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Nice try, ihr frechen Früchtchen von true fruits!

Jan Krattiger

Vor ein paar Wochen, Kreativsitzung im Werbebüro der Bonner Smoothie-Hersteller true fruits: Wir stellen uns das ungefähr so vor:

Szene –”Hey, ich hab’s. München wirkt doch immer wie so ne stockkonservative, biedere Katholikenstadt. Da machen wir so richtig die Aufregerwelle. Das wird überviral gehen, ich versprech’s euch! Clicks und Likes und Shares ohne Ende werden auf uns herunterregnen.

Also, so wird’s gemacht: Wir designen unsere Werbeplakate mit lauter so pseudo-schlüpfrigen, irgendwie leicht sexistischen Sprüchen (“Bei Samenstau schütteln”, “Oralverzehr – schneller kommst du nicht zum Samengenuss”), die natürlich zweideutig sind. Zweideutig, verstehste? Also zum Beispiel “Besamt und Befruchtet”. Höhöhö. “Besamt und Befruchtet” Mensch, wegen Früchten im Smoothie und so, weisste? *Zwinker Zwinker*

Das wird der Knaller, glaubt’s mir!”

Und so kam es dann auch. Sogar noch ein bisschen besser als man vielleicht dachte, denn die MVG sagte: No. Man wollte die Plakate  nicht vor den Augen der Kinder in den U- und S-Bahnen hängen sehen. Und begründete die Absage mit einem Verstoss “gegen die guten Sitten”.

Das wiederum war nun natürlich wirklich gefundenes Fressen für true fruits, die das Wort “true” aus ihrem Namen jetzt nicht mehr so genau nahmen:

Szene –“Ja und jetzt aufpassen Freunde, jetzt kommt der Trick: Wir behaupten nämlich einfach, die Stadtverwaltung hätte unsere Plakate im Vornherein verboten, weil sie zu schlüpfrig sind. Dann hängen wir noch ein Zitat von unserem Mitgründer in die Pressemitteilung: ‘Als wir erfuhren, dass München unsere Plakate nicht erlaubt, wollten wir der Stadtverwaltung nicht klein beigeben und haben auf diese Weise gehandelt. Wir lassen uns den Mund und Humor nicht verbieten’. 

Genau! Dann hängen wir sie nämlich auf, aber montieren einen fetten “ZENSUR”-Kleber drüber, dann gibt’s einen richtig schönen Aufreger!!!.”

Ja. Und nun? Die Zensur-Plakate hängen, ein paar unzensierte auch, die Pressemitteilung ist raus, die schnellen Onlineportale rufen “Zensur”. Läuft.

Und was sagt die Stadt? Ganz einfach: Es gibt kein Verbot und keine Zensur durch die Stadt München. Der KVR-Sprecher Johannes Mayer sagt gegenüber mucbook, es sei von der Verwaltung nichts verboten worden. Es gebe auch gar keine Stelle, die im Vorfeld “den Daumen hebt oder senkt” zu Plakatmotiven. Der Aufschrei von true fruits bezog sich demnach nur auf die Absage der MVG. Pustekuchen Zensur also.

Schlussszene, im Büro von truefruits:

“Ey, schau mal, das Ding geht bei Facebook voll durch die Decke. Jetzt müssen wir richtig am Start sein hier, Jungs. Ich schreib da mal was zurück, ja?”

janjan

Da sagen wir: Sorry true fruits, aber München-Bashing als Marketing-Gag #mussechtnichtsein.


Titelbild: Linda Otto