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Für ein müllfreies München – mehr Bewusstseinsbildung und tollere Mülleimer sollen her!

Vanessa Filgertshofer

Drei Gruppen haben sich für ein gemeinsames Ziel entschieden! München hegt ein sehr sauberes Image – doch die drei Münchner Umwelt-Initiativen (rehab republic e.V., Aktives Harlaching, Mach Ma Moosach Sauber) sehen das anders und stellten deshalb Forderungen für ein Müllfreies München und übergaben diese an die zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden. Bei ihren Müllsammelaktionen füllen sie unzählige Müllsäcke voll mit Kippen, Kronkorken, Glasscherben, Einwegbechern, Hundekotbeuteln und vielem mehr. Dieses Müllsammeln kann allerdings nur ein kleiner Teil der Lösung sein. 

Sie sind der Meinung, dass sich in der Stadt etwas ändern muss, um eine langfristige Verbesserung anstreben zu können, die Initiativen fordern: effektivere Bewusstseinsbildungskampagnen, attraktivere und funktionalere Mülleimer sowie eine zentrale Anlaufstelle, mit der sie gemeinsam in einem konstruktiven Austausch an Lösungen arbeiten können. 

Kleiner Ausschnitt einer Müllsammelaktion Foto: © Simone Reitmeier

Um einen intensiveren Einblick in diese Thematik und in die Forderungen zu bekommen, stellten wir Simone Reitmeier von rehab republic einige Fragen. 

Simone Reitmeier von rehab republic Foto: © Sebastian Klich

Liebe Simone, München gilt gemeinhin ja als sehr saubere Stadt – ist das nicht so?

Die Stadt München investiert Jahr für Jahr eine riesen Summe in die Reinigung von Straßen und Parks. Was die Mitarbeiter*innen der Stadtreinigung aber nicht schaffen können, ist z.B. die Entfernung von unzähligen Kippen, Kronkorken und anderen Kleinstmüll vom Isarufer, Englischen Garten oder aus den Grünstreifen. Die bleiben als (Umwelt-)Problem zurück. Und wenn man mal einen Blick dafür hat, sieht man den Müll leider überall herumliegen.

Eine Forderung von euch ist eine zentrale Anlaufstelle für die Thematik „Sauberkeit im öffentlichen Raum“ in der Stadt. Was kann und soll diese bewirken?

Die Stelle sollte aus unserer Sicht konkrete Ziele und Maßnahmen für ein müllfreireres München formulieren und mit allen relevanten Stellen und Initiativen innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung in Kontakt sein, um gemeinsam Verbesserungen anzustoßen. Die angestoßenen Maßnahmen sollten jährlich evaluiert werden.

Es haben sich in den letzten Jahren viele Initiativen gegründet, die sich dem Thema Littering verschrieben haben und regelmäßig Cleanups oder auch Workshops dazu organisieren. Die zentrale Anlaufstelle sollte auch für diese Ansprechpartnerin sein und einen Fördertopf für Anti-Littering-Aktionen und -Kampagnen verwalten.

Wer kümmert sich bis jetzt um das Thema?

Es gibt z.B. Ansprechpersonen für das Melden von überfüllten Mülleimern im Baureferat oder für Ramadama-Aktionen beim AWM, aber unserer Meinung nach niemanden, der ein Gesamtkonzept für weniger Vermüllung im Blick hat.

Ihr fordert funktionalere Mülleimer. Was an den bestehenden Mülleimern ist schlecht?

Nur sehr wenige Mülleimer, z.B. an den Zugängen zu den U-Bahnhöfen, haben extra Vorrichtung für das Entsorgen von Kippen. Zudem gibt es vorwiegend in Parks oder an der Isar das Problem, dass Vögel – vor allem Krähen – den Müll rausholen und verteilen.

Gibt es spezielle „Problemplätze“ in der Stadt?

Es gibt die bekannten Hotspots an der Isar und in den Parks. Aber wenn man genau hinschaut, ist von der Stadtmitte bis in den Randbezirken jeder Grünsteifen, jede Hecke und jede Bushaltestelle betroffen.

Foto: © Petra Serbin

Von den Problemplätzen zu den Stadtvierteln: Offensichtlich kümmert man sich um den Kern der Stadt besser als um die Randbezirke. Warum ist das so? Sollte man in Zukunft nicht alle Bereiche gleich stark miteinbeziehen? (Dass es bspw. in Neuperlach und Laim genau so sauber sein wird wie im Zentrum)

Die Größe der Innenstadt ist natürlich überschaubar und daher einfacher zu reinigen. Aber wenn wir vom Gärtnerplatz bis zur Eisbachwelle mit 20 Leuten über 10.000 Kippen aufheben, kann man nicht sagen, dass es dort sauber ist. Bewusstseinsbildungskampagnen sollten sicher auch mehr Fokus auf die Stadtviertel legen und nicht nur die Hotspots, wie die Isar, im Blick haben.

Ihr fordert auch härtere Bußgelder: Aber wer soll das kontrollieren oder wie werden Müllsünder*innen eigentlich überführt?

Wie bei Fahrkartenkontrollen in der U-Bahn oder Alkoholkontrollen beim Autofahren, geht es nicht darum, alle zu erwischen, sondern so regelmäßig zu kontrollieren, dass die Möglichkeit besteht, erwischt zu werden. Wenn der kommunale Außendienst Radler*innen in der Fußgängerzone zur Kasse bittet, kann er das auch bei denjenigen machen, die Kippen oder anderen Müll auf den Boden werfen oder liegen lassen.

