Stadt

Die Welt ist jetzt bereit

Laura Höss
Letzte Artikel von Laura Höss (Alle anzeigen)

tocotr

Zuweilen hat es ja etwas Seltsames, wenn einst jugendbewegte Bands in einem gesetzteren Alter noch juvenile Alben produzieren. Hört das denn nie auf? Denkt man sich da oft. Ganz anders gestern in der Tonhalle: Tocotronic waren zu Gast.

Augenzwinkernd griff die nun schon gefühlte 100 Jahre bestehende Band diesen Gedanken mit dem Titel „Die Folter endet nie“ auf und setzte ihn kurzerhand als Motto für Konzert und Bandgeschichte fest.

Wenn Folter sich so anfühlt, bitte lass diesen Schmerz nie enden. Das war das Gefühl, das das Publikum bei diesem Konzertabend hatte. Denn ach, was war das doch für ein netter Abend. Angefangen mit der Vorband, einer zauberhaften Chansonette namens Dillon, die zu leichtfüßigen Keyboardbeats schwermütige Texte ins Mikrofon hauchte, über die Bühnenansagen Dirk von Lowtzows, der sich als höflicher und geistreicher Entertainer bewies, bis hin zu den Securitys, die Wasser an die hechelnden Menge austeilten.

Nett war das alles, aber Punkrock fühlt sich anders an. Oder sind Tocotronic eh schon lange kein Punkrock mehr? Eine Frage, die man während dem Anstehen immer wieder aufschnappen konnte. Egal, am Ende war es für alle eines dieser Konzerte, auf denen man sich wünscht, sie möchten nie enden.

In zwei Stunden begab sich der Besucher auf eine Zeitreise, die im Jahr 2010 mit dem Opener „Eure Liebe tötet mich“ vom aktuellen Album begann und mit dem Klassiker „Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit“ im Jahr 1994 als letzte Zugabe endete.

Dazwischen präsentierten Tocotronic eine Palette an Songs aus allen Phasen der Bandgeschichte. Klassiker wie „Let there be Rock“ (Leider ohne Trompeten-Fanfare) und Hits wie „Mein Ruin“ oder „Aber hier leben, nein danke“ waren umjubelte Höhepunkt. Das Publikum tanzte zwar ausgelassen, doch Pogo und Crowdsurfer sah man eher weniger.

Vielleicht ist an der Theorie über das Ende des Punkrocks ja doch was dran? Trotzdem bedankte sich die Band artig mit einem „Es macht sehr, sehr viel Spaß euch zuzusehen.“ Danke, ebenfalls, dachte man sich da als Besucher und hofft nach diesem grandiosen Konzert dann doch auf eine „never-ending-tour“.

toco

3 Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons