Leben

Gute Freunde???

Christoph Leischwitz

Mindestens nach jedem Bundesliga-Spieltag: Eine ehrliche Analyse der Stadionereignisse.

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Liga 1

So, Bayern hat also 0:0 in Stuttgart gespielt. Vielleicht ein Freundschaftsdienst für den Gilchinger und ehemaligen Bayern Markus Babbel, wenn auch ein unfreiwilliger. Die Stuttgarter wissen, was sie an ihm haben, der Trainer bleibt nach harten Wochen weiter im Amt. Im schnelllebigen Bundesliga-Geschäft tritt ab und an doch noch mal jemand auf die Vernunftbremse.

Mario Gomez durfte in Stuttgart von Beginn an ran, und da zeigten die Fans allerdings, dass sie doch ein recht kurzes Gedächtnis haben: Ausgebuht wurde er bei jedem Ballkontakt. Mit seinen Toren hat er Stuttgart in der vergangenen Saison in die Champions League geschossen, und dass der VfB dort nun so schlecht spielt, dafür kann er ja nichts. Er ist der teuerste Deutsche in der Bundesliga – und er selbst wollte wechseln. Reisende soll man ziehen lassen. Und wenn sie dann mit einem anderen Trikot zurück kommen, vielleicht etwas mehr Souveränität zeigen.

Was aber dann doch ungemein aufregt beim FC Bayern, das ist das Geschachere um Schalkes Torwart Manuel Neuer. Bayern will ihn offensichtlich haben, und dafür gibt es ja erst einmal auch gute Gründe. Er ist einer der besten Keeper, und das in seinem Alter (23). Er ist sympathisch obendrein. Er hätte Zukunft.

Aber das geht nicht. Das darf nicht sein.

Erstens: Sollte es tatsächlich stimmen, dass Neuers Wechsel zu Bayern abgemachte Sache ist, ist es fies, das jetzt schon kundzutun. Genauso ist es einem gewissen Sebastian Deisler widerfahren, der 2001 von der Hertha für 20 Millionen Mark an die Bayern verkauft wurde. Hertha konnte aber den Mund nicht halten, und dann stand Deisler als der Böse da, der ein Geheimnis für sich behalten und die Fans verraten hat. Dasselbe soll wohl nun mit Neuer geschehen.

Außerdem bleibt eine leise, ganz leise Hoffnung, dass es nicht stimmt. Denn Manuel Neuer spielt nicht nur für Schalke, er ist ein Schalke-Fan durch und durch. Bevor er im Kasten stand, stand er dahinter in der Fankurve. Und dass er dort im Geiste immer noch steht, bewies er in der vergangenen Saison, als Schalke in der Allianz Arena 1:0 siegte. Da lief er beim Schlusspfiff zur Eckfahne, riss sie heraus und warf sie weg. Genau so wie damals Oliver Kahn, als die Bayern 2001 den Schalkern in letzter Sekunde die Meisterschaft wegnahmen.

Das müssen die Bayern-Oberen missverstanden haben, als Bewerbung auf Kahns Nachfolgeposten. In Wahrheit war es das Gegenteil. Es war subtil vorgetragener Hass. Es war Rache. Neuer identifiziert sich wie jeder Schalke-Fan über seinen Hass auf den FC Bayern (und klar, auf Dortmund auch).

Und nun soll also ein millionenschwerer Brainwash bevorstehen. Ich finde, da ist es mal wieder Zeit für eine Floskel: Man kann sich mit Geld nicht alles kaufen. Oder so: Man sollte sich mit Geld nicht alles kaufen können. Neuer würde niemals freiwillig zu Bayern gehen. Er würde es nur tun, wenn ihm sein Berater sagt: Schalke braucht das Geld (und ich als Berater auch!). Dann würde er sich vielleicht opfern. Aber zu den Bayern? „Gute Freunde kann niemand trennen“ – my ass!

Liga 2

Viele gute Freunde scheint 1860 auch nicht mehr zu haben. „Wir haben die Schnauze voll“ schallte es am Samstag durch die Arena, als die Löwen 0:1 gegen Kaiserslautern verloren. Gut, gegen Lautern kann man mal verlieren, aber wie eben.

Verteidiger Mate Ghvinianidze wurde eine besondere Schmähung zuteil: Als er nach dem Spiel sein Trikot über den Zaun warf, flog es postwendend zurück, weil es niemand haben wollte.

Die Fans sind sauer, der Verein wird vom FC Bayern wegen nicht bezahlter Catering-Kosten verklagt, die Stadiondiskussion ist wieder voll entbrannt, das Grünwalder ist nun plötzlich wieder Thema für die erste Mannschaft.

In einem Satz: Bei 1860 ist alles beim Alten.

Trotzdem: Es geht noch tiefer. So langsam muss 60 aufpassen, nicht auch noch in die dritte Liga abzusteigen. Das wäre dann für die Fans schon noch einmal eine besondere Schmach.

Liga 3

Die SpVgg Unterhaching marschiert. Von allen Münchner Vereinen hat sie derzeit den besten Tabellenplatz, drei nämlich, nach einem 2:0-Erfolg beim so genannten Sicherheitsspiel in Dresden (die Fans waren beim vorigen Heimspiel mal wieder ausgetickt und hatten Böller aufs Spielfeld geschmissen).

Schon in der vergangenen Woche wurde Trainer Ralph Hasenhüttl von einem Journalisten schon mit einem Profiposten in Österreich in Verbindung gebracht. Hasenhüttl lachte, als er das hörte, und meinte halb im Scherz, dass er sich zumindest in den nächsten anderthalb Jahren nicht über ein Engagement bei Austria Wien nachdenken wolle – wenn, dann doch bitte Nationalmannschaft!

Fakt ist: Der 42-jährige gebürtige Grazer ist einer von Hachings besten Männern. Nachdem er die Mannschaft von einem völlig entnervten Werner Lorant übernommen hat, spielt Haching jedes Jahr oben mit. Sein Team hat auf jeden Fall mehr verdient, als am kommenden Wochenende gegen den FC Heidenheim zu spielen.

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