Essen, Kolumnen, Leben
I EAT YOU: Restaurantkritik Effe&Gold
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I EAT YOU
I EAT YOU
I EAT YOU
(SOMETIMES YOU’RE NOTHING
BUT MEAT, GIRL)
Könnte der Refrain einer neu-feministischen, post-internet-Kunst (Frauen-)Band sein, könnte auf einer Transgender-Demo auf einem Plakat stehen, für mehr Pussy lecken ohne ernste Gefühle, könnte aber auch um’s Abendessen gehen, das heißt: ein Gedicht im Anbetracht des Fleisches auf dem Teller, worin ausgegangen wird, dass das Fleisch auf dem Teller ohne Zweifel von einem weiblichen Tier stammt, was wiederum eine reaktionäre aber post-ironische Pose verrät.
Fleisch auf dem Teller, Gemüse auf dem Teller, Salat im angesagten Weck-Glas, eine kalte Limo, HipHop: Banale Zusammenstellung.
Ein Bericht über das Effe&Gold, Herzogstrasse 86.
Am Tag einfach vor der Tür in der Sonne sitzen und auf die Herzogstrasse schauen, in der nichts passiert, außer dass fantastisch aussehende Alt-Schwabinger Hippies und Modegötter mit ihren Pudel vorbeigehen, bei deren Anblick wir uns für unsere reaktionären, aber im Herzen geliebten, Freunde schämen, in der sich andere Rentner auf einen Plausch am Fenster treffen, oder man einfach die eigenen Augen zu machen kann, während man in einer ungewohnten Ruhe und im Frieden auf sein Essen wartet. (Ich hörte niemanden über seine gescheiterte Affäre noch über sein unfaires Semesterprogramm sprechen.)
Am Abend dann doch drinnen sitzen und die (aus Versehen) gespielte TLC Platte hören, dabei dem Koch und dem Kellner, ein fantastisches und unwiderstehliches Duo, beim gelegentlichen Mitsingen zuhören und ein aufregend gutes Glas Wein vor sich stehen haben, als Empfehlung zum eben bestellten. Die Leute um einen rum sind merkwürdig durchgemischt, aber niemand ist aufdringlich und einnehmend, schlau ist sowieso, wer die anderen nicht anstarrt – weil man sich eh einsaut beim Essen. Und mit vollem Mund spricht man nicht, deshalb ist es hier so angenehm – denn die Münder sind voll, das ist der schönste Weg zum Sattsein. Und dieser kleine Laden ist dafür unglaublich recht! (Schlau ist außerdem, sich als Paar schon vorher gesagt zu haben, dass man sich geil findet.)
Außer Zweifel steht nämlich, dass diese Burger mit einer Vielfalt an Zutaten und das ist, wovon die anderen Läden sprechen, man es aber nie zu spüren bekommt, einer Liebe gemacht werden, dass dies dem (Burger-)Himmel gleichkommt. Ein Turm auf dem Teller, in dem jede einzelne Zutat ihren Geschmack und ihr Aroma trägt – bis zum Schluss! Wo hat man das bisher erlebt! Stimmt, in anderen Städten, die weniger auf Ketten setzen, und in ein, zwei anderen Burgerläden in München.
Ein Burger, der sich nicht nach Gulasch in gutem Brot anfühlt, und vor allem keiner dieser gescheiterten Hans-im-Glück-Versuche, sondern ein Koch, der verstanden hat, womit er arbeitet, serviert von einem Kerl, der verstanden hat, worum es hier gerade geht. Es geht einfach nur um richtig gutes Essen. Keine Pose. Keine Verdachtsmomente. Keine schicke Verpackung. Einfach nur die besten Zutaten, für die ich bereit bin, mein Geld auszugeben und keine Verramschung von Billigware, gebracht mit einem smile.
I EAT YOU will man danach nicht mal mehr zu seiner gescheiterten Affäre sagen, wenn sie auch noch so lecker ist. Es gibt nämlich was noch besseres, und das ist für mich gerade recht.
Herzogstraße 86
Di. – Fr. 11:30 bis 14:30 Uhr
Di. – Fr. 17:30 bis 22:00 Uhr
Sa 17:00 bis 22:00 Uhr
Sonntag & Montag Ruhetag
Keine Reservierung möglich