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Meine Halte – Folge 26: Brudermühlstraße

Emanuel Weitmann
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Wenn man erzählt, dass man in der Implerstraße wohnt, denkt jeder automatisch an die U-Bahn-Haltestelle mit ebendiesem Namen. Aber nein, die Implerstraße ist lang – und wenn man sich auf ihr weiter Richtung Süden bewegt und an den Schornsteinen der Münchner Stadtwerke orientiert, erblickt man sie: meine Halte, die Brudermühlstraße.

Isarjünger

Schon im frühen Juni beginnt er, der Pilgergang etlicher Isarjünger an den Flaucher. Sehr zur Freude von Kioskbesitzern & Co. Wenn man jedoch an der Haltestelle wohnt, an der nach Thalkirchen die meisten dieser besagten Jünger aussteigen, kann es auch oft zur Qual werden. Als „Geheimtipp“ gilt es unter Münchnern, von der Brudermühlstraße aus an die Isar zu laufen, da dort weniger los sei, sagt man. Mitte Juli merkt man davon leider nichts mehr.

Betrunkene Teenagerhorden tummeln sich auf dem Bahnsteig und an der zugehörigen Busstation, der Brudermühlstraße. Bollerwägen bepackt mit Grills, Bier und Musikboxen rattern in Richtung Isar. Kiosks machen vermutlich ihren Jahresumsatz mit dem Verkauf von Einweggrills und eingeschweißten Bratwürschteln und Bier, und die Rauchschwaden über dem Flaucher erinnern an Indianische Rauchzeichen.

An der Brudermühlstraße zu leben, hat aber durchaus auch seine guten Seiten. Der Weg zur Uni ist mit der U3 in 10 Minuten erledigt, Tierpark und Isar sind an schönen Tagen fußläufig zu erreichen und Expressbus X30 und Nachtbus bringen einen sicher und meistens zügig ans Ziel.

South Sendling

Sendling ist zwar nicht Schwabing oder die Maxvorstadt, aber es hat auch durchaus seine coolen Seiten für junge Menschen: Die Electro-Boazn „Zur Gruam“ liegt bei der Großmarkthalle und ist somit auch ohne weiteres zu erreichen. Nach Hause geht es nach ein paar Bier sowieso immer schnell. Und: Bei Beirutbeirut gibt es zweifelsfrei den besten Falafel ganz Münchens.

Im Winter wird es ruhig an der Brudermühlstraße, die Touristen und Isarjünger bleiben fern und gehen an den Stachus zum Schlittschuhlaufen. Stattdessen trinken jeden Morgen die zwei selben alten Herren an dem Kiosk im Sperrgeschoss der U-Bahn ihren Kaffee und granteln lautstark über die Themen des Alltags und warten auf den Sommer.


Beitragsbild: © Emanuel Weitmann

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