Kultur, Nach(t)kritik

Paule und der K̦nigsplatz Рeine Nachschau

Markus Michalek

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Man könnte meinen, dass in München endgültig die allgemeine Frohnatur an der Basis angekommen ist und den berüchtigten Grant verdrängen würde. Trotz schlechten Wetters, um nicht zu sagen, sintflutartigen Regengüssen, finden sich sonntagspätnachmittag genügend Feierwillige ein, um Paul Kalkbrenner, derzeit wohl Deutschlands bekanntesten DJ, zu huldigen.

Da ist alles vertreten: Hardcore-Elektrofreaks, die ihre Sonnenbrillen jeglicher Coleur auch bei besagtem Regen nicht abnehmen, junge und älter gewordene OpenAir-Anhänger, jede Menge Hipster und einige Familien, natürlich die obligatorische Clubmeute, die immer dann auf den Plan tritt, wenn irgendwo Bässe zu hören sind; sogar eine  größere JackWolfskin (die Damen kleiden sich in Mode von Maria Galland) Fraktion hat sich eingefunden, um den Klängen des Elektrozauberers zu lauschen; deren Outfit – das im Ãœbrigen genauso gut auf dem Golfplatz, auf dem Ansitz einer Jagd oder eben auf dem Königsplatz getragen werden kann und deutlich die Zugehörigkeit zur oberen Klasse der Stadt signifiziert,  wirkt nicht weniger deplatziert, als das weniger stylische, aber defür ebenso funktionale Provisoriumsset von wirklich schmerzfreien Konzertbesuchern, die auch im Regen die lohnende Pause suchen und sich ein wenig niedergelassen haben.

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Natürlich verläuft das Konzert wie erwartet: die Stimmung ist Bombe, hunderte Handys werden schon mal zeitgleich in die Höhe gerissen, jeder will irgendwie ein Foto von sich und dem Event; bei Paaren als Motiv äußerst beliebt ist neben obligatorischen Pärchenfotos vor großer Kulisse auch der sogenannte Action-Move – “Du musst das Foto machen, wenn es grad voll abgeht” und dann folgt die übliche Elektro-Coreographie aus Füßestampfen und synkopisch leicht versetzten Hand, Arm, Hüftbewegungen, die man im Alpenland als “Luftquetschen” kennt, natürlich die Meute&Bühne im Rücken, eine Pärchenhälfte tanzt, eine andere fotografiert. Oder die Propyläen, deren turminnere Hohlkörper von Bässen wie Licht stroboskopisch zu späterer Stunde in den verschiedensten Farben durchzuckt werden, ebenfalls beliebt und nicht weniger beeindruckend. Was will man mehr? Ein Hammerkonzert, mit guter Laune allseits, die immer dann noch einen Pegel höherschlägt, wenn Paule einen Song aus dem Album “Berlin Calling” aus den Boxen jagt (ganze harte Konzertbesucher werden trotz Dauerregen bis zum Schluss ausharren, um “Sky & Sand” zu hören …) Und dass Münchens Ordnungshüter ebenfalls Spaß haben können, soll hiermit bewiesen werden. Das zugehörige Video stammt zwar noch aus dem Set des Vor-DJ`s Pan Pot, dürfte aber genügend Aussagekraft besitzen.

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Es war, so will man sagen, ein guter Abend. Die Beschwerden, von denen wenig später in den Münchner Medien berichtet werden wird – mein Gott, da kann man es schon mal mit dem Motto einer nicht ganz unbekannten Bierwerbung halten: “Leben, und leben lassen” – oder in unserem Fall: “Granteln, feiern, und tanzen lassen.”

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