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Meine Halte: Luise-Kiesselbach-Platz – von Münchens Stadtmutter und dem “LuKi“-Heimatgefühl
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„Ah ja, da war ja diese ewige Baustelle oder?“ – Das ist meistens die erste Reaktion, die ich in München bekomme, wenn ich meine Heimatadresse am Luise-Kiesselbach-Platz erwähne. Und es stimmt – von 2007 bis 2015 war hier Münchens größte Baustelle. Das ist zum Glück vorbei, von meinem WG-Balkon genieße ich nun die (vermeintliche) Ruhe am Mittleren Ring dank des neu gebauten Tunnels.
Erinnerung an Luise – ein Ausflug in die Geschichte der Frauenbewegung
Luise Kiesselbach – diesen Namen findet man im Stadtteil Sendling-Westpark gleich fünf Mal: Ein Tunnel, drei Bushaltestellen und natürlich der Platz ehren die Münchner Stadträtin. Zu Recht. Kiesselbach war nicht nur Armenpflegerin und Sozialpolitikerin, sie setzte sich auch aktiv für die Rechte und Bildung von Frauen ein. Der von ihr 1914 gegründete Stadtbund Münchner Frauenverbunde verbindet noch heute Frauenorganisationen, die sich für Gleichberechtigung auf kommunaler Ebene engagieren. Mich als zugezogene Münchner Studentin und Feministin macht es umso stolzer, dass meine Halte an die sogenannte Stadtmutter Münchens und ihr Wirken erinnert.
Aber genug Hintergrundinfos – was macht den LuKi-Platz, wie er von meiner Mitbewohnerin und mir liebevoll getauft wurde – zu meinem Zuhause?
Ein bisschen Notting Hill zwischen dem Mittleren Ring: Sendling-Westpark
Puh, ganz schön viel hässliche und laute Straßen hier. Da hatte ich mir die Großstadtromantik etwas anders vorgestellt, vor allem da ich bevor ich nach Sendling zog Lesen und Picknicken im eigenen Garten gewohnt war. Aber gut, meine letzte WG befand sich auch weit entfernt von U-Bahnstationen in München-Allach. Die einzige Romantik in meinem neuen Zuhause sind wohl die Auto- und Straßenlichter im Dunkeln. Tatsächlich war ich nach den ersten Tagen, die ich mit Blick auf laute Krankenwägen und gestresste Radlfahrer auf dem Balkon verbracht habe, überrascht, was die Wohngegend um den Luise-Kiesselbach-Platz alles zu bieten hat. Der schöne Westpark inklusive Open-Air-Kino „Kino, Mond & Sterne“, das Café Gans am Wasser und Basketball im Audi-Dome ist nur einen kurzen Spaziergang entfernt. Ebenso der Südpark, ein Stück ehemaliger Wald mit vielen Sportanlagen, liegt um die Ecke. Dann verlege ich das Lesen und Picknicken eben dorthin, es gibt definitiv schlimmeres.
Auch direkt am LuKi-Platz gibt es eine Grünfläche neben der vierspurigen Straße. Hier habe ich schon nächtliche Tanzaktionen und Impro-Theaterversuche mit Freund*innen gestartet (eventuell nicht ganz ohne Alkoholeinfluss). Auch sonst passiert so einiges auf dieser Wiese: Den Weihnachtsmarkt mit eigener Eislaufbahn und das traditionelle Maibaum-Aufstellen habe ich schon miterlebt, das Sommerfest steht noch an. Alles natürlich inklusive Böllerschützen, die man – milde gesagt – nicht überhören kann. Es fühlt sich ein bisschen an wie ein kleines Dorf mit eigenen Volksfesten inmitten Münchens. Wenn ich auf dem Weg zum Einkaufen an den kleinen, bunten Reihenhäuschen vorbeilaufe, erinnert mich das schon fast (kein Witz!) an das Trendviertel Notting Hill in London.
Warum U-Bahn, wenn man einen Nachtbus haben kann?
Obwohl sich in der Gegend vor allem Familien tummeln, liegt der Platz für mich als Studentin auch in perfekter Lage zur Uni. Zwischen Partnachplatz und Westpark ist die Verbindung zur U6 natürlich ein Träumchen. Auf dem Weg zur Vorlesung schalte ich ohne umsteigen zu müssen ganz entspannt ab – manchmal zu sehr, wenn ich es verpasse, auszusteigen. Doch noch viel wichtiger für mich als Liebhaberin der Münchner Bar- und Clubszene: ein Nachtbus! Und nicht nur irgendeiner, der N40 bringt mich alle 15 Minuten vom Stachus über das Sendlinger Tor bis vor die Haustür. Mit den Linien 63 und 54 bin ich außerdem schnell im Westend und in Schwabing – wenn ich mich doch mal nach ein bisschen mehr Trubel und schicken Cafés sehne. Es gehört jedoch etwas Glück und ein Haufen Geduld dazu, bei der Menge an Ampeln die grüne Welle (und damit den Bus) zu erwischen.
Man sieht, der LuKi-Platz ist so viel mehr als nur eine ehemalige Baustelle und ich bin immer wieder glücklich, dass es mich in diese Ecke Münchens verschlagen hat.