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Ein Dachgarten für den Bahnwärter Thiel? – Daniel Hahn spricht im MUNICH NEXT LEVEL Podcast über die mögliche Verlängerung bis 2040

Zwischennutzer*innen brauchen ein dickes Fell, viele Unterstützer*innen und eine ordentliche Portion Mut. Wie gut, dass Daniel Hahn vom Bahnwärter Thiel all das hat. Mit unbändiger Energie betreiben er und sein Team seit 2017 das Kreativareal auf dem Viehhofgelände. Ein Tatendrang, der nun belohnt werden könnte: Die Stadt hat entschieden, dass das Areal bis 2040 nicht bebaut werden soll.  Das eröffnet neue Perspektiven und macht eine Mietverlängerung über 2027 hinaus möglich. Darüber und über vieles mehr haben wir uns in unserem Podcast und einem Nachgespräch unterhalten!

Schöne Aussichten: Kommt jetzt ein Dachgarten auf den Club?

Dachgärten erfreuen sich in München ungebrochener Beliebtheit. Das zeigen zum Beispiel die langen Schlangen im Sommer vor dem Dachgarten des FatCat im ehemaligen Gasteig. Einen auf das Clubgebäude am Viehhof zu setzen, dürfte nicht einfach werden. Aber die Gedankenspiele sind da, das hört man im Gespräch mit Hahn.

„Das ist eine sehr große Dachfläche, die im Moment einfach ungenutzt ist“, sagt Hahn im Nachgespräch zum Podcast mit MUCBOOK. Drei Überlegungen gäbe es derzeit: Entweder eine Begrünung, eine Photovoltaikanlage installieren – um sich in den sonnenreichen Monaten autark und nachhaltig mit Strom zu versorgen – oder eine gastronomische Nutzung.

In letzterem Fall müssten wahrscheinlich die Fundamente des Clubs erweitert, das Dach erheblich verstärkt und eine Treppe gebaut werden. Um den Club herum würden wahrscheinlich Stahlträger für die Dachfläche angebracht werden. So schätzt Daniel nach Vorgesprächen mit Statikern die Situation ein. Um die Fundamente zu verstärken, müssten die Container vielleicht sogar für einige Zeit umziehen. „Das alles wäre sehr teuer, aber angesichts der langen Nutzungszeit jetzt machbar“, sagt Hahn.

Foto: Bahnwärter Thiel-Gelände im Januar 2018 während der Bauarbeiten vor der Eröffnung

Da es sich bei den Containern auf dem Gelände durchwegs um Flachdächer handelt, ärgerten sie sich schon lange, dass sie mit diesen Flächen bisher wenig anfangen konnten. Solarstromlieferanten etwa stiegen oft erst ab einer Laufzeit von etwa 10 Jahren in solche Projekte ein.

Wer macht’s?

Ob er den Betrieb eines Dachgartens selbst übernimmt, da ist Hahn skeptisch. Neben Ateliergelände und Club betreibt er unter anderem auch noch die Alte Utting – hat also alle Hände voll zu tun. Er nennt Thomas Mangelkammer vom FatCat Dachgarten als möglichen Partner: „Ich kenne ihn seit einigen Jahren und bin nahe dran an seinen Projekten.“ Konkret hätten sie aber noch nicht darüber gesprochen. Mangelkammer betrieb von 2018 bis 2021 auch die Dachterrasse auf einem Parkhaus unweit des Stachus – wäre also ein erfahrender Partner. Oder Hahn setzt auf Leute aus seinem derzeitigen Team, die sich gerne einmal an eigenen Projekten probieren und selbstständig machen wollen, überlegt er laut.

“Aber der erste Schritt ist jetzt, zu berechnen, wie groß das Ganze ist, um dann zu entscheiden, ob man es macht oder nicht.” Genehmigungsfähig wäre ein solches Projekt, glaubt Hahn. Wie teuer, das müssten Kostenvoranschläge zeigen.

Foto: Hahn und sein Team bei den Bauarbeiten 2018

„Es sind schon noch einige Türen zu nehmen, bis das wirklich bespielt wird“, sagt Hahn. Vorsichtig schätzt er, dass es im Frühling 2026 so weit sein könnte, wenn alles glatt läuft. „Wir wünschen uns alle den Dachgarten – auch die Leute vom Atelierpark.“

Ein Clubbetrieb auf dem Dach sei wegen Lärmschutzbestimmungen aber wahrscheinlich nicht machbar, soviel konnte Hahn schon verraten. Die bestehende Clubfläche sei aber eh ausreichend und daher gebe es auch keinen zusätzlichen Bedarf.

