Was machen wir heute?

Künstlerische Freiheit und erschwingliche Preise

Maria Christoph
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Was den Stroke-Charakter ausmacht und warum zeitgenössische Kunst  noch immer auf Kriegsfuß mit klassischen Kunstliebhabern steht.

schwalbe

Die ehemaligen Riemerschmid Likörfabrik, die sich inselhaft vom turbulenten Treiben der bayerischen Großstadt abgrenzt, liegt nur durch eine Brücke über die Isar unweit von Maximilianeum, Deutschem Museum und Maximilianstraße entfernt. Einen starken Brückenschlag zwischen etabliertem Kunstmarkt und der Förderung „neuen postmodernen Kunst“ hat jetzt das Team um Marco und Raiko Schwalbe geschafft. Blicke hinter die Fassade des STROKE ART FESTIVALS und seinem zauberhaft anderen bunten Malkasten zeigen Herausforderungen und harte Arbeit.
„Junge, erschwingliche Kunst sieht sich häufig bedroht von finanzieller Selektion.“ Der Berliner Galerist Marco Schwalbe (35) weiß, dass finanzieller Druck junge Künstler häufig vor ein großes Problem stellt. Ein Zwanzigstel der Preise normaler Messen schützen hier vor der Verfremdung durch „Kaninchenboxen und Trophäenjagden“ und sollen laut Schwalbe den Jungen die Chance geben sich selbst zu vermarkten. Von klassischen Kunstmärkten würde er dadurch ignoriert: „Klassische Kunstmagazine sind noch immer reaktionär, was uns betrifft.“ Schwalbe vermutet, sie würden sich bedroht fühlen, durch die Erfolgsstorys der „Neuen“, der „Anderen“. Schon zu Zeiten von Andy Warhol wurde „alles was nicht den klassischen Kunstgeschmack trifft“ zunächst verachtet. Trotzdem überlebte die avantgardistische Bewegung.
Der Kunstmarkt entwickle sich im 21. Jahrhundert vor allem in zwei Richtungen: Nach oben in einen Bereich unerreichbarer Summen, in dem Kunstwerke wie “Three Studies of Lucian Freud” aus den 1960ern von Francis Bacon für 142,4 Millionen Dollar versteigert werden. Und im unteren Bereich, dem Einsteigerbereich, bei dem auch die STROKE ordentlich mitmische: „Vor drei Wochen wurde ich am Eingang einer Galerie in Köln – eher leger gekleidet – mit den Worten ‚eigentlich hast du hier nichts zu suchen‘ begrüßt.“ Bei der STROKE sei das anders. Hier sei egal wie du aussiehst und wer du bist, „nur deshalb sind wir auch so erfolgreich“. Schwalbe will demonstrativ Plattformen schaffen. Auch für die Besucher Erlebnis und Spektakel schaffen, „Angst und Distanz vor Kunst und weißen Leinwänden nehmen“. Diese Messe sehe jeden Tag einfach anders aussieht, entwickele sich weiter egal wann man herkommt, genauso wie das Leben eben.
Eine Definition für urbane Kunst gebe es nicht, denn „die gab es auch schon in den 50er Jahren und entwickelt sich direkt aus dem städtischen Leben heraus. Kulturelle Zweige greifen heute immer mehr ineinander. Kunst und Fotografie, Malerei und Design. Trotzdem ist Graffiti per se noch keine Kunst oder Form des Aktivismus. Streetart ist das, was illegal ist.“ Schwalbe betont, die urbanen Eindrücke hier fast ausschließlich auf Leinwänden landen. Die STROKE ist daher auch keine ‚Streetart-Messe‘ und Künstler zeigen lediglich das, was sich aus dem komplexer werdenden städtischen Leben in dem wir uns befinden, entwickelt. Einer von ihnen ist Kevin Lüdicke, 22, und die jüngste Entdeckung der STROKE. Der Grafikdesign Student träumt davon irgendwann auch mal von seiner Kunst leben zu können. Vor zwei Jahren lernte er die STROKE selbst als Praktikant kennen. Das Endziel seiner Reise kenne er noch nicht. Nach seiner ersten STROKE in Berlin seien ihm aber schon einige Türen und Fenster aufgegangen. Auf der diesjährigen Ausstellung zeigt er sein Können großflächig und mit der Dose, im Innenhof des Praterinsel-Geländes. Surreales im bunten Treiben der Besucher. Chapeau!
„Es ist schwierig Sponsoren der kulturellen Förderung zu finden.“ Um ein finanzielles Plus gehe es Schwalbes Team aber auch gar nicht. Ein gewisses Grundrisiko gehe man schließlich allein dadurch ein, dass die Ausgaben sich durch die Teilnehmer noch lange nicht automatisch deckeln ließen. „Anders als bei der ART COLOGNE kostet bei uns eine Box je nach Größe nicht zwischen 6.000 bis 12.000 Euro sondern lediglich 600 bis 1.200 Euro“. Um Anerkennung muss auf der STROKE dennoch keiner bangen! Was 2009 mit süßen 7.000 Besuchern in die erste Runde ging, gehört mit bis zu 25.000 Besuchern neben Karlsruhe und Berlin nach fünf erfolgreichen Jahren bereits in die Top 5 der größten deutschen Kunst-Ausstellungen. Auch auf internationalen Märkten seien Bewegungen in vollem Gange: „Ganz konkrete Verhandlungen stehen zur Zeit nach einer Einladung aus Rio de Janeiro an.“ Die STROKE verzeichnet eine gute Außenwirkung, keine Frage.
Daher steht auch für uns mucbookler heute Abend ein Pflichttermin auf dem Kalender: Mit Künstlern und Creative Director der STROKE, Marco Schwalbe, das 5-jährige Jubiläum der jungen Ausstellung feiern. Das klingt nach einem bunteren Spektakel auf der Künstlerspielwiese Praterinsel: Heute ab 22 Uhr werden Plattenteller und Hüften zu den Beats von DJ Crescent und TWO IN A ROW gekreist. HAPPY BIRTHDAY wünscht Mucbook und vor allem: WEITER SO!
**Insider-Tipp: Ende Mai geht es nicht nur künstlerisch sondern auch münchnerisch auf der Praterinsel weiter. Die Ex-Destilliere beheimatet vom 29.05. bis 01.06. die ARTMUC und mit ihr über hundert Künstler aus München, die in direkte Interaktion mit den Besuchern treten wollen. Das Konzept, das hier nicht nur dahinter sondern auch im Vordergrund der Initiatoren steht, ist die Vermarktung junger Kunst losgelöst von der Kontrolle durch Kunsthändler und Galerien. Es geht nicht mehr nur um das Objekt Kunst sondern um Persönlichkeiten und Fähigkeiten der Kunstschaffenden selbst. ARTMUC ist als professioneller Rahmen für junge, aufstrebende Akademie-Studenten und Absolventen zu verstehen, die die etablierten Elemente durch Digitalkunst, Fotografie und Objektkunst des urbanen Technologie-Zeitalters erweitern wollen. **
Maria Christoph

Die ehemaligen Riemerschmid Likörfabrik, die sich inselhaft vom turbulenten Treiben der bayerischen Großstadt abgrenzt, liegt nur durch eine Brücke über die Isar unweit von Maximilianeum, Deutschem Museum und Maximilianstraße entfernt. Einen starken Brückenschlag zwischen etabliertem Kunstmarkt und der Förderung „neuen postmodernen Kunst“ hat jetzt das Team um Marco und Raiko Schwalbe geschafft. Blicke hinter die Fassade des STROKE ART FESTIVALS und seinem zauberhaft anderen bunten Malkasten zeigen Herausforderungen und harte Arbeit.

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„Junge, erschwingliche Kunst sieht sich häufig bedroht von finanzieller Selektion.“ Der Berliner Galerist Marco Schwalbe (35) weiß, dass finanzieller Druck junge Künstler häufig vor ein großes Problem stellt. Ein Zwanzigstel der Preise normaler Messen schützen hier vor der Verfremdung durch „Kaninchenboxen und Trophäenjagden“ und sollen laut Schwalbe den Jungen die Chance geben sich selbst zu vermarkten. Von klassischen Kunstmärkten würde er dadurch ignoriert: „Klassische Kunstmagazine sind noch immer reaktionär, was uns betrifft.“ Schwalbe vermutet, sie würden sich bedroht fühlen, durch die Erfolgsstorys der „Neuen“, der „Anderen“. Schon zu Zeiten von Andy Warhol wurde „alles was nicht den klassischen Kunstgeschmack trifft“ zunächst verachtet. Trotzdem überlebte die avantgardistische Bewegung.

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Der Kunstmarkt entwickle sich im 21. Jahrhundert vor allem in zwei Richtungen: Nach oben in einen Bereich unerreichbarer Summen, in dem Kunstwerke wie “Three Studies of Lucian Freud” aus den 1960ern von Francis Bacon für 142,4 Millionen Dollar versteigert werden. Und im unteren Bereich, dem Einsteigerbereich, bei dem auch die STROKE ordentlich mitmische: „Vor drei Wochen wurde ich am Eingang einer Galerie in Köln – eher leger gekleidet – mit den Worten ‚eigentlich hast du hier nichts zu suchen‘ begrüßt.“ Bei der STROKE sei das anders. Hier sei egal wie du aussiehst und wer du bist, „nur deshalb sind wir auch so erfolgreich“. Schwalbe will demonstrativ Plattformen schaffen. Auch für die Besucher Erlebnis und Spektakel schaffen, „Angst und Distanz vor Kunst und weißen Leinwänden nehmen“. Diese Messe sehe jeden Tag einfach anders aus, entwickele sich weiter egal wann man herkommt, genauso wie das Leben eben.

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Eine Definition für urbane Kunst gebe es nicht, denn „die gab es auch schon in den 50er Jahren und entwickelt sich direkt aus dem städtischen Leben heraus. Kulturelle Zweige greifen heute immer mehr ineinander. Kunst und Fotografie, Malerei und Design. Trotzdem ist Graffiti per se noch keine Kunst oder Form des Aktivismus. Streetart ist das, was illegal ist.“ Schwalbe betont, dass die urbanen Eindrücke hier fast ausschließlich auf Leinwänden landen. Die STROKE ist daher auch keine ‚Streetart-Messe‘ und Künstler zeigen lediglich das, was sich aus dem komplexer werdenden städtischen Leben in dem wir uns befinden, entwickelt. Einer von ihnen ist Kevin Lüdicke, 22, und die jüngste Entdeckung der STROKE. Der Grafikdesign-Student träumt davon irgendwann auch mal von seiner Kunst leben zu können. Vor zwei Jahren lernte er die STROKE selbst als Praktikant kennen. Das Endziel seiner Reise kenne er noch nicht. Nach seiner ersten STROKE in Berlin seien ihm aber schon einige Türen und Fenster aufgegangen. Auf der diesjährigen Ausstellung zeigt er sein Können großflächig und mit der Dose, im Innenhof des Praterinsel-Geländes. Surreales im bunten Treiben der Besucher. Chapeau!

„Es ist schwierig Sponsoren der kulturellen Förderung zu finden.“ Um ein finanzielles Plus gehe es Schwalbes Team aber auch gar nicht. Ein gewisses Grundrisiko gehe man schließlich allein dadurch ein, dass die Ausgaben sich durch die Teilnehmer noch lange nicht automatisch decken ließen. „Anders als bei der ART COLOGNE kostet bei uns eine Box je nach Größe nicht zwischen 6.000 bis 12.000 Euro sondern lediglich 600 bis 1.200 Euro“. Um Anerkennung muss auf der STROKE dennoch keiner bangen! Was 2009 mit süßen 7.000 Besuchern in die erste Runde ging, gehört mit bis zu 25.000 Besuchern neben Karlsruhe und Berlin nach fünf erfolgreichen Jahren bereits in die Top 5 der größten deutschen Kunst-Ausstellungen. Auch auf internationalen Märkten seien Bewegungen in vollem Gange: „Ganz konkrete Verhandlungen stehen zur Zeit nach einer Einladung aus Rio de Janeiro an.“ Die STROKE verzeichnet eine gute Außenwirkung, keine Frage.

Daher steht auch für uns mucbookler heute Abend ein Pflichttermin auf dem Kalender: Mit Künstlern und Creative Director der STROKE, Marco Schwalbe, das 5-jährige Jubiläum der jungen Ausstellung zu feiern. Das klingt nach einem bunten Spektakel auf der Künstlerspielwiese Praterinsel: Heute ab 22 Uhr werden Plattenteller und Hüften zu den Beats von DJ Crescent und TWO IN A ROW gekreist. HAPPY BIRTHDAY wünscht Mucbook und vor allem: WEITER SO!

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**Insider-Tipp: Ende Mai geht es nicht nur künstlerisch, sondern auch münchnerisch auf der Praterinsel weiter. Die Ex-Destilliere beheimatet vom 29.05. bis 01.06. die ARTMUC und mit ihr über hundert Künstler aus München, die in direkte Interaktion mit den Besuchern treten wollen. Das Konzept, das hier nicht nur dahinter, sondern auch im Vordergrund der Initiatoren steht, ist die Vermarktung junger Kunst losgelöst von der Kontrolle durch Kunsthändler und Galerien. Es geht nicht mehr nur um das Objekt Kunst, sondern um Persönlichkeiten und Fähigkeiten der Kunstschaffenden selbst. ARTMUC ist als professioneller Rahmen für junge, aufstrebende Akademie-Studenten und Absolventen zu verstehen, die die etablierten Elemente durch Digitalkunst, Fotografie und Objektkunst des urbanen Technologie-Zeitalters erweitern wollen. **

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