Kultur

Puerto Giesing – Verspätung am Hafen

Sebastian Gierke
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Eigentlich sollte es heute, am Freitag, losgehen. Sie haben dafür gearbeitet. Tagelang. Nächtelang. Geputzt, geschweißt, gebaut. 30, 40 Menschen schuften  im ehemaligen Hertie-Kaufhaus. Doch es hat nicht ganz gereicht. Doch verloren ist für Puerto Giesing noch lange nichts.

Künstler, Musiker, Designer haben schon ihre Büros bezogen. Circa 30, und es werden immer noch mehr. Stundenlange Gespräche gab es im improvisierten, kalten Büro von Zehra Spindler. Es wird geplant. Überall. Die Energie, die Aufbruchstimmung, das Machenwollen ist immer zu spüren. Hier kann etwas Aufsehenerregendes entstehen. Etwas, das München so wirklich noch nie erlebt hat.

Immer wieder geht die Tür auf. Es kommen neue Ideen herein. Einer will seine Bilder ausstellen, einer bringt Pläne, einer hat eine Band, die hier spielen will.

An der Wand hängt ein über zwei Meter hoher Kalender. Von Juni bis Ende August sind hier die Veranstaltungen vermerkt, die schon feststehen. Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, Partys.

Doch es wird nicht losgehen. Noch nicht. Nicht an diesem Wochenende, an dem eigentlich geplant war, einen “Stroke02-Teaser” zu veranstalten.

Aber es ist noch einiges zu tun. Noch hängen hier Kabel, liegt Schrott herum, sind die sanitären Einrichtungen nicht fertig.

Die Lokalbaukommission hat die Genehmigung nicht erteilt. Doch Spindler ist zuversichtlich. „Wir müssen eben noch nacharbeiten. Aber die Behörden sind nicht grundsätzlich abgeneigt”, betont sie. “Ich spüre da viel Wohlwollen. Viel Zustimmung. Wir schaffen das.“

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Die Lokalbaukommission habe positiv reagiert. Wohl auch, weil die Beamten gesehen haben, dass hier viele arbeiten, die etwas verstehen, von dem was sie tun. Elektriker, Beleuchter, Schweißer. Profis. Die wichtigsten Sicherheitsmaßnahen seien bereits umgesetzt. Jetzt fehlten noch Kleinigkeiten. Das Brandschutzgutachten muss noch eingeholt werden, ein Gutachten von einem Architekten zur Statik. „Nichts, was nicht noch zu schaffen wäre“, sagt Spindler. Nur eben nicht bis zu diesem Wochenende.

Und Zehra Spindler wird um Puerto Giesing kämpfen, das ist klar. Sie hat schon so viel Energie in dieses Projekt gesteckt. Ein Projekt, mit dem sie und ihre Freunde, das Team von München 852 und viele andere, in München für einen Sommer ein kreatives Zentrum etablieren wollen. Einen Platz, an dem kreativen Köpfe der Stadt zusammenarbeiten können. Vernetzung, nicht nur im Netz, das ist hier schon jetzt möglich.

Es sollen Funken fliegen, Reibung erzeugt werden. Aus den Büros in den verschiedenen Trakten des ehemaligen Hertiegebäudes in der Tegernseer Landstraße sollen die Ideen hinunter in den Clubraum schwappen. Und von dort wieder hinauf. Sich gegenseitig motivieren, inspirieren, zusammen querdenken, auf Neues kommen. Das sei das Wichtigste, sagt Spindler. Nicht die Partys. Die natürlich auch gefeiert werden sollen. Es ist alles noch im Fluss, alles noch in Planung.

Zum Beispiel der Bassist von La Brass Banda: Er plant mit einem Visual-Künstler ein Projekt. Musik und Bilder, eine Ausstellung. Oder Albert Pöschl von der Echokammer. Er hat vor, im ersten Stock jeden Donnerstag und Freitag Subkulturabende zu veranstalten. Donnerstags sollen sie  immer einer toten Persönlichkeit gewidmet sein. „Das soll nicht zu groß werden“, sagt er. „Das ist mir wichtig“. Es kommt ihm auf die Qualität an, nicht die Quantität.

Pro ein Meter Pissrinne dürfen 100 Menschen mehr auf eine Partie, steht in den Verordnungen. „Ich lern hier noch viele Sachen“, sagt Spindler dann noch. Mit den Vorschriften kämpft Spindler. Mit Anträgen und Genehmigungen. Das muss sein. Sie weiß das. Sie ist das gewohnt, hat das schon oft bei vielen Projekten durchgemacht. Und dann sagt sie wieder: „Wir werden das schaffen.“ Noch nicht an diesem Wochenende. Aber bald.

[Update: Die Stroke02-Teaser-Ausstellung hat kurzfristig einen Alternativ-Ort gefunden: Heute, Freitag, in der Isabellastraße 32, ab 19 Uhr. Und morgen, am Samstag, 16. April, gibt es dazu die Party. Zum letzten Mal auf dem bekannten Ex-BMW-Gelände an der Dachauerstraße: Yum-Yum. Und dann nochmals bei der Eröffnung von Puerto Giesing.]

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