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Feiern aus Prinzip – Der Bund für Geistesfreiheit kämpft gegen das Tanzverbot

Karla Hamm

Ostern steht kurz vor der Tür, viel steht an. Familientreffen, Ostereier bemalen, alte Bekannte wiedersehen. Was auch ansteht, ist die alljährliche Diskussion um das Tanzverbot. In Deutschland ist an Gründonnerstag (ab 18 Uhr), Karfreitag und Karsamstag Ruhe geboten. Aber sind stille Feiertage noch zeitgemäß?

Was bedeutet „Tanzverbot“ überhaupt?

Deutschland ist ein christlich geprägtes Land. Unsere Feiertage beruhe meistens auf religiösen Ereignissen, an die erinnert werden soll. Karfreitag zum Beispiel an die Kreuzigung Jesus. Als solcher Tag wird er eher als Tag der Trauer und des Nachdenkens, als als Feiertag betrachtet. Ähnlich verhält es sich mit Allerheiligen, wo man sich an die Verstorbenen erinnert und sie ehrt. Hier stehen Feierlichkeit und Ehrfurcht im Vordergrund.

Das Tanzverbot ist eine Art und Weise, diese religiösen Bräuche zu respektieren. Es geht um Verzicht aus Respekt, sei es Fasten oder das Verbot laute Musik zu hören oder zu tanzen. Auch abstinent sollen gläubige Christ*innen bis Ostern sein.

Seit Jahren aber verschaffen sich auch andere Stimmen Gehör. Viele fühlen sich von dem Tanzverbot bevormundet, jeder solle unabhängig von Religion leben können wie er*sie wolle. Es wird eine stärkere Trennung von Staat und Kirche gefordert.
In der Diskussion um das Tanzverbot treffen starke Glaubensgrundsätze aufeinander. Gläubig christlich gegen alle, die der Religion nicht angehören, alt gegen jung, konservativ gegen liberal.

Der Bund für Geistesfreiheit München

In München gibt es vor allem eine Institution, die sich stetig gegen das Verbot ausspricht: der Bund für Geistesfreiheit. Der Bund bezeichnet sich als eine Weltanschauungsgemeinschaft und spricht sich offen für die stärkere Trennung von Staat und Kirche aus. Im Namen des Humanismus tritt der Bund für Respekt und Toleranz trotz verschiedener religiöser Überzeugungen ein. Besonders die Meinung zur Kirche als staatliche Institution wird schnell deutlich.
„Vor allem sind die Privilegien der Kirchen abzubauen, die in keinem anderen Staat der Welt so stark aus Steuergeldern, auch von Konfessionslosen, subventioniert werden, wie hierzulande!“ heißt es auf der Website.
Der BfG ist die starke Stimme, die es momentan braucht, jemanden, der in Zeiten des Konservatismus gegen hält. Sie klagen gegen Söders Kreuzerlass, sprechen sich gegen Faschismus aus und organisieren Demos, eben auch gegen das Tanzverbot. Wenn es nach dem BfG geht, ist es höchste Zeit für ein Umdenken.

“Das Tanzverbot muss weg. Ein solches Instrument der Bevormundung und Kontrolle von Menschen hat in einer Demokratie nichts zu suchen. Dazu muss endlich das bayerische Feiertagsgesetz liberalisiert werden”, so die BfG München-Vorsitzende.

Dem Vorwurf, man wolle Feiertage abschaffen, widerspricht die Pressesprecherin Assunta Tammelleo, eine Umbenennung der Daten hingegen könne man sich gut vorstellen. Man will den Fokus verrücken, weg von den christlich geprägten Feiertagen, hin zu Tagen wie dem Internationalen Frauentag oder dem Tag der Menschenrechte.

Die Statistik liefert weitere Gründe, die gegen das Tanzverbot und für das Engagement des Bundes sprechen. Die Mitgliederzahlen des Statistischen Amts der Stadt München zur Religionszugehörigkeit sprechen für sich: Lediglich 24,70 Prozent der Münchner*innen sind Mitglied der katholischen Kirche (Stand 31.12.2023), die evangelische Kirche schafft es nur auf 9,0 Prozent. Der Rest der Münchner*innen ist konfessionsfrei oder gehört einer anderen Religionsgemeinschaft an. Trotzdem muss sich jeder an die Regeln halten, die an den stillen Feiertagen gelten.

Gute Nachrichten gibt es für alle, die diese Ostern Lust haben, ein wenig zu rebellieren. Das Programm der Club Revolution ist groß und teilweise als Demo angemeldet, dadurch mit einer kleinen Regel verbunden. Manche kennen das vielleicht schon aus den letzten Jahren, denn bei diesen Partys muss theoretisch alle zwei Stunden ein Redebeitrag eingeschoben werden. Das ist eine Auflage des KVRs, die Events an stillen Tagen möglich macht. Feiern lässt es sich trotzdem gut.

Feiertermine – wer hat auf?

Die Club Revolution an Gründonnerstag, 28.03.2024

Im Rahmen der “Clubrevolution – Gegen das Tanzverbot an Feiertagen” finden 14 Veranstaltungen an Gründonnerstag statt. Bei Bayerns größter Party gegen das Tanzverbot kommt Ihr mit einem Ticket in alle beteiligten Clubs. Mit dabei sind:

089, Filmcasino, Pacha, Sweet Club, Call Me Drelle, Neuraum, Hemmungslos, Milchbar, Freiheitshalle, Eddie Rock Club, Schlagergarten, Kölsch Bar, Americans, ABC
Alle weiteren Informationen zur Club Revolution findest du hier.

Weitere Veranstaltungen an Gründonnerstag, 28.03.2024

Nachtgalerie, Nachtwerk, Backstage, Backstage II, Rote Sonne, Goldener Reiter, Bahnwärter Thiele, Yokocho Karaoke Bar, The Leg Bar, Import Export, UnterDeck, Prosecco Bar

Das ist los am Karfreitag, 29.03.2024

ROODY Bar, Nachtgalerie, Nachtwerk, Neuraum, Import Export, The Keg Bar, UnterDeck, Rote Sonne, Goldener Reiter, Bahnwärter Thiele, Yokocho Karaoke Bar, Kulturbühne Hinterhalt, Roody Tanzcafé, Backstage, Prosecco Bar

Und hier der Karsamstag, 30.03.2024

Freiheitshalle, UnterDeck, Import Export, Vintage Club, Yokocho Karaoke Bar, Prosecco Bar

Titelbild: Antoine J. / Unsplash

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