Leben

Prost und Le Chaim! Braugeschichten im Jüdischen Museum

Katerina den Toom

Vor vielen tausenden Jahren als die Ägypter Bier brauten, dauerte es nicht lange bis auch die Israeliten das Braugetränk kennenlernten. Da für sie bisher nur der koschere Wein für rituelle Handlungen erlaubt war, kam bald die Frage nach der Reinheit des Bieres, da das Bier als weit verbreitetes Alltagsgetränk bekannt war. Der Rabbi überlegte lange hin und her und kam laut Talmud zu folgendem Entschluss: Wenn Bier statt Wein das Hauptgetränk ist, so „ist das Bier der Wein dieses Landes“.

Dieser kleine, aber wichtige Nebensatz hat es dann in den Ausstellungstitel geschafft. „Bier ist der Wein dieses Landes“eröffnet am 13. April pünktlich zum 500. Jubiläum des Bayerischen Reinheitsgebotes. Die Ausstellung zeigt auf zwei Stockwerken die Geschichte jüdischer Brauherren in München und Umgebung.

Diese Geschichten bilden den Schwerpunkt der Ausstellung und erzählen unter anderem die, von Josef Schülein, der 1895 die Unionsbrauerei gründete. Sie wurde schnell zur zweitgrößten Brauerei Münchens. Nach der erfolgreichen Fusion mit der Löwenbräu AG musste die Familie Schülein nach der Machtergreifung 1933 nach USA emigrieren, wo Hermann Schülein der Direktor der Liebmann Brewery wurde und das bekannte Rheingold Bier mit großem Erfolg vermarktete. Was für ein Marketing-Genie Schülein war, kann man im kleinen Museumskino mit 1950er Jahre Flair angucken.

Viele interessante, überraschende und wissenswerte Facts bietet die Ausstellung und macht uns Münchner fast ein bisschen stolz. Hier eine kleine Auswahl:

  • So kommen 40% des weltweit angebauten Hopfens aus der bayerischen Region Hallertau, oder Holledau, und sogar 60% des gesamten Welthopfens aus Deutschland.

 

  • Davidstern und Brauerstern mögen für viele auf den ersten Blick wie ein und der gleiche sechszackige Stern aussehen. Lange wurden die beiden Sterne synonym verwendet, haben jedoch eine unabhängige Entwicklung: Der Davidstern zeigte sich erstmals im 14. Jahrhundert in Prag als Symbol des Judentums und verbreitet sich von da in alle Welt. Der „Zoigl-Stern“ tauchte etwa gleichzeitig mit dem Davidstern in Böhmen auf, verbreitete sich von da nur in der Oberpfalz und nach Franken, wo er bis heute als Symbol für frisch ausgeschenktes Bier dient.

 

  • Die meisten Biersorten sind koscher, vor allem wenn sie nach dem Reinheitsgebot gebraut wurden. Da Bier jedoch vergoren ist und somit etwas Gesäuertes, darf es während des Pessach-Festes nicht getrunken werden.

 

  • Die sogenannten Hopfenpellets, die heute weltweit zur Bierherstellung genutzt werden, haben als Grundlage Hopfenpulver. In den 1960er Jahren wurde dieses Pulver von der Hopfenhandlung Fromm, Mayer-Bass in Pasing entwickelt.

Neben der Hopfenveredelung wird in „Bier ist der Wein dieses Landes“ die Geschichte der Bierkrugveredelung erzählt. Das Gewerbe, das im späten 19. Jahrhundert zum großen Teil von jüdischen Zuwanderern nach München betrieben wurde, zeigt die Entwicklung von einfachen, grauen Steinzeug-Bierkrügen zu aufwendig geschmückten Bierkrügen in Form des Münchner Kindls oder der Frauenkirche. Der Münchner Hofbräu war übrigens einer der ersten, die ihre Bierkrüge einritzten und somit veredelten.

Eigens für die Ausstellung im Jüdischen Museum München haben sich die israelische Herzl Brewery Jerusalem und die Brauer der CREW Republic zusammengetan und das Collaboration Brew Bier gebraut. Natürlich nach bayerischem Reinheitsgebot. Die Craft Bier Szene in Israel ist ein weiterer Bestandteil der Bierausstellung. Pünktlich zu Ausstellung wurde es fertig und kann im Museumscafé probiert werden.

Einen Steinwurf entfernt, im Münchner Stadtmuseum darf das Bier natürlich auch nicht fehlen: „Bier, Macht, München“ ist parallel zu sehen und hält noch mehr für Bier- und Geschichtenliebhaber bereit.

Fotos: Stadtmuseum München, Franz Kimmel

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