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Meine Halte: Nordendstraße – hier ist es noch lange nicht zu Ende!

Die Türen schließen sich wieder an der Haltestelle Schellingstraße. Weiter fährt die Tram die Barer Straße hoch, vorbei an vielen bunten Häusern, bekannten Bars und Restaurants, kleinen Obstläden, einem Solarium und einem Copyshop. Dann noch einmal um die Kurve und aussteigen an meiner Haltestelle: Nordendstraße. Etwas im Schatten der berühmten Schellingstraße, aber dennoch nicht zu vernachlässigen.

“Wie? Ende jetzt?”

Wer sich Gedanken über den Ursprung des Namens macht, kommt wahrscheinlich darauf, dass meine Haltestelle das Ende des Nordens kennzeichnen soll. Das mag im Baujahr 1867 vielleicht noch so gestimmt haben, doch heute beendet die Nordendstraße lediglich die Maxvorstadt und nicht einmal ansatzweise die ganze Stadt.

 

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Ich steige aus, links von mir liegt Schwabing, welches über die Münchner Freiheit bis hin zum Olympiapark auf jeden Fall überzeugt: Große, eindrucksvolle Altbauhäuser, kleine Boutiquen, schicke, moderne Restaurants und unauffällige bis originelle Bars.

Rechts liegt die Maxvorstadt, die mit Schwabing, dem “Vorzeige-Viertel” Münchens, definitiv mithalten kann. Wenn ich mir einen Weg durch Student*innen aus aller Welt bis hin zum alten botanischen Garten suche, komme ich vorbei an Sehenswürdigkeiten wie den Pinakotheken und dem Königsplatz. Auffallend ist hier auch die große Vielfalt der Gastronomie, die durchaus auch über den Cappuccino mit Hafermilch und den Aperol hinausgeht.

 

Ein perfekter Tag rund um die Nordendstraße …

… muss nicht teuer sein, es sollte nur Sommer sein.

Ein motivierter Morgen beginnt bei mir mit ein paar Runden joggen im alten nördlichen Friedhof. Der wird, zu meinem anfänglichen Erstaunen, als ganz normaler Park genutzt – es kommt durchaus vor, dass man hier Leute zwischen den Gräbern beim Kiffen erwischt oder sieht, wie Kindergartenkinder ihr Geschäft hinter Grabsteinen erledigen.

Nach getaner Arbeit genieße ich das leckerste Avocadobrot im “Nebenan”, um anschließend über die Ludwigsstraße in den Eisbach zu hüpfen. Nach der Abkühlung setze ich mich mit einem Eis vor die Akademie der Künste in die Sonne. Bei Regen geht es stattdessen ein paar Schritte weiter ins Arri Kino, in dem ich mich neben Wänden voller Bücher und den gemütlichsten Sitzen wie im eigenen Wohnzimmer fühle – wenn nicht sogar besser.

 

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Eins darf für den perfekten Tag in der Maxvorstadt natürlich nicht fehlen, Klischees müssen schließlich bedient werden: der Aperol (spätestens) am Abend. Den genieße ich jedoch meistens nicht in einer der unzähligen Bars um mich herum, sondern auf dem Balkon – Gründe dafür gibt es verschiedene, primär aber die Münchner Aperol Preise.

Am Ende ist es hier aber auch nicht schlimm, etwas mehr Zeit im eigenen Zuhause zu verbringen. Rund um die Nordendstraße wird es nämlich nicht langweilig. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist deswegen auch einfach “Aus dem Fenster gucken”. Zu sehen gibt es immer was: In den letzten Wochen blockierten demonstrierende Traktoren oder Querdenker*innen immer wieder die Straße. Manchmal veranstaltet auch die Tram ein Hup (oder eher Klingel) Konzert, weil mal wieder ein überdurchschnittlich großes Auto es sich erlaubt hat, in der zweiten Reihe zu parken – weil man’s ja kann, Maxvorstadt halt. Für meine Mitbewohnerinnen und mich ist es immer sehr unterhaltsam uns aus dem Fenster zu lehnen und das Geschehen auf der Straße zu kommentieren und zu diskutieren, ohne wirklich ein Teil davon, aber doch hautnah dabei zu sein.

Meckern auf hohem Niveau

Ich liebe und schätze es hier zu wohnen, keine Frage, dennoch gibt es kleine Herausforderungen des Alltags rund um meine Haltestelle. Das schwierigste ohne Zweifel: die richtige Balance zu finden, um mit meinem Fahrrad nicht in den Gleisen stecken zu bleiben und sich dabei alle beliebigen Knochen zu brechen.

Die Balance zu finden beschränkt sich nicht nur auf das Fahrradfahren, denn neben den vielen Menschen, die rund um die Uhr die Bars oder die Universität besuchen und es hier eher als “Ausgehviertel” betrachten, leben viele Menschen oberhalb des Trubels auf den Straßen auch ihren einfachen Alltag.

Der Kontrast macht sich des Öfteren bemerkbar: während sich die Münchner*innen und Alle, die sich nicht als solche bezeichnen wollen, abends im Edeka um die Ecke noch etwas zum Vorglühen holen, finde ich mich mittendrin in Jogginghose, “Weils ja nur schnell um die Ecke ist”.

Alles, was um mich herum passiert, zeigt mir, wie gerne ich an der Nordenstraße lebe. Denn die Vielfalt der Menschen und Ereignisse hier geben mir das Gefühl, immer mittendrin und am richtigen Ort gelandet zu sein.