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I heard of a girl…

Alexander Maria Dhom
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Die Schuhwerferin von München: Miss Li und ihre Band mischen das Atomic Café auf.

Was sagt man dazu? Miss Li kündigt sich ein drittes mal fürs Atomic Café an. Hinter dem putzigen Namen versteckt sich Linda Carlsson, ein kleines Energiebündel aus dem schwedischen Musiker-Industrie-Dorf Borlänge, dem auch Bands wie Mando Diao und Sugarplum Fairy entstammen.

Seit dem Jahr 2006 bringt Miss Li kontinuierlich jedes Jahr ein neues Album raus. 2007 sogar ihr erstes sog. „Best-of“-Album. Das Konzert am 18.5. ist somit der zweite Gig zu ihrem aktuellem Album „Dancing the whole way home“, was sich leider auch in ihrer Setlist wiederspiegelt. Aber gut. Das sind nun mal ihre besten Lieder.

Miss Carlsson versteht es, das Publikum zu begeistern. Ihr offensichtlich hoher Alkoholpegel(sie stolpert rum, vergisst spontan den Text und kann einen kleinen Teil ihres Mageninhaltes nicht für sich behalten) hindert sie auch nicht daran Vollgas zu geben. Immer wieder kann sie das Publikum zum tanzen, mitsingen- und klatschen bewegen.

In Liedern wie z.B. „Oh Boy“baut sie extreme Steigerungen ein und ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur ein Fuß still stand. Mit den unterschiedlichen Blasinstrumenten konnte die Band teilweise eine Balkanartige-Stimmung und Kulisse erzeugen, was auch durch die Rahmenmusik vor und nach dem Konzert untermalt wird.

Alles in allem ein sehr geiler Live-Act, der das Geld definitiv wert war und ist.

Dennoch bleibt am Schluss ein bitterer Nachgeschmack, der den Abend ein bisschen überschattet.

Miss Li kommt im Rausch auf die Idee das Publikum mit ihren Schuhen zu beglücken. Leider stellt sie zum Ende des Konzertes fest, dass es sich anscheinend um ihre Lieblingsschuhe handelte. Voll Reue bietet sie den beiden glücklichen Fans einen  „Schallplatte gegen Schuh“-Tausch an. Der Schuh-fangende-Fan neben mir kommt auf die geniale Idee, den Schuh gegen ein Bussi auf die Backe tauschen zu wollen. Er nutzt nach dem Konzert die Gelegenheit dem Bassisten Clas Lassbo dieses Angebot zu machen. Dessen Reaktion: Er umklammert den Schuh, zerrt daran und beschuldigt den Fan des Raubes! (Muss wohl ganz unaufällig während dem Konzert passiert sein und Miss Li hat sicherlich nichts gemerkt…haha) Ob es Linda gefallen hätte, wie er mit dem göttlichen Schuh umgeht? Als Herr Lassbo erkennt, dass der Kampf aussichtslos ist, weil der Fan sehr hartnäckig ist, gibt er klein bei und sucht Unterstützung: Den E-Gitarristen Sonny Boy Gustafsson. Selbstbewusst – sie waren ja jetzt zu zweit – versuchen sie nun gemeinsam das Objekt zurückzugewinnen und beweisen dabei eindrucksvoll, dass sie auch auf Englisch ziemlich gut beschimpfen können. Doch auch durch ein höfliches „F*** YOU!“ kommen die Herren nicht an den Schuh, obwohl sie ihn bereits wieder umklammern, wie ein Kind, das panische Angst um seinen Lutscher hat. Erst ein beherzter Schubser – mitten auf der Tanzfläche im Atomic – kombiniert mit lautstarken Beschimpfungen bringt die „Künstler“ ans begehrte Ziel: DEN SCHUH!.

Auch der künstlich aufgesetzt-freundliche Versuch diesen peinlichen Auftritt mit einer Schallplatte wieder gut zu machen, verläuft im Sand.

Sehr schade, hatte doch die Band ein ziemlich gutes Konzert gespielt…

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