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Geist und Macht in München

Adrian Renner
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Rilke, Hoffmansthal, Th. Mann – und dann Hitler. Wolfgang Martynkewicz hat ein Buch über den Salon der Verlegerfamilie Bruckmann geschrieben, in dem sich Münchner Künstler und Literaten die Klinke in die Hand gaben – bis der Salon zu einen Nazizirkel wurde.

geistmacht

Der Karolinenplatz 5: Wie oft man da schon vorbeikam, am Sparkassengebäude. Der Bamberger Literaturwissenschaftler Wolfgang Martynkewicz hat ein Buch veröffentlicht, dass die Geschichte dieses Hauses näher untersucht und beleuchtet. 1908 ziehen hier die Verleger Hugo und Elsa Bruckmann ein, seit Jahren führen sie einen der wirkungsmächtigsten Salons Deutschlands in der Zeit nach der Jahrhundertwende. Alle wichtigen Münchner Geistesgrößen der literarischen und künstlerischen Moderne verkehren hier – Thomas Mann, Rainer Maria Rilke, Hugo von Hoffmansthal, Harry Graf Kessler, Rudolf Kassner und andere. Doch nach dem ersten Weltkrieg führen die Bruckmanns einen jungen Mann in ihren gehobenen Zirkel ein, der auf den ersten Blick nicht viel zu tun haben scheint mit Münchens geistigen Vorzeigebildern: Adolf Hitler. Martynkewicz untersucht an Hand dieser eigen- und einzigartigen Münchner Konstellation , wie sich das unglückliche Bewusstsein der Moderne in politischen Faschismus umschlägt, wie aus einem vergeistigten Verlegerpaar die NSDAP-Mitglieder 91 und 92 wurden. Ein beeindruckendes Buch über Münchens Geistesgeschichte – wer das alles nicht selbst lesen will: am heutigen Mittwochabend stellt Mankiewicz sein Buch im Gespräch mit Andreas Heusler vom Münchner Stadtarchiv im Literaturhaus vor; Schauspieler Wolfgang Hinze liest Briefe und andere Zeugnisse der Salonbesucher.

Mittwoch 9.12. Literaturhaus München, Salvatorplatz 1, 20.oo Uhr, Eintritt: Eintritt: Euro 8.- / 6.-

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