Kultur, Nach(t)kritik

Professionelle Schauder – Robert Cray in der Muffathalle

Peter Teschke
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Wenn Amerikas Blueslegende Robert Cray München besucht, lassen sich die Fans der schwarzen Musik nicht lange bitten. Die Muffathalle war gut gefüllt, das Publikum deutlich jünger als bei John Mayall im April, Vorfreude lag in der Luft.

Doch der Abend begann zumindest für die Pressefotografen eher unterkühlt mit dem unerwarteten Hinweis, dass nur während des ersten Songs Bilder gemacht werden dürfen, danach folgte für den Rest des Publikums die nicht weniger abtörnende englischsprachige Ansage vom Band, dass Video- und Tonaufnahmen während des Konzerts nicht gestattet sind.

Vermutlich startete die Band deshalb zum Einstieg mit einem der eindrucksvollsten Songs von Robert Cray, I shiver. “I got the blues in the morning – so bad, i scare myself……and i shiver all over”. Damit zauberten sie die ersten wahren Schauder in die Seelen des Publikums.

He shiver all over - Robert Cray

He shiver all over – Robert Cray Foto: Peter Gardill-Vaassen

Doch so stark der Einstieg war, so spürbar wenig kam für mich das Bluesfeeling am restlichen Abend auf. Klar, Robert Cray und seine Mitspieler sind Profis, da sitzt jeder Ton, die Spielfreude war deutlich zu spüren und Cray wurde sicher nicht zu Unrecht vor einigen Jahren in die Blues Hall of Fame aufgenommen. Doch zeigte er sich an diesem Abend sehr glatt und routiniert, das was den Blues auszeichnet, kam für meinen Geschmack zu kurz, der Tiefgang fehlte.

Ob es an Crays relativ hoher Stimme lag, die eher einen souligen Einschlag in die Songs brachte, kann ich nicht sicher sagen, doch welchen Unterschied allein eine Stimme ausmachen kann, zeigte sein Support-Act Wellbad sehr deutlich.

Blues aus Hamburg von Wellbad - Foto: Peter Gardill-Vaassen

Hamburger Blues vom Feinsten: Wellbad – Foto: Peter Gardill-Vaassen

Die waren nämlich der heimliche Abräumer der Abends. Die drei Hamburger Jungs bewiesen mit ihrem bärtigen Frontmann Daniel Welbat, dessen rauchig-kratzige Whiskey-Stimme irgendwo zwischen Joe Cocker und Tom Waits angesiedelt ist, dass man nicht unbedingt vom Missisipi-Delta stammen muss, um den Blues ganz tief im Herzen zu haben. Hier reichte sogar Alsterwasser um einem wirklich tiefe Schauer den Rücken runter zu jagen.

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