Kultur, Live

Melancholischer Breitwand-Pop-Rock

Laura Simais
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Blek le Roc haben ihr Debütalbum veröffentlicht. Laura Simais traf die Band zum Interview.

Wie war die Arbeit im Studio?

Lucas: Wir hatten den Vorteil, dass wir mit einem befreundeten Produzenten aufgenommen haben, der natürlich auch gesagt hat, er steckt nicht nur selbst etwas mitrein, es ist unser Ding. So konnten wir auch mal sagen nach einer Session, „Hey können wir das nochmal machen“, wenn sie uns nicht gefallen hat. Von daher konnten wir uns da auch wirklich Zeit nehmen. Deswegen hat es wahrscheinlich auch so lange gedauert. Aber wenn es sein muss, können wir das auch schneller.

Tobias: Aber es ist auf jeden Fall trotzdem anstrengend manchmal im Studio, weil man sich schnell verrennen kann. Man hat viel Zeit und vor allem unendlich viele Möglichkeiten dies und das zu machen. Und dann hört man auch zum hundertsten Mal die Spur und am Schluss bemerkt man den Unterschied auch einfach nicht mehr, wenn noch mehr verändert wird. Man verliert nach zu viel Zeit auch einfach ein bisschen den Blick und das Gehör.

Wie würdet ihr eure Musik für jemanden beschreiben, der Euch nicht kennt?

Tobias: Es ist in erster Linie melancholisch.

Lucas: Als Grundstimmung zumindest. Man könnte sagen es ist melancholischer Breitwand- Pop/Rock, melancholisch und episch.

Tobias: Breitwand klingt immer negativ, aber…

Bene: Nö, finde ich nicht. Es ist melancholisch auf eine Art und Weise, aber es ist jetzt nicht in die Richtung Akustik/Singer/Songwriter melancholisch. Die Melancholie ist da, aber wir versuchen das immer in ein relativ opulentes Gewand zu packen. Richtung sind in etwa Bands wie Sigur Ros und natürlich auch Coldplay, Radiohead, U2. Bei uns ist das eine Gratwanderung zwischen experimentell und anspruchsvoll, einfach von der Wahl der Sounds her und dem Poppigen. Ich denke, das macht genau das aus bei uns, dass es diese eigene Note hat.

Tobias: Die Songs sind nicht nach einem Popkonzept geschrieben. Es gibt zwar Poprefrains und es gibt Anleihen, aber es wird eigentlich eher in andere Richtungen verpackt. Das ist vielleicht das experimentelle Moment an der Musik. Sie nimmt Anleihen, aber zelebriert den Pop nicht. Er wird in friedlichen Beats aufgelöst oder in Gitarrenlinien, die untypisch sind. Es ist nicht bewusst in eine Poprichtung getrimmt.

Stimmt es, dass euer erster Auftritt im Vorprogramm von Status Quo gewesen ist?

Lucas: Das war der Zweite. Das war ein witziger Zufall. Wir haben unseren ersten Auftritt beim Tollwood gehabt und der verlief gut und es war alles toll. Und da wir an dem Tag natürlich feiern wollten, haben wir gefragt ob wir vielleicht unser Auto stehen lassen können. Mit unseren Gitarren und Verstärkern und dem ganzen Equipment. Und die Antwort war „Ja, klar, Ihr könnt das bis morgen stehen lassen auf dem Gelände“. Und am nächsten Tag gegen Mittag kam dann der Anruf von den Veranstaltern vom Tollwood, dass die Vorband, die eigentlich für Status Quo vorgesehen war und aus Berlin kam im Stau steckt und keine Chance hat, es bis zum Auftritt zu schaffen. Und ob wir nicht einspringen könnten. Wir waren erst mal baff! Wir haben dann in der Band rumtelefoniert und es war klar, dass wir es machen. 5000 Leute, ausverkauft und das nach drei Wochen Bandbestehen, das ist schon etwas Besonderes. Da gab es dann auch noch eine lustige Geschichte, aber die kannst du am besten selbst erzählen….

Bene: Ich hatte so einen blöden Job angenommen. Ich war auf einem Fotoshooting für einen Erlebnispark im Allgäu. Die hatten eine Achterbahn mit Rückwärts-Looping. Da drin haben die Fotos geschossen und ich bin verkatert ungefähr zwanzig Mal diesen Rückwärts-Looping gefahren und war völlig durch. Dann haben die Jungs mich angerufen und es war schon relativ spät. Noch dazu war ich auch nicht mit dem Auto da und musste den Zug erwischen. Jemand anders hat mein Schlagzeug gecheckt…

Lucas: …Bene kam dann richtig Rockstar-mäßig zehn Minuten vor dem Auftritt noch mit Rest-Alkohol, komplett durch den Wind an. Und dann sind wir hoch auf die Bühne, das Licht ging an. Dann schaut man da ins Publikum und das war schon echt krass.

Seid Ihr im Allgemeinen entspannt vor Auftritten? Gibt es irgendwelche Rituale?
Bene: Wir sind nicht lange davor nervös. Aber direkt vor dem Gig so zwei, drei Stunden davor, geht es immer los. Das werde ich wahrscheinlich auch nie ablegen. Und das ist aber auch ganz schön. Die Anspannung wandelt sich auf der Bühne in Energie um und dann ist man ganz anders als wenn man im Proberaum spielt. Aber Lucas hat ein Ritual…

Lucas: Ich muss immer kotzen vor Konzerten. Da geht es dann mit mir durch. Mir glauben die Leute nie, dass ich vor dem Konzert nervös bin, weil ich auf der Bühne relativ entspannt rüber komme. Aber vor dem Konzert ist es dann immer die Standardfrage: „Lucas, schon gekotzt?“. Und wenn das eben passiert ist, dann passt es und dann können wir auf die Bühne gehen.

Und wenn es nicht passiert?

Lucas: Das kommt eigentlich nie vor…

Wenn Ihr euch eine Band aussuchen könntet, mit der Ihr mal zusammen spielt, wäre das…?

Bene: Klar, die ganz Großen, denn die gehören auch zu unseren ganz großen Vorbildern. Wenn jemand anfragen würde für Radiohead oder für U2 oder Coldplay, dann würde ich sicherlich nicht nein sagen.

Wie sehen eure Pläne aus?
Tobias: Die Pläne weiter…also wir planen für September und Oktober eigentlich eine Tour. Jetzt müssen wir mal erst mal abwarten bis die Platte draußen ist und wir Rezensionen haben. Sonst macht es keinen Sinn vorher groß rumzufragen. Also wird es wahrscheinlich Oktober. Aber es gibt ein paar Sachen, die angedacht sind.

Bene: Wir wollen eine Single nachschießen in zwei bis drei Monaten auf Vinyl.

Lucas: Eigentlich sollte das jetzt schon passieren zusammen mit dem Album, aber wir wollen nicht, dass das in dem Ganzen dann untergeht. Daher ist es besser, dass ein bisschen hinterherzubringen.

Letzte Frage: Wenn Ihr Euch nicht der Musik widmen würdet, wo wärt Ihr dann wahrscheinlich?
Tobias: Das ist schwierig zu beantworten, weil man natürlich sagen kann, wenn ich das nicht mit der Musik gemacht hätte, hätte ich eben einen Job. Wir haben ja alle studiert. Aber die Musik lief immer parallel und es war nie die Frage ob entweder das Eine oder das Andere. Das ist auch gut, dass man für den Ausgleich ein Studium hat. Klar ist es bei uns so, wenn wir jetzt einen krassen Job anfangen, dass man keine Zeit mehr für die Musik hätte. Man ist immer am Abwägen. Das Problem haben Leute eben nicht, die nicht in einer Band spielen. Aber es ist es für uns alle ein Teil der Persönlichkeit Musik zu machen und es gehört einfach dazu. Deswegen ist es wirklich schwierig zu sagen, wo wir wären, wenn wir es nicht gemacht hätten.

Bene: Ja, wahrscheinlich wäre ich irgendwo in Afrika. Nein, ich glaube dann hätte ich wahrscheinlich mit ganz anderer Energie mein Studium viel früher beendet. Man hat sich der Musik einfach immer mit viel Zeit und viel Energie gewidmet. Und wenn das nicht so gewesen wäre, dann wäre diese Energie eben woanders hingeflossen.

Tobias: Aber dann hätte auch der Ausgleich gefehlt.

Copyright Foto: Marc Fernandes

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