Gesetzt ist eine Mietverlängerung bis 2040 nicht nicht, aber jetzt, wo die Baupläne der Stadt auf dem Areal erst mal verschoben sind, hat das Team natürlich große Hoffnung, dass es dort noch eine Weile für sie weiter gehen kann.

Sonst so?

So gut die Vorzeichen beim Dachgarten stehen mögen: Längst nicht jedes Projekt gelingt auch. Das musste Hahn mehrfach feststellen. Aus dem Museum und Café im Dachturm des Heizkraftwerk Süd etwa wurde nichts – die Stadtwerke lehnten kategorisch ab.

Auch für die ausrangierten Boardingstationen und Fluggasttreppen, die er vom Flughafen München geschenkt bekam, hat er noch keine Verwendung. „Ein wunder Punkt“, wie er im Podcast zugibt. Der von Umsatzeinbußen gebeutelte Flughafen München konnte sich wegen Corona eine lose zugesagte Unterstützung des Projekts nicht mehr leisten. „Wir haben viel Liebe und Geld reingesteckt, aber das Projekt ist bis jetzt einfach nicht zustande gekommen“, sagt Hahn. Die Teile lägen auf einem Grundstück bei Garching. Ursprünglich war geplant, daraus eine Art „Terminal-Galerie“ auf einer Freifläche zu schaffen. Aber die Situation hätte sich geändert: „Es gibt derzeit viele spannende Leerstände in Gebäuden“, stellt Hahn fest. Da sei es weniger gefragt, zusätzliche Freiflächen zu bebauen.

Foto: Sicht vom „Ganz am Ufer“ auf das Wasser am Starnberger See

Auf zu neuen Ufern ging es dagegen diesen Sommer in Starnberg. Direkt am See hat er zusammen mit seinem Bruder Julian, Charlotte Hölzig, Hannah Wamers, Philipp Behringer und Florian Fund einen Kiosk mit Kulturbühne übernommen. In Starnberg wurde während Corona 2020 der „Kultursommer“ ins Leben gerufen – der Kiosk war die Open Air Spielstätte. Der alte Pächter des Kiosk konnte den Betrieb jüngst aber wohl nicht mehr aufrecht erhalten. „Dann kam das Kulturreferat Starnberg kam mit der Idee auf mich zu, dass wir das übernehmen.“

Das „Ganz am Ufer“ ist also keine freche Kopie, sondern tatsächlich eine Art Ableger des „Gans am Wasser“ aus dem Westpark, das Julian Hahn zusammen mit anderen betreibt. Die Handschrift ist deutlich erkennbar.  Nach der Waldschlucht Bad Kohlgrub – wo das gleiche Team wie im Ganz am Ufer beteiligt ist – und der Verbindung im Wanda e.V. also ein weiteres gemeinsames Projekt der beiden Brüder. Nach den besucherreichen Sommermonaten muss sich jetzt zeigen, ob das Konzept auch ganzjährig – abseits des Kultursommers – tragfähig ist und in eine Dauernutzung übergehen kann.

Mehr im Podcast!

Mehr dazu, zur Papierfabrik in Laim zur Stadtentwicklung am Schlachthof-Areal sowie zu einigen persönlichen Themen, hörst du im Podcast.

Die gesamte Folge findest du auf Spotify, Apple Podcasts oder Deezer sowie Podigee.

Hör dir auch die anderen Folgen von MUNICH NEXT LEVEL an, wenn dich Gespräche über Münchens Zukunft und Stadtentwicklung interessieren!

In der letzten Folge war Markus Mohl von der Stadt München zum Thema „Was kann Münchens digitaler Zwilling?“ zu Gast!

Beitragsbild: © Mucbook; Bilder im Beitrag: © Michael Berninger

Redaktionelle Anmerkung: In einer früheren Version schrieben wir, dass bereits ein neuer Mietvertrag zwischen der Stadt und dem Bahnwärter Thiel unterzeichnet sei. Das ist nicht richtig. Durch das Ausschließen der Bautätigkeit durch die Stadt bis 2040 wird eine Verlängerung aber wahrscheinlicher. Konkrete Gespräche oder ein Angebot gab es laut Hahn aber noch nicht.