Wäre es nicht schlauer mehr Bewusstsein zu schaffen, statt hohe Geldstrafen zu verhängen? Und wie könnte das in Zukunft funktionieren?

Die Durchsetzung von Geldstrafen kann natürlich nur ein kleiner Bestandteil sein. Vielleicht würden einige Raucher*innen aber nach einem gezahlten Bußgeld von 55 € – so viel kostet das Wegschnippen einer Kippe in München eigentlich – zukünftig doch einen (Taschen)Aschenbecher benutzen?

Mehr Bewusstsein schaffen ist auch unser Fokus. Hier gibt es neben rehab republic viele weitere Akteure, die gute Ideen haben. Wenn wir uns zusammentun und von der Stadt die nötige Unterstützung bekommen, können wir hier einiges erreichen. Jeder Euro, der in gute, möglichst interaktive Bewusstseinsbildung gesteckt wird, spart Geld beim Hinterherräumen. Da ist noch viel Luft nach oben.

Eure Forderungen wurden an Münchens zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden übergeben: Bis wann rechnet ihr mit einer verbindlichen Antwort von ihr? Wer entscheidet darüber, ob eure Vorschläge umgesetzt werden?

Katrin Habenschaden wird sich mit den entsprechenden Referaten in Verbindung setzen. Vieles können die Referate selbst anstoßen, für manche Maßnahmen braucht es Beschlüsse vom Stadtrat. Wir werden uns auf jeden Fall im Sommer bei einem weiteren Treffen über den Stand erkundigen.

Was kann sich München beim Thema Müll von anderen Städten abschauen?

In Frankfurt etwa gibt es eine eigene Stabstelle die in einer breit angelegten Imagekampagne auf das Thema Littering aufmerksam macht oder sich um eine verbesserte Infrastruktur kümmert. In immer mehr Städten gibt es sogenannte Müllscouts, die Aufklärungsarbeit leisten und z.B. kostenlos Taschenaschenbecher zur Verfügung stellen. Viele Müncher*innen wünschen sich auch attraktivere Mülleimer mit animierenden Sprüchen wie in Berlin oder Wien.

In Dresden habe ich Letztens was Cooles gesehen… und zwar einen, auf den ersten Blick, gewöhnlichen Mülleimer welcher mit einem unterirdischen Container verbunden war, sodass mehr Müll gesammelt und vor Krähen gesichert werden kann. Kennt ihr diese Mülleimer-Variante? Und wäre das auch eine Option  für München?

Ja, die gibt es teilweise auch schon in München. Unterflurcontainer heißen die. An manchen Standorten können die nützlich sein. Aber meistens fehlt im dicht bebauten München der Platz dafür. Und wenn wir uns entscheiden müssten, wofür Geld eingesetzt wird, dann sehen wir das in Bewusstseinsbildung und in mehr Mülleimern mit Aufsätzen für Kippen besser investiert.

Stichwort Sammelaktionen: Wann und wo kann ich bei euch mithelfen?

Es gibt in München regelmäßige Cleanups. Die nächste richtig große Aktion findet am 28.5. ab 12 Uhr am Gärtnerplatz statt. Ab Ende Mai findet ihr dann alle Cleanup-Termine auf cleanupmunich.de! Oder über Instagram auf cleanup.munich!

Cleanup-Aktion Foto: © Petra Serbin

Titelbild: © Vanessa Tschapke

2 Comments
  • Khoa Nguyen
    Posted at 21:44h, 03 Mai

    Danke für das Engagement. Ich lebe an der Isar an einer der schönsten Ecken und sehe es nicht so gerne, wenn besonders an wärmeren Tagen die Flaschen, Restemüll, Pappkarton an der Isar rumliegt und der Reinigungsdienst räumt alles auf, obwohl Riesencontainer in unmittelbarer Nähe sind. Ich verstehe es einfach nicht. Das andere Sorgenkind sind die überfüllten Minimülleimer, die zum. Zerbersten voll sind. Da wird der Müll einfach drübergestülpt. Ich hoffe, dass es sich legt.

  • Martin Biendl
    Posted at 13:49h, 08 Mai

    Was München von anderen Städten lernen kann? Ich kenne kaum eine andere Großstadt, wo man teilweise so lange laufen muss, bis man auf den nächsten Mülleimer trifft. Die Mülleimer mit System aufzustellen kann auch helfen, z. B. an jeder Straßenkreuzung. Wo auf jeden Fall ein Mülleimer hingehört, ist jede Bank, egal ob in Parks, auf öffentlichen Plätzen etc. Wo die Menschen pausieren, hinterlassen sie Müll. In den Parks wäre eine große Öffnung wünschenswert. Viele scheinen überfordert,einen Pizzakarton zu falten, damit er hineinpasst. Eine stichprobenartige Bestreifung der Parks und Isar-Hotspots zu späterer Abendstunde könnte auch helfen, besonders jetzt, wenn es nachts wieder wärmer wird. Die Leute als Zivilperson anzusprechen, kann ich leider nicht empfehlen, es sei denn, man steht auf aggressive Auseinandersetzungen.

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