Kultur, Live

Erkennen, vermehren, wachsen: Das on3-Festival

Sebastian Gierke
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on3

Am Samstag findet das für mich beste Musikfestival Bayerns statt: Das on3. Wer keine Karten mehr bekommen hat, kann live im Internet dabei sein.

Ich habe ja schon an anderer Stelle über die Unmöglichkeit von Nuller-Shows spekuliert. Einen gemeinsamen Nenner der Popmusik des zu Ende gehenden Jahrzehnts zu finden, ist kaum möglich. Vor allem ist es nicht erstrebenswert.

Erstrebenswert sind dagegen ein paar Wegweiser im Popdschungel. In der globalisierten Popwelt ist zwar alles nur einen Mausklick entfernt, die Qualität wird aber leider zu oft in der Masse unsichtbar.

Auch deshalb ist das on3 – Festival so großartig. Sehen und Hören bedeutet in den akustisch so formidablen Hörfunkstudios des BR für viele der Besucher auch: erkennen, vermehren, wachsen. Man kann hier Musik entdecken, die von den popmusikalisch absolut vertrauenswürdigen Menschen vom Zündfunk und on3 ausgesucht wurde.

Vor zwei Jahren waren zum Beispiel The Felice Brothers aus New York da. Ausgesehen haben sie wie streunende Tagediebe. Das Radio-Interview vor ihrem Auftritt musste ausfallen, weil die Band zu besoffen war. Als die drei Brüder dann aber auf der Bühne standen, liefern sie eine derart lustige, staubige, kaputte, inbrünstige Bluesrock-Show ab, als stünden sie in der Fußgängerzone und müssten dort um Brot für ihr Abendessen spielen. Nichts an diesem Auftritt war virtuos, alles an diesem Auftritt war perfekt. Und nach dem Auftritt hat einer der drei erzählt: „Ich hätte fast geweint.“ Er hatte eine hübsche Münchnerin an der Hand: „Die Leute mochten uns tatsächlich!“ Es war der zweite Auftritt der Band überhaupt in Europa, der erste in Deutschland. 

Auch in diesem Jahr gibt’s viel zu entdecken. Das Line-Up verspricht nichts weniger als einen der besten Konzertabende des Jahres.

Chris Garneau ist zum Beispiel dabei. Oder die aktuell spanneste Verbindung von Hedonismus und Wut: Ebony Bones.

Von der dummen Exzentrik mancher Hype-Band, samt der dazugehörenden Fans bleibt man jedenfalls  verschont.  

Natürlich – und leider  – ist das Festival schon wieder seit Wochen ausverkauft. Aber Verzicht muss trotzdem niemand üben: Der Videolivestream auf on3.de/festival am Samstag von 19:30 bis 02:00 bringt aus allen drei Sendestudios, mit je zwei Kameras, alle 17 Bands nach Hause auf den Computer.

Zusätzlich kann man sich hier schon jetzt freie mp3s und ab Samstag Abend dann Livemittschnitte der auftretenden Künstler herunterladen.

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