Kultur, Nach(t)kritik

Einfach Zauberhaft

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Die Zauberflöte

Zwar sagt das eigentlich die Königin von Transsylvanien in My Fair Lady zu Eliza Doolittle, aber auf diese Inszenierung der Oper Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart passt es auch sehr gut. die Inszenierung von 1978 wirkt auch heute noch frisch wie am ersten Tag. 

Tamino ist ein Prinz aus einem fernen Land, der auf der Suche nach der sternflammenden Königin ist. Warum weiß keiner so ganz genau. Unterwegs wird er von einer Schlange angefallen und von drei Damen gerettet. Wieder aus dem Koma erwacht, trifft Tamino auf Papageno, der sich fälschlicherweise mit der Heldentat brüstet. Zur Strafe bekommt er von den drei Damen ein Schloss vor den Mund. Sie überreichen Tamino ein Bild von Tamina, der Tochter der Königin. Für Tamino ist es Liebe auf den ersten Blick und er zieht gleich mal los, um die Holde aus den Klauen des bösen Sarastro zu befreien. Nur ist der gar nicht so böse, wie die Königin der Nacht dem Jüngling weismachen will. Am Ende findet fast jedes Töpfchen sein Deckelchen, auch Papageno geht trotz vieler Verfehlungen nicht leer aus.

Die Zauberflöte

Regisseur August Everding hat sich ganz von der Natürlichkeit leiten lassen und das merkt man sowohl bei der Personenzeichnung als auch allgemein bei den Abläufen. Das Bühnenbild bewegt sich quasi mit, wenn jemand von links nach rechts läuft, läuft auch der Prospekt im Hintergrund mit. Das erzeugt eine große Lebendigkeit und eben die gewünschte Natürlichkeit. Die Landschaften sind sehr real und könnten auch irgendwo tatsächlich existieren. Auch die Kostüme verfolgen das Konzept der Natürlichkeit. Dazu passt es, dass auch immer viel Bewegung auf der Bühne ist, langweiliges Rampenstehen gibt es nicht. Sorgsam inszeniert, hat diese Oper heitere, fast lustige Elemente, die so manche moderne Produktion schmerzlich vermissen lässt. Besonders pfiffig fand ich es, den Text aus dem Quintett im ersten Akt

Bekämen doch die Lügner alle
Ein solches Schloß vor ihren Mund;
Statt Haß, Verleumdung, schwarzer Galle,
Bestünden Lieb’ und Bruderbund.

direkt ans Publikum zu singen. Eine wirklich sehr schöne Inszenierung, die hoffentlich noch lange auf dem Spielplan bleibt.

Die Zauberflöte

Musikalisch war es an diesem Abend ein bisschen durchwachsen. Vor allem bei den Ensembles hatte ich den Eindruck, dass es immer ein wenig auseinanderläuft. Die Stars des Abends waren für mich Anna Virovlansky als Pamina und Alex Esposito als Papageno. Noch nie habe ich die Arie “Ach ich fühl’s” inniger und berührender gehört, leider brach dabei eine wahre Hustenorgie aus, die zumindest mich nicht völlig entrücken lies. Szenisch wie musikalisch war Alex Esposito überzeugend, für mich derzeit einer der besten Papagenos.

Es war ein toller Opernabend und man kann nur hoffen, dass die Bayerische Staatsoper diese Produktion künftig wieder etwas öfter spielt.

Fotos Wilfried Hösl

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