen aller Art vernetzen und Raum für Kunst schaffen.

Für diejenigen, die jetzt so richtig neugierig geworden sind, geht es hier zum Programm. Aber seid schnell, viele Vorstellungen sind bereits ausverkauft – Erfolg hat seinen Preis.


Beitragsbild: @Vera Drebusch

No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons