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Meine Halte: Implerstraße – Brücke zwischen zwei Welten

Bevor ich die Münchner Innenstadt in Richtung Umland hinter mir lasse scheint die Implerstraße nochmals mit allen Annehmlichkeiten des städtischen Lebens bestechen zu wollen. Da der Charme der ehemaligen Endhaltestelle in Sendling aber leicht zwischen tristem Beton und chaotischem Straßenverkehr untergehen kann, ist ein genauerer Blick auf meine Halte und ihre Umgebung von Nöten.

Letzter Halt: Großstadt

An Zweckmäßigkeit ist die Implerstraße mit der wohl höchsten Dichte an Einkaufsmöglichkeiten des alltäglichen Bedarfs kaum zu überbieten: Von Supermärkten en masse über Apotheken bis hin zum Friseur mit bestechend günstigen Preisen – bei dieser Auswahl kommt jeder auf seine Kosten und das ganz ohne lästigen Fußmarsch.

Für Menschen, die bei ihrem Wocheneinkauf auf Effizienz setzen, oder wie ich einfach nur bequem sind, ist die Implerstraße also ein wahres Paradies.

Wer seine Gemütlichkeit auch zur Happy Hour nicht ablegen möchte, ist hier ebenfalls an der richtigen Adresse: Denn noch nicht einmal für einen schönen Ausklang des Tages muss die Straße verlassen werden. Gestartet mit einem Vino vom Wein-Depot, lässt sich der italienische Abend wenige Meter weiter bei Pizza und Pasta fortsetzen. Für das obligatorische Gelato ist anschließend nur noch die Straße zum Via Veneto zu überqueren. Wer nun noch immer nicht genug hat, kann es sich noch mit einem Bier in der urigen Spezlwirtschaft gemütlich machen.

Sobald man erstmals  in den Genuss dieses Komforts gekommen ist, lässt es sich leicht über die optischen Mängel dieser Gegend hinwegsehen.

Zwischen urbanem Flair und dörflichem Zusammenhalt – die Mischung macht’s

Doch wer vom ersten Eindruck darauf schließt, die Implerstraße sei auch für ihre Anwohnerschaft nur Mittel zum Zweck, hat nur noch nicht genau hingeschaut.

Kleine, liebevoll angelegte Blumenbeete brechen die Tristesse der ansonsten eher nüchtern anmutenden Atmosphäre zurückhaltend auf.

Kritiker, denen es in der Implerstraße an trendigem, urbanen Flair mangelt, haben nur noch nicht um die Ecke in eine der Seitenstraßen geschaut. Fernab vom lauten Verkehr beheimaten diese neben charmanten Cafés, wie das Cafe Dankl, und veganen Lokalen so einiges mehr, was das Herz des jungen Hipsters höher schlagen lässt.

Farbe bringen auch die mit Warnweste und Handkelle bewaffneten, ehrenamtlichen Verkehrshelfer ins Spiel. Denn ganz nach dem Motto: „Hier hilft man sich!“ ermöglichen sie den Kindern der Implerschulen auf deren Schulweg tagtäglich ein sicheres Überqueren der stark frequentierten Straße. Und auch ich war anfangs durchaus dankbar für die Starthilfe im Münchner Straßenverkehr, der für ein Dorfkind hin und wieder etwas überfordernd sein kann.

Tor ins Outback

Apropos Überforderung: Sehne ich mich mal nach der ländlichen Ruhe meiner Heimat, bietet mir meine Halte Implerstraße unzählige Möglichkeiten, per U-Bahn binnen weniger Minuten dem hektischen Großstadtgetümmel zu entfliehen; sei es mit der U3 zum Flanieren am Flaucher, Münchens Naherholungsoase schlechthin, oder der U6 zu entspannten Stunden im Westpark.

Meine Halte würde ich jedenfalls nicht mehr eintauschen wollen, denn den Spagat zwischen Großstadt und ländlichem Leben meistert die Impler gekonnt.

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