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Münchner Gesichter mit Khudor Lamaa von BeirutBeirut

Florian Kappelsberger

Falafel, Hummus, Baba Ganoush: Die libanesische Küche hat sich in den letzten Jahren zu einem absoluten Trend entwickelt. Khudor Lamaa ist im Beirut der 1980er Jahre damit aufgewachsen, heute haben seine beiden Lokale, das BeirutBeirut (Lindenschmitstraße 43) und das Manouche (Valleystraße 19), in Sendling Kultstatus erreicht.

Höchste Zeit, ihm mal ein paar (wichtige) Fragen zu stellen:

MUCBOOK: Du leitest heute zwei der beliebtesten libanesischen Lokale in München. Wie kam es dazu?

Khudor Lamaa: Nachdem ich Vater wurde, vertrug sich mein Bartender-Beruf nicht mehr mit einem Familienleben. Gleichzeitig zog es meine Mutter zurück in den Libanon, und ich stellte erschrocken fest, wie sehr mir ihre libanesische Küche fehlte. So fing ich an, ihre Rezepte zu kochen – mit ihrer Anleitung via Skype. Von meinem Vater lernte ich alles über Falafel, seine Spezialität.

Vor knapp 10 Jahren bist du mit dem Ziel gestartet, die libanesische Esskultur in der Stadt zu etablieren. Wie ist der Stand heute?

Zu dieser Zeit wurden bestimmte libanesische Gerichte wie Hummus, Falafel und Tabouleh immer bekannter. Aber wie diese meistens angeboten wurden, tiefgekühlt oder als Fertigprodukte, motivierte mich, es anders zu machen. Ich hatte das Gefühl, etwas geraderücken zu müssen. Heute ist die libanesische Küche allgemein bekannter geworden. Immer mehr Leute ernähren sich bewusst und gesund, da bietet sich unsere Küche förmlich an.

Schon dein Vater hatte in den 1970er Jahren einen Imbiss-Laden in Beirut, vor kurzem hat dein Bruder eine eigene Filiale in Haar eröffnet. Liegen Kochen und Gastronomie in der Familie?

Ja, absolut. Wie in jeder libanesischen Familie ist Essen der Mittelpunkt des Familienlebens. Schon als Kinder mussten mein Bruder und ich in der Küche helfen. Heute bin ich dankbar dafür.

Seit 2015 beschäftigst du mehrere Geflüchtete in deinem Restaurant, vor allem aus Syrien. Gab es Übersetzungsschwierigkeiten zwischen der syrischen und der libanesischen Küche, oder lief die Anpassung reibungslos?

Nein, das ist kein Problem. Die Küchen beider Länder sind verwandt, die Unterschiede liegen im Detail – ähnlich wie mit der bayerischen und österreichischen Küche. Die meisten Gerichte sind viel älter als die willkürliche Grenze zwischen den beiden Ländern, und bis vor etwa 100 Jahren gab es diese Grenze gar nicht.

Welcher ist dein Lieblingsort in München?

Die Großmarkthalle, da kauf ich täglich für meine Läden ein. Ich mag das bunte Treiben, die Menschen aus allen Ländern und die Stimmung, wie in einer Hafenstadt.

Und dein Lieblingsort in Beirut?

Die Hamra, mein Heimatviertel, dort habe ich meine halbe Kindheit verbracht. In den Achtzigern, trotz Krieg, das lebendigste und kosmopolitischste Quartier der Stadt – kulturelles Zentrum, Schmelztiegel und Uni-Viertel. Aber das beste war: überall fantastisches Streetfood.

So, und jetzt zu den wirklich wichtigen Fragen:

Weißwurst oder Leberkas?

Weißwurst.

Worüber fluchst du am häufigsten in München?

Über Spießbürger und rücksichtslose Autofahrer.

Und was läuft doch irgendwie ganz gut?

24 Stunden Strom und Wasser, in Beirut läuft nicht mal das.

Dein bayerisches Lieblingssprichwort?

Hock di hera, dann samma mehra.

Das macht dich zum Münchner?

Meine Leidenschaft für den TSV 1860.

Geht immer:

Butterbrezn.

Dein Lieblings- Insta- oder Twitteraccount?

STOR089, von meiner Frau.

Wo findet man dich?

Nach Corona hoffentlich wieder in der Bar Gabanyi, in Carlitos Minibar oder im Schwarzen Dackel.


Beitragsbild: © Khudor Lamaa

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