Kultur, Was machen wir heute?

Peter Pan im Bällebad

Laura Höss
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Ein Bad in 66.000 Bällen: Die Studentin Dominique Engeldinger, 22, hat sich mit der Inszenierung von „Peter Pan“ einen Kindheitstraum erfüllt.

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Die Studiobühne an der Ludwigstraße ist ein großer, schmuckloser Kubus, schwarz gestrichen und unbestuhlt – ein Theater-Werkraum im ursprünglichen Sinne, leer und ein bisschen karg. Ein Raum, der erst durch die Inszenierung zum Leben erwacht.

Heute wirkt er jedoch eher wie der Traum eines Kinderzimmers: Inmitten eines Meers aus kleinen weißen, gelben, roten und grünen Bällen, das den Raum erfüllt, steht ein Riesentrampolin. Holzstege leiten den Weg über dieses Becken aus Plastikkugeln, laden zum Balancieren und Quatschmachen ein.

Diese quietschbunte Spielwelt ist das Bühnenbild und Herzstück der Inszenierung von James Matthew Barries „Peter Pan“, einem Projekt von Studenten der LMU, das am 18. Dezember Premiere feiert.

Seit September proben Dominique Engeldinger und Maxi Becker, beides Studenten der Theaterwissenschaft, hier nun schon mit ihrem Team, einem wild zusammen gewürfelten Ensemble aus Kommilitonen, Freunden und Menschen, die sie auf der Straße angesprochen haben. So entstand in weniger als drei Monaten aus einem über 100 Jahre altem Kinderbuchklassiker ein modernes Stück, das die notorische Ernsthaftigkeit und den Wettlauf um den Eintritt ins „echte Leben“, wie sie durch G8 und Bachelorstudiengänge versinnbildlicht wird hinterfragt.
Die Studiobühne steht Studenten der LMU für eigene Projekte zur Verfügung und Regisseurin Dominique Engeldinger hatte sich zunächst für die Geschichte von Peter Pan, dem Jungen, der für immer Kind bleibt, entschieden, „weil sie so frech ist. Frech und ehrlich“. Der Topos des Nicht-erwachsen-werden-Wollens überschneide sich eher zufällig mit der Tatsache, dass bei ihr und Maxi demnächst der Bachelor und damit auch das Ende des Studiums ansteht. „Wir haben es nicht danach gewählt“, meint sie lachend. „Und mir ist die Parallele auch erst aufgefallen, als mich immer wieder Leute danach gefragt haben.“

Vielmehr war es Dominiques besondere Affinität zum Text von James Matthew Barrie und der Wunsch, vor dem Ende des Studiums noch einmal ein Stück auf die Bühne zu bringen, mit dem man auch theaterpädagogisch arbeiten kann. Denn der ursprüngliche Plan dachte an, die Geschichte mit Kindern zu inszenieren, sie spielerisch an die Kunstform Theater heranzuführen. Sie fragten bei den Münchner Schulen an, doch ihre Idee stieß auf kein allzu großes Interesse.

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So entschieden sich Dominique und Maxi stattdessen für Laienschauspieler. Menschen die interessiert am Projekt waren, vielleicht in der Schule bereits Erfahrungen mit Theater gemachte hatten, ansonsten aber wenig mit Schauspielerei am Hut hatten. Und erarbeiteten mit ihnen durch intensive theaterpädagogische Lektionen wie Atem- Sprechübungen oder Aufgaben zur Herausbildung des Körperbewusstsein und des Vertrauens innerhalb der Gruppe in kürzester Zeit ihre Charaktere.
„Jeder Einzelne hat unglaublich viel von sich selbst in seine Rolle gelegt“, erzählt Maxi.
„Und das Schönste an dem ganzen Projekt war eigentlich zu sehen, dass die Arbeit fruchtet. Wenn man merkt, wie die Leute in ihre Rollen finden und es anfängt Spaß zu machen.“

Auch zu merken, wie ein Stück eigentlich entsteht – wie man sich letztendlich für einen Handlungsstrang entscheidet, wann man die Technik einspielt, wie sich erst durch das Lesen einer Rolle und anschließend dem Auswählen der Textpassagen ein Charakter entwickelt, war für die beiden eine vollkommen neue Erfahrung. Denn ihr Studium liefert ihnen zwar die Theorie, viel Platz für praktische Ansätze bleibt ihnen jedoch nicht.
Umso besser, dass ihnen der Stoff von Peter Pan Raum ließ, sich auzutoben, Fehler zu machen, Ideen zu verwerfen, zu spielen im ursprünglichsten Wortsinn. Gerade als sie das erste Mal auf die Bühne gingen, gab es noch einmal einen großen Motivationsschub in der Gruppe. „Wir sind alle solche Spielkinder – und wer hat nicht schon einmal davon geträumt, in einem riesigen Becken voll mit bunten Plastikbällen zu schwimmen?“, bemerkt Dominique. Diesen Kindheitstraum hat sie sich mit ihrer Version von „Peter Pan“ erfüllt.

“Peter Pan – die Geschichte vom Jungen, der nicht erwachsen werden wollte”
am 18.Dezember 2012 in der Studiobühne Ludwigstraße 25, Beginn 20 Uhr.
Weitere Vorstellungen am 19. und 20.Dezember.

Reservierungen unter peterpan2012@live.de, die Karten kosten 7€, ermäßigt 5€.

Fotos: Jonas Münch

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