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Meine Halte: Rohrbach an der Ilm – ein Plädoyer für die Deutsche Bahn

Rohrbach an der Ilm liegt ziemlich mittig auf der Strecke des Regionalexpresses von München nach Ingolstadt. Während es über meine Haltestelle recht wenig spannendes zu erzählen gibt, so doch wenigstens über meine tägliche Reise nach München und die restlichen Passagiere.

„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch beim Reisen“ – JohWo Goethe

Wenn nicht bei waghalsigen Selbstexperimenten an der Playa de Palma oder bei der kollektiven Selbstfindung an der australischen Ostküste, findet man den deutschen Bildungsbürger oft in den Regionalzügen der Deutschen Bahn, in kritischer Auseinandersetzung mit derselben.

Jedes mal, wenn sich mal wieder alle Reisenden einig darüber sind, dass „das mal wieder typisch ist“, würde ich ihnen gerne entgegenwerfen, wie schwer sie doch sein muss, so eine Organisation von tausenden von Zügen. Und wenn man bei der Organisation mal eine Kleinigkeit vergisst, dann fahren zwei Züge gegeneinander. BUMM! Ist letztens erst passiert, in Luxemburg. Seitdem sitz ich immer ganz hinten, im letzten Abteil. Da ist es am sichersten.

Liebe Deutsche Bahn, ihr macht das schon ganz gut

Jeden Tag fahre ich 45 Minuten mit dem Regionalexpress nach München und 45 Minuten wieder zurück. Eineinhalb Stunden pro Tag, das sind achteinhalb Stunden pro Woche. Angenommen, man ginge von Montag bis Freitag in die Universität, dann wären das 540 Stunden pro Jahr, also ca. 22 Tage. Fast ein Monat den man in Regionalzügen verbringt.

Das kann auf Dauer ganz schön öde werden. Müsste man die Situation in Regionalzügen beschreiben, ließe sie sich wohl am ehesten mit der in den Wartezimmern von Ärzten vergleichen. In beiden Fällen werden alle Anwesenden von einer Grundgenervtheit über ihre unfreiwillige Anwesenheit begleitet, welche sich durch das Beklagen über jede weitere Verspätung zu erkennen gibt.

Außerdem sind Neuankömmlinge stets auf der Suche nach einem Sitzplatz, der nicht durch die Anwesenheit eines Sitznachbarn entwertet wurde. Würde es noch kostenlose Magazine in der Bahn geben (das offizielle Bahn-Magazin zählen wir jetzt mal nicht dazu…), würde der Aufenthalt in der Bahn daher in meinem persönlichen Ranking mit dem Aufenthalt im Wartezimmer meines Hausarztes gleichziehen. Drei von zehn Bequemlichkeitspunkten!

After-Hour im Regionalexpress

So schön die Reisen in den Regionalzügen der Deutschen Bahn auch sein mögen, so unschön wird die Abendplanung durch die unregelmäßigen Abfahrtszeiten in der Nacht. Veranstaltungen, die schon kurz nach Mitternacht aufhören, sind da nicht der Bringer. Es sei denn, man will die restlichen Stunden bis zur Abfahrt des ersten Zuges um halb sechs wartend im kalten Hauptbahnhofsgebäude verbringen. Langfristige Planung und ein gutes Durchhaltevermögen sind also angesagt.

An dieser Stelle sei trotzdem noch allen Mitarbeitern der Deutschen Bahn gedankt. Macht weiter so und bleibt so wie ihr seid!


Foto: © Patrick Syma

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