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Meine hAlte: Goetheplatz – aka das Sandwichkind

Wunderschön gelegen, zentrumsnah und doch irgendwie vernachlässigt. Steigt man am Goetheplatz aus, steht man erst mal auf dem längsten Bahnsteig Münchens, denn dieser misst sage und schreibe 135 Meter, statt den üblichen 120 Metern Länge. Obwohl in München eher selten, ist hier mit zwei Aufzügen sogar Barrierefreiheit gegeben, allerdings funktioniert an bis zu geschätzten 250 Tagen im Jahr eine der Rolltreppen an die Oberfläche nicht. Bissl Bewegung hat noch Niemandem geschadet, würde meine Oma dazu nur sagen.

Weiteres Highlight der Station ist die klassische Musik, die eigentlich ganztägig aus den Lautsprechern klingt, allerdings habe ich diese schon länger nicht mehr vernommen. Könnte aber auch an meinen noise-cancelling-Kopfhörern liegen.

…ein Platz, der kein Platz ist…

Das erste Mal oben angekommen war ich irgendwie enttäuscht, denn wenn man an den Namenspatron denkt, der ja derzeit dank des Faust-Festivals allgegenwärtig ist, hat man sicherlich stattlicheres im Sinn. Da hat es die angrenzenden Komponisten weitaus besser erwischt, denn diese bilden die Zuwegung zu den stattlichen Anwaltskanzleivillen, die rings um die Theresienwiese residieren.

Jedoch zurück zum Platz, der irgendwie kein Platz ist, sondern mehr eine sternförmige Straßenkreuzung. Zwar ist er gemäß Platzdefinition eine von Gebäuden umbaute freie Fläche in der Stadt München, aber Brennpunkt des öffentlichen Lebens… naja, nicht wirklich.

Man hat am Goetheplatz, bzw. in der Lindwurmstraße, die ihn eigentlich bildet, zwar alles, was man benötigt. Aber irgendwie wirken die Straßenzüge um den Goetheplatz wie das Sandwichkind zwischen den Geschwistern Dreimühlenviertel, Innenstadtklinikgelände und Anwaltskanzleieneck/Theresienwiese.

darf in keinem Viertel fehlen – der Luftballonshop

Dabei hat der Goetheplatz wirklich einiges zu bieten. So zum Beispiel die Besten Falafel ganz Münchens im “Make Falafel not War” oder super resche Hendl aus dem Lindwurmstüberl, die man schon von weitem riechen kann.

Ein Kino, supergünstiges leckeres Mittagessen im Regenbogen, einem Restaurant der Münchner Aidshilfe und ein Restaurant zum goldenen M, welches schon für so manches Katerfrühstück herhalten musste.

Nachdem uns der Münchner Hofladen schmerzlicherweise verlassen hat und die Feinschmeckerbuam als Nachfolger ebenfalls, haben wir seit kurzem hier – dreimal darfst du raten – exakt: einen Luftballonshop.

Himmel und Hölle

Generell haben sehr viele Läden hier wieder zu gemacht, was sehr schade ist. Aber so als Tipp für die, die sich vielleicht was aufbauen möchten: Wettbüros und Spielhöllen scheinen sich hier ganz prima zu halten.

Aber es gibt ja noch das Mister B’s. – mit gefühlten fünf Quadratmetern der kleinste Jazzclub Münchens, aber einer von der Sorte, aus dem man mit einem Backenkrampf wieder rausgeht, weil man nicht aufhören kann zu lächeln, wenn man da ist.

Dann ist da noch das Café Kustermann, das hier bereits seit 1887 besteht und super leckeren Kuchen verkauft. All das, der wohl letzte Schuhmacher und die Nähe zu einfach allem machen den Goetheplatz schon zu etwas Besonderem.

Kotzhaufenslalom zur fünften Jahreszeit

Nur einmal im Jahr, wenn der Wiesnwahnsinn wieder losgeht, ist es sowohl Freud als auch Leid hier zu wohnen. Man ergattert nach der Arbeit locker mal einen Tisch zu fünft im Biergarten in der Sonne. Der Kotzhaufenslalom allerdings, den man nach der Arbeit hinlegen muss um zu seiner Haustür zu gelangen geschweige denn sich einen Weg durch die Massen bahnen, ist jeden einzelnen Tag der zwei Wochen eine echte Herausforderung. Sobald dann allerdings das Wintertollwood ist und man eine Feuerzangenbohle zu viel hatte, ist All das schon wieder vergessen.

Leider ziehe ich in zwei Wochen um, daher meine hAlte. Denn ich habe mich nochmal neu in den Goetheplatz verliebt, während ich diesen Artikel schrieb.


Beitragsbild: © Simone Slawik

Simone Slawik
1Comment
  • Monika Burger
    Posted at 14:34h, 10 April

    Sehr geehrte Frau Slawik,

    vielen Dank, dass Sie auch die Barrierefreiheit des Goetheplatzes und die häufig ausfallende Rolltreppe erwähnen. Bez. der Aufzüge muss ich Sie allerdings korrigiere, zumindest kann man Sie missverstehen: es gibt tatsächlich 2 Aufzüge, allerdings nicht parallel, was die Aufallsicherheit erhöhen würde. Stattdessen führt ein Lift von der Oberfläche ins Sperrengeschoss, der andere vom Sperrengeschoss zum Bahnsteig. Diese Abfolge gibt es vielen Münchner U-Bahnhöfen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Monika Burger
    Behindertenbeirat München
    Facharbeitskreis Mobilität

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