Kultur, Was machen wir heute?

Kunst und/oder Überfluss: Web 2.0

Julia-Sophie Gebhard

Girls_room_dance
Filmstill aus “Girls Room Dance” (2010)

“Zimmer aufräumen? Aber wenn dann nur vor laufender Kamera!“ „Mit dem Hintern wackeln? – Hauptsache online!“ Solche Gedanken müssen den Video-Darstellern durch den Kopf gehen, wenn sie sich selbst beim Booty Dance oder beim Zimmeraufräumen filmen. Dieses weit verbreitete Phänomen, war die Grundlage eines Kunstprojekts des belgischen Trios Leo Gabin im Kunstraum .

Die Künstler suchen sich Filmaufnahmen ähnlicher Alltagssituationen auf Youtube und setzen diese ausschnitthaft zusammen. So entstehen Neu-Interpretationen von bestehenden Werken. Hinterlegt wird das Patchwork-Medium mit Musik, die meist im genauen Gegensatz zu dem filmisch gezeigten Material steht. So läuft lockerer Hip-Hop während ein paar Mädels den Inhalt ihrer Schul- und Schminktaschen in die Kamera halten oder man sieht dunkelhäutige Hip-Hopper von klassischem Violingedudel begleitet wilde Zeichensprache über den Bildschirm kommunizieren.

Alles in allem ergibt sich ein absurdes Bild unserer Internet-community, das Fragen über Fragen aufwirft. Punkt eins ist: Warum sind parasoziale Interaktionen so beliebt? Wo bleiben Individualität und Authentizität? Löst sich das Ich auf oder bildet sich eine umfassendere Subjektivität?
Diese Themen greifen Lieven Deconinck, Gaëtan Begerem und Robin De Vooght zusätzlich in Bildern und Gemälden auf, wobei sie sich einzelne Szenen ausdrucken und auf einer großen weißen Leinwand mit Farbe weiter gestalten.

Ein Aufhänger ihrer Videos ist auch MANGO, der Geschmack einer amerikanischen Kaugummimarke , passend beschrieben mit den Attributen betörend intensiv, extrem kurzweilig und irgendwie fragwürdig. Das Genussmittel bildet die perfekte Überleitung von Realität zur Kunst, eine Metapher die nicht miss zu verstehen ist.  Denn genau wie das Aroma heißt jetzt auch die Ausstellung im Kunstraum, die ab am 12. September, um 19 Uhr eröffnet und dann ab dem 13. September startet. Dort werden neben “Girls Room Dance”, “Cleaning” und “Stackin” 8 weitere Videoinstallationen sowie eine Gemäldeserie gezeigt.

Hair_long
Filmstill aus “Hair long” (2012)

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