Aktuell, Kultur

Radikal Jung Festival – junges Theater erleben am Münchner Volkstheater

Valerie Schuiling

Pandemiebedingt mussten in den letzten Jahren die meisten Kultur-Events abgesagt werden. Das Radikal Jung Festival ist war eines davon. Umso mehr freuen wir uns, dass es dieses Jahr am Münchner Volkstheater wieder stattfinden kann. Am Freitag, den 24.06., geht’s los und wir zeigen euch, warum Theaterfreund*innen (und solche, die es werden wollen) das auf keinen Fall verpassen sollten.

Eine Brise frisches Schauspiel

Wie immer steht beim Festival die Förderung neuer, junger Talente ganz vorne. Sorgfältig haben die Kurator*innen Christine Wahl, C. Bernd Sucher und Florian Fischer unter der Leitung von Jens Hillje aus rund 60 Produktionen ausgewählt, um einen Blick in die Theaterlandschaft von morgen zu werfen. Mit dem Programm sollen sowohl eingefleischte Theatergänger*innen wie auch Theaterneulinge angesprochen werden.

Elf Stücke aus Griechenland, Großbritannien, Frankreich, Ukraine und Deutschland sind es, die am Viehhof – der neuen Heimat des Volkstheaters – in Szene gesetzt werden. Und keine Angst vor Fremdsprachen: Zumindest eine deutsche Übertitelung ist bei allen Produktionen mit dabei. Zusätzlich wird es Nachgespräche mit den Regisseur*innen vor Publikum geben, damit ihr die Stücke und die Beteiligten besser kennen lernt.

Das sind die Theaterstücke…

Eröffnet wird das Festival mit der Aufführung von „Bad Roads“, das sich in sechs Szenen mit dem Ukrainekrieg und dem Konzept von Gut und Böse auseinandersetzt. Einen andern Kampf führen die Performer*innen von „We are in the Army Now“. Es geht um die Themen Queerness und Social Media – unter der Regie von Elias Adam. In „Karneval“ und „Identitti“ wiederum wird Rassismus anhand der weiß-deutschen Karnevalskultur und falschen Identitäten thematisiert. Wer feministische Perspektiven auf der Theaterbühne sucht, für den sind die Stücke „Die Jungfrau von Orleans“, „It’s Britney, Bitch!“ und „Civilisation“ genau das Richtige. Um Jeanne d’Arc geht es in ersterem, eine Version inklusive Audiodeskription und Tast-Führung ist hier für Menschen mit Sehbehinderung verfügbar. Wie der Titel bereits nahelegt, ist „It’s Britney, Bitch“ eine Aufführung über Erfolg und das Leben von Britney Spears – aber auch die Britney in jedem von uns. „Civilisation“ zuletzt bringt das Leben einer jungen Frau auf die Bühne, deren Leben aus dem Ruder läuft.

Mowgli © Marcella Ruiz-Cruise

Einen digitalen Ansatz liefert „werther.live“: ein Theaterstück unter der Regie von Cosmea Spelleken, das es nur online geben wird. Es geht um Goethes Liebesgeschichte zwischen Lotte und Werther, die sich in dieser Version auf Ebay-Kleinanzeigen verlieben. Sorour Darabi mit „Mowgli“ und Caner Teker mit „Karadeniz“ setzen wiederum mithilfe von Poesie und Tanz Körperbilder in Szene. Und wer die Schule klammheimlich doch ein bisschen vermisst, der kann in der Highschool-Oper „Gymnasium“ nochmal in altbekannte soziale Strukturen zwischen Nerds, Sportlern und Mauerblümchen eintauchen.

In das Genre der Abendunterhaltung steigen vier Late Night Shows zum Thema Unterhaltung, Aktivismus und Transformation ein. Es werden Musik, Spaziergänge, Stripperstories und Dragshows geboten. Das Festival endet schließlich mit dem Verleih eines Publikumspreises in Höhe von 3.000€ durch den Verein der Freunde des Münchner Volkstheaters e.V.

Und jetzt etwas Bewegung – hier findet ihr den Trailer zum Festival:


In aller Kürze:

Wann? 24.06.22 bis 02.07.22

Wo? Münchner Volkstheater, Tumblingerstraße 29.

Karten kosten je nach Aufführung zwischen 15 und 39€. Zum Spielplan des Festival geht es hier.


Beitragsbild: Karadeniz © mvt

1Comment
  • CGesange
    Posted at 21:21h, 22 Juni

    This article says “Die Jungfrau von Orleans“ is a feminist play; perhaps the play is written that way, but even feminist historians such as Helen Castor have admitted that Joan of Arc herself was not a feminist.

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons