Anzeige, tagebook der Rausfrauen
Für einen wolltätigen Zweck
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Wollspenden für Asylbewerberheim gesucht!
In der Bayernkaserne, der Erstaufnahme-Einrichtung für Flüchtlinge in München, wird jeder Knäuel Wolle benötigt, um über 500 Leute mit Selbstgestricktem zu versorgen.
Afghaninnen sind begnadete Häklerinnen, wurde mir gesagt. Und in der Tat konnte ich mich heute selbst überzeugen – die kleine ältliche Frau, die sich den Stuhl neben mir schnappt, hat doppelt so dicke Finger wie ich und häkelt ca. drei mal so schnell. Die Mütze, die sie gemacht hat, ist einwandfrei, das Muster raffiniert. Keine Ahnung, wie man das macht! Die Wolle schimmert perlmuttfarben und ist nun leider aufgebraucht. Jetzt sucht die kleine Dame nach einer ähnlichen Farbe, um sich einen Schal zu machen. Passende Farbe gibt es nicht, und die Wollzuteilung ist streng rationiert.
„Wenn wir die Wolle einfach rausgeben, ist hier die Hölle los – jede nimmt dann, was sie kriegen kann. Wolle ist im Moment rar bei uns“, erklärt Annette Freihardt, die als ehrenamtliche Helferin den wöchentlichen Näh-, Strick- und Häkeltreff mitorganisiert. Sie hatte uns angeschrieben, weil sie in der Zeitung über die „Rausfrauen“ gelesen hatte und uns um Wolle gefragt. In der Tat hatten wir ebenfalls Dank großzügiger Wollspenden von lieben Menschen Einiges übrig, wovon wir was abgeben wollten und so war die Mission, Wolle zu bringen und etwas Unterricht zu geben.
Die bunten Wollsäcke, die ich mitgebracht hatte, wurden erst einmal in die Küche gebracht – dort werden sie in gleichwertige Portionen aufgeteilt und in Tüten gepackt, die dann an die Ladies ausgegeben werden. Es erscheint mir als eine ungewöhnliche Methode aber dies ist ein ungewöhnlicher Ort und als ich sehe, wie viele Frauen um Wolle anstehen, und wie wenig vorhanden ist, beginne ich zu verstehen. „Wenn eine Frau eine andere Farbe braucht, oder eine andere Häkelnadelstärke, kann sie sie eintauschen. Aber wir versuchen darauf zu achten, dass alle gleich viel bekommen und jede arbeiten kann.“
Ich häkle mit zwei enthusiastischen Anfängerinnen kleine Blümchen, die das Zimmer etwas freundlicher machen sollen und lerne auf persisch zu sagen „ich häkle eine Blume“, was allerdings nur bis zur Busfahrt hält. Die Blümchen halten hoffentlich länger, denn die grauen Gebäude in grauem Schnee hinter grauen Zäunen können das definitiv gebrauchen.
Und die Frauen im Camp können jede Menge Wolle und Nadeln gebrauchen!
„Spenden können von mir auch gerne mit dem Auto abgeholt werden“, sagt Annette Freihardt, „wir sind wirklich um jedes Knäuel dankbar.“
Also an die Schränke, Leute und das Material für die unvollendeten Schals und Pullis rausgeholt und abgegeben!
Email an annette-freihardt[ät]gmx.de und der Faden kann weiterlaufen ….