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Radlwege 2025: Wo die Stadt im neuen Jahr baut!

München steht immer mehr im Stau! Das ergab eine aktuelle Auswertung des Verkehrsdatenanbieters Inrix. Durchschnittlich 55 Stunden im Jahr stünden die Pendler*innen still. Vielleicht ist das ja ein guter Grund, öfter mal aufs Rad zu setzen. Der Gesundheit zuträglich ist es schließlich auch.

Beim Thema Fahrradstraßenausbau geht es jedenfalls auch 2025 voran – wenngleich es manchen nicht schnell genug geht und nicht jede Maßnahme ausnahmslos auf Gegenliebe stößt. Vor allem, wenn Anwohnerparkplätze wegfallen, sind hitzige Debatten vorprogrammiert. Doch die Stadt hat sich 2019 verpflichtet, den Radentscheid und somit über 50 Einzelmaßnahmen umzusetzen. Wo es 2025 konkret weiter geht und gebaut wird, erfährst du in diesem Artikel!

Vom Stachus bis Garching: Der Radschnellweg München–Nord (erster Halt Brienner Straße)

Erste (Fort-)Schritte wurden Ende 2024 beim Radschnellweg München-Nord gemacht. Dieser soll auf insgesamt 23 Kilometern einmal schnell bis zur TU nach Garching und nach Unterschleißheim führen – eine Strecke, die unter anderem viele Student*innen pendeln.

Im Dezember wurde auf 600 Metern nun der erste Teilabschnitt zwischen Lenbachplatz am Stachus und dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus fertig gestellt – mit einer neuen 2,80 Meter breiten Fahrradspur (erkennbar am grünen Belag). Der Bereich gehört auch zum geplanten Altstadtradlring.

Foto: Einweihung des ersten Abschnitts des Radschnellwegs am Lenbachplatz (© LHM/MOR, DobnerAngermann)

An der Stelle soll es mit den Bauarbeiten dann schnell weiter gehen, wenn es nach dem Mobilitätsreferat geht. 2025 kommen ihre Beschlussvorlagen für den Ausbau von Brienner Straße, Odeonsplatz und die anschließende Ludwigstraße in den Stadtrat (dieser entscheidet dann). Für die Umgestaltung des Odeonsplatzes und der Ludwigstraße will das Baureferat einen Gestaltungswettbewerb aufziehen.

Wäre all das erledigt, dann kommt man mit dem Rad schon mal schnell und sicher bis zum Siegestor. Wann die Bauarbeiten beginnen hängt von der Entscheidung im Stadtrat ab. Um das Siegestor und in der Ludwigstraße sind auch bereits Passagen fertig gestellt.

Lindwurmstraße zum halben Preis

Zur Chefsache hatte SPD-Bürgermeister Dieter Reiter den Umbau der Lindwurmstraße gemacht. Nachdem die CSU die geplanten teuren Bauarbeiten im Wahlkampf schon mal als „Millionengrab“ bezeichnete, fand auch Reiter das Vorhaben in der ursprünglichen Form nicht mehr tragbar. Statt Umbau kommt an manchen Stellen jetzt eher eine Umwidmung des Verkehrsraums beziehungsweise eine Ummarkierung. Bis zu 38 Millionen hätten die ursprünglichen Pläne veranschlagt – mit dem „Umbau light“ spart man circa 20 Millionen ein. Geld, das man in Zeiten knapper Kassen an anderer Stelle sicher gut gebrauchen kann – ganz so shiny und clean (wie etwa auf den Radschnellwegen) wird es deshalb aber halt nicht.

Vom Sendlinger Tor bis zum Goetheplatz sieht der Plan so aus: der bisherige Fahrradweg wird den Fußgänger*innen zugeschlagen und als solcher markiert (ohne größeren Umbau). Aus dem Parkplatzstreifen wird der neue Fahrradweg. „Protected-Bike-Lane“ nennt sich das auf neudeutsch: Also man trennt diesen Bereich farblich sichtbar und durch Objekte vom Rest der Fahrbahn. Ein bisschen kann man sich das vorstellen wie die „Pop-Up-Lanes“ aus der Corona-Zeit.

Der enge Fahrradstreifen gilt momentan als sehr unsicher, da auch der viel frequentierte Gehweg sehr eng ist und direkt anschließt. Dieser Abschnitt soll im Herbst 2025 umgebaut sein laut Mobilitätsreferat. Die Parkplätze wandern auf eine der beiden Autospuren, die somit nicht mehr zweispurig sind. „Für den Wirtschaftsverkehr wurde eine gute Lösung mit neuen Lade- und Lieferzonen gefunden“, ergänzt das Mobilitätsreferat gegenüber Mucbook.

Foto: Pop-Up-Lane während Corona (©ADFC)

Im mittleren Abschnitt zwischen Goetheplatz und der Lindwurm-Unterführung am KVR plant das Mobilitätsreferat einen sogenannten Hochbord-Radweg, da hier das Kleinsteinpflaster in den Parkbuchten sehr teuer zu entfernen wäre. Stattdessen setzt man den neuen Fahrradweg einfach drauf. Die Parkplätze wandern auch hier nach links auf eine der beiden Autospuren. Im Abschnitt zwischen Lindwurm-Unterführung und Pilganserstraße – wo die Lindwurmstraße am Stemmerhof endet – soll es vereinfacht gesagt ähnlich laufen wie im mittleren Streckenabschnitt (an Passagen, wo noch kein ausgebauter Radweg ist). Diese Arbeiten beginnen wohl nach 2025 erst.

Stadträtin und Grünen-Fraktionschefin Mona Fuchs: „Statt gefährlicher, schmaler Gehsteige gibt es künftig mehr Raum zum Flanieren. Radeln wird für alle Altersgruppen durch die neuen Radwege deutlich sicherer.“ Auch erfreulich: Kein Baum muss gefällt werden. Die für die Straße typischen Pappeln können mit dem vorliegenden