Kultur

Gute Kurzfilme + hübsche Mädchen = Filmhochschulfest

Markus Michalek

Markus Michalek alias Kapinski hat sich ins Filmmuseum begeben und das Programm 3 des Filmhochschulfests angeschaut. Gleich drei Rezensionen dazu könnt ihr hier lesen:

Vorbemerkung:
Kurz vor Beginn des, zumindest für mich ersten Programms: Oben, im ersten Stock des Filmmuseums ein wildes Sprachengewirr, meist aber Englisch, mit den verschiedensten Akzenten. Und zuvor auf dem Weg ins Gebäude: der Altersdurchschnitt ist angenehm jung, bei einem Internationalen Filmfest der Filmhochschulen soll das auch so sein. Dazu, hübsche Mädchen, von coolen Jungens umlagert und vice versa, liebäugelt, flirtet und diskutiert man sich durch das Gespräch und in erster Linie dreht sich alles um eins: Film (machen, sehen, drehen, lieben, hassen, verehren, konzipieren, diskutieren etc.) Und genau so, nicht anders, muss es sein.

Auf der Leinwand dann (in nicht chronologischer Reihenfolge):

The Subtitle Girl

Subtitle-Gir

Der Plot ist schnell erzählt. Ein junger Mann namens Louis wachte eines Morgens auf, an diesem Tag gab es nicht besonders viel zu tun für ihn. Und während er unterwegs ist, Zigaretten zu kaufen, fällt er den Entschluss sich zu verlieben. Als könnte man sich zur Liebe entschließen, aber der gerade erst 21-jährige Regisseur Goncalo Soares scheint genau das zu können. Die Zitate aus Pop (Bob Dylan, David Bowie, the Doors) und Klassik (6. Sinfonie von Beethoven) jedenfalls schaden diesem Film in keinster Weise, ebenso wenig die gekonnt eingesetzte SchwarzWeiß-Ästhetik. Im Gegenteil und selbst das Geständnis von Soares, er hätte sich in Sachen Regiehandwerk an Kubrik orientiert fällt nicht negativ auf ihn zurück – denn im Kino gilt schließlich: Alles ist möglich, es muss nur gut gemacht sein.
Sicher einer der beiden stärksten Filme im Programm 3. Das liegt definitiv nicht nur an der Tatsache, dass Subtitle Girl auch eine gelungene Hommage an den Nouvelle Vague, insbesondere an Godard und den für Cineasten unsterblichen Film a bout a souffle ist. Ein großartig gefilmter, vor allem aber auch erzählter Film, mit einer weiblichen Hauptdarstellerin, der ihr Schmollmund mehr als gut steht.

Four

Four

Doppelt hält besser, sagte meine Großmutter gern. Für Paare gilt in dieser Hinsicht, zu viert ist manches leichter als zu zweit. Eine turbulente Komödie im LSD-farbenen 70er Jahre Trash Stil, die das Publikum von der ersten Minute an in ihren Bann zieht.

Dolce Vita

Dolce-Vita

Eine Dokumentation über einen Swingerclub nahe Leipzig. Um es vorweg zu nehmen, wer getreu billiger Pro7 Manier erwartet, er würde hier das ewig alte Rein-Raus-Spiel von 40-jährigen zu sehen und dabei auch noch seiner voyeuristischen Ader genügen, wird bitter enttäuscht. Nicht einmal ein einziges Paar Brüste gönnt uns Regisseur Michael Schwarz, denn die subtile Erotik, die im Film vorhanden ist, hat andere Wurzeln. Und das ist gut so! Er zeigt, dass auch die intimsten Bereiche unserer Gesellschaft seriös ausleuchtbar sind – und wer wissen will, was es mit dem Trabbi namens „Dolce Vita“ oder der Ost-West-Wiedervereinigungsparty auf sich hat, wie sich Swingen seit dem Beginn Anfang der Neunziger verändert hat und in welchem Zusammenhang Essen und Sex jetzt tatsächlich stehen, der sollte sich diesen Beitrag dringend ansehen. Andrea und Wolfgang, die beiden Betreiber des Clubs, verleihen diesem Thema allein durch ihre Stimmen mehr Tiefe und Authentizität als es 10 Jahre „Wahre Liebe“ geschafft haben. Dolce Vita, definitiv der andere starke Film des Programms, was sich nicht nur an der leise geflüsterten Frage eines Mannes im Publikum „Schatz, bin ich auch so zu dir?“ äußerte.

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Nachtrag:
Ansonsten in diesem Programm ein sehr nett gemachter, kurzer Animationsfilm in einer Welt aus Papier und zwei Beiträge aus Fernost. Einer gut, einer weniger gut, da viel zu lang. Was beide Filme aber verbindet, ist der Einsatz extrem kitischiger Pianomusik bei zugleich steigendem Pathos. Hier gilt ebenso wie in der Literatur: weniger ist oft mehr!

Das Programm 3 wird am Mittwoch, den 18.11.2009 um 22h wiederholt.

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