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Kunst, Dissidenten und der Widerstand

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ai wei wei in mŸnchen

Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat viele Freunde auf der Welt. Gilt er doch als Speerspitze des kulturellen Widerstandes im aufstrebenden China. Den Münchnern wuchs Ai Weiwei spätestens 2009 ans Herz, als er das Fachpublikum mit seiner Ausstellung im Haus der Kunst begeisterte. Der am 4. April festgenommene Künstler wurde überraschend am 22. Juni wieder aus der Haft entlassen. Anlässlich der Freilassung organisiert das Panel im Haus der Kunst am 27. Juli um 19 Uhr eine Podiumsdiskussion in englischer Sprache. Diskussionsgegenstand ist der Fall Ai Weiwei als Teil einer umfassenderen geopolitischen Entwicklung.

Ai Weiwei ist der prominenteste Menschenrechtler und Regimekritiker der Volksrepublik China. Insbesondere als Konzeptkünstler, Bildhauer und Kurator schafft er öffentliches Interesse an der Menschenrechts – und Zensurpolitik der Wirtschaftsmacht China. In seinem Werk beschäftigt sich Ai Weiwei mit vielfältigen künstlerischen Ausdrucksformen, unter anderem schuf er Bilder, Bücher, Filme, Häuser, Installationen, Photographien und Skulpturen. Er dokumentiert und kommentiert in seinem Werk die teils drastischen Veränderungen, die in China seit der ökonomischen Öffnung des Landes stattfinden. Er bemängelt die Verstöße gegen die Menschenrechte, wirtschaftliche Ausbeutung und Umweltverschmutzung in seiner Heimat und bezieht sich formal nicht nur auf die künstlerischen Traditionen Chinas,sondern auch auf westliche Einflüsse der Kunst.

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Chinas Außenministerium kritisiert, dass die ausländische Berichterstattung die Souveränität der chinesischen Justiz nicht respektiert. Nach der Vorstellung westlicher Länder dagegen sollen juristische Verfahren rechtsstaatlichen Standards genügen. Ist ein Brückenschlag zwischen so unterschiedlichen Positionen möglich? Ist das westliche Kunstsystem mit seiner Forderung nach universeller Meinungsfreiheit glaubwürdig? Ist es nicht vor Jahren eine Komplizenschaft mit autokratischen politischen Systemen eingegangen? Bedeuten Veranstaltungen wie z.B. die Sharjah Biennale die stillschweigende Duldung despotischer Herrschaft? Es scheint an der Zeit, dass politische und diplomatische Kommunikationskanäle überdacht werden.

Diskussionsteilnehmer:
Hou Hanru studierte Kunstgeschichte in Peking. Er lehrt am San Francisco Art Institute, kuratierte 2007 die 10th International Istanbul Biennial und veröffentlicht u.a. in Flash Art International und Art Monthly.

Gao Minglu studierte Kunstgeschichte in Peking und Cambridge. Er kuratierte 1998 die erste umfassende Ausstellung zeitgenössischer chinesischer Kunst in Nordamerika (“Inside/Out: New Chinese Art”) und ist Professor für Kunst- und Architekturgeschichte an der University of Pittsburgh.

Shi Ming studierte Germanistik und Jura in Peking. Er arbeitete als Journalist bei Radio China International und seit 2002 in der China-Redaktion der Deutschen Welle.

Flora Sapio ist Juniorprofessorin an der Universität Würzburg. Ihr Forschungsschwerpunkt ist Strafrecht und Strafprozessordnung, Menschenrechte und Rechtsphilosophie.

Moderiert wird der Abend von Okwui Enwezor, dem zukünftigen Direktor des Haus der Kunst.

Eintritt: 5 Euro
Anmeldung: Bis zum 22. Juli unter: 089 211 27 113

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