LabWerkstatt
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5 konkrete Ideen der ersten LabWerkstatt am 27.09.2022 im Bahnhofsviertel 

MUNICH NEXT LEVEL

In der letzten Septemberwoche startete die Zukunfts-Plattform MUNICH NEXT LEVEL aus dem Hause MUCBOOK mit der ersten LabWerkstatt zum Thema HANDEL IM WANDEL. Im Rahmen des QuartierLab Bahnhofsviertel waren und sind alle Interessierten eingeladen, gemeinsam Lösungen für eine nachhaltige, zukunftsfähige und lebenswerte Stadt zu finden.

Von 16 bis 20 Uhr beschäftigten sich alle Anwesenden mit den wesentlichen Fragen, die sich durch die fortschreitende Transformation im Bahnhofsviertel für den Handel stellen: Wie können die Digitalisierung des Handels, regionale Lieferdienste oder belebte Erdgeschosse neue Ideen für den Retail liefern und wie behält das Bahnhofsviertel dennoch seinen Charme?

In kleinen Workshop-Gruppen bekamen alle Teilnehmer*innen die Chance, ihr Wissen sowie eigenen Ideen und Projekte einzubringen und weiterzudenken. Im Folgenden haben wir fünf konkrete Ideen aus dem Barcamp zusammengestellt.

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v.l. Marco Eisenack (MUCBOOK Gründer), Eric Treske (Intrestik) und Anja von Klitzing (The Good Point)

Die digitale Einkaufsstraße

Wie können wir die Veränderungen im Münchner Bahnhofsviertel so hinbekommen, dass alle etwas davon haben? Im Falle des stationären Handels heißt das, gegen den Onlinehandel bestehen und im besten Fall Hybridlösungen finden. Digitaler und analoger Handel verdrängen einander nicht nur, sie können sich auch ergänzen. Diese Erkenntnis teilte Norman Schaffer beim QuartiersLab mit den Anwesenden. Herr Schaffer arbeitet für das Digitalinstitut Fortiss an einem KI-Leuchtturmprojekt mit dem Namen Knowledge4Retail (K4R). Die Mission: Forschung im Feld der digitalen Lösungen für den stationären Handel betreiben mit dem Ziel, dieses Wissen als Service- und Digitaldienstleister für Unternehmen direkt in die Einkaufsstraßen zu transferieren.

Die dabei präsentierte und im Anschluss kontrovers diskutierte Digitale Einkaufsstraße soll Daten für den lokalen Handel nutzbar machen. Konkret im Bahnhofsviertel können solche digitale Lösungen zum Beispiel durch Übersetzungstools als verbindendes Element im wohl multikulturellsten Viertel der Stadt wirken. Außerdem können sich Händler*innen zusammenfinden und durch gemeinsame digitale Plattformen und einen Fokus auf Click & Collect Lösungen im Kollektiv gegen den Druck des Online Handels wehren. Herr Schaffer sprach jedoch auch von digitalen Ergänzungen unserer analogen Wirklichkeit, die an Science Fiction erinnern. Das ist zwar noch Zukunftmusik, klar ist jedoch, dass sich der lokale Handel an seinen Stärken orientieren muss, um gegen den Onlinehandel zu bestehen. Konkret sei das ein Fokus auf Beratung und Kundenbindung.

Braucht das Bahnhofsviertel einen Stadtteilmanager

Ein Kritikpunkt an Schaffers Ausführungen war das teilweise fehlende Knowhow, sowie die unzureichende Vernetzung, um solche weitangelegten und komplexen Lösungen für den Handel im Viertel zu etablieren. Darum brauche es Dialog und Austausch untereinander und eine Anlaufstelle für externe Partner, die ihre Lösungen im Bahnhofsviertel umsetzen wollen. Auch das Geld stellt ein Problem dar: Ein Großteil des Handels besteht aus kulturell eingebettetem Einzelhandel. Investitionen kommen eher von außen.

Dabei sei Wirtschaftsförderung durch die Stadt oft möglich und verfügbar, werde aber wegen fehlender Informationen zu selten abgerufen. Um diesen Problemen entgegenzuwirken kam während der LabWerkstatt die Idee eines Stadtteilmanagers auf. Das ist kein neues Konzept: In der laufenden Transformation Pasings wurde bereits mit einer solchen Stelle gearbeitet, um niedrigschwelligen Wissenstransfer zu fördern. Zudem würde ein Ombudsmann in dieser Rolle die oft fehlende Verbindung zwischen dem lokalen Handel und der Stadtverwaltung schließen. Vergleichbar mit dem Münchner Nachtbürgermeister könnte so ein Interessengemeinschaft Anschluss an Stadtplanungsprozesse finden und ihre eigenen Interessen selbst vertreten.

Freiraum-Patenschaften oder die Belebung der Innenhöfe

Spaziert man durch das Bahnhofsviertel gibt es unfassbar viel für die Ohren und die Nase zu erleben – so viele Nationalitäten, kulinarische Spezialitäten an jeder Straßenecke. Doch die Farbe Grau dominiert. Die Suche nach begrünten Flächen oder gar einem Baum kann schon eine Weile dauern. Ein Vorschlag, dem entgegenzuwirken und gleichzeitig dem lokalen Handel Hilfe zur Selbsthilfe an die Hand zu geben, sind sogenannte Freiraum-Patenschaften. Die Idee ist simpel: Lokale Händler*innen übernehmen die Verantwortung für öffentliche Begegnungsorte. Das können Sitzgelegenheiten, Parklets oder geöffnete Innenhöfe sein. So steigern die Händler*innen die Sicherheit, Nachhaltigkeit und den Wert des Viertels und werten durch aktive Teilhabe an der Gestaltung des öffentlichen Raums ihre eigenen Möglichkeiten auf.

Das feministische Bahnhofsviertel

Das Stichwort Sicherheit spielt in der Transformation des südlichen Bahnhofsviertels eine zentrale Rolle. Sobald es dunkel ist, sinkt die gefühlte Sicherheit drastisch. Neben Hotels und dem Einzelhandel bietet das Bahnhofsviertel eben auch Rotlicht und Drogenanlaufstellen. Zwar zeigt die Münchner Polizei stets Präsenz, doch der Wunsch nach Law & Order bleibt weiterhin groß. Zudem ist das Bahnhofsviertel nicht so sauber, wie es sein könnte. Hier würden allein ein paar mehr Mülleimer auf der Straße helfen. Immer wieder kam während der LabWerkstatt die sogenannte Broken Glass Theory auf, nach der sichtbare Missstände auf der Straße auch das Verhalten der Menschen im Viertel negativ beeinflussen.

In der Sprache der feministischen Stadtplanung stellt das südliche Bahnhofsviertel einen “Angstraum” da. Im Alltag heißt das für viele Frauen, bewusst Umwege zu gehen, um solche Räume zu umgehen. Um dem entgegenzuwirken, braucht es partizipative Prozesse in der Stadtplanung. Dazu gehört die Nutzung von Werkzeugen wie Sicherheitsaudits, Erkundungsgängen, partizipative Kartierung und andere Ansätze, in die Frauen und Mädchen einbezogen sind.

Die Begabung eines Ortes erkennen

Transformationsprozesse sind eng verwoben mit dem Abbau von Ängsten. So startete Michael Ehret von ehret + klein (e+k) in seinen Impuls. Als Projektentwickler ermöglicht e+k beispielsweise auch die Zwischennutzung FRANZI in der Schwanthalerstraße 57, in der auch die erste LabWerkstatt stattfand. Um nun als externer Partner zukunftsbegleitend und operativ im südlichen Bahnhofsviertel zu handeln, sei es wichtig nicht nur Verstanden werden zu wollen, sondern auch aktiv zuzuhören und verstehen zu wollen.

Um das zu gewährleisten sei es ihm in seiner Arbeit enorm wichtig die Begabung von Orten zu erkennen. Nur dann sei es möglich auch teilzuhaben an der Transformation und anzuknüpfen an das was ist. Ohne solche Vorkehrungen würde man mehr disruptiv wirken und durch die Schaffung eines weiteren Fremdkörpers eher verdrängen und Ängste aufbauen. Am Ende sei es der Kunde der entscheidet ob und wo er einkauft und nicht der Stadtentwickler, der ein neues Kaufhaus baut.

Hier sind alle QuartierLab-Termine auf Eventbrite:

MOBILITÄTSWENDE – am 25.10.2022

NEUES WOHNEN & ARBEITEN – am 29.11.2022

KLIMASCHUTZ & ENERGIEWENDE – am 18.01.2023

FREIRAUM & ÖFFENTLICHER RAUM – am 15.02.2023


Beitragsbilder: © Manuel Boskamp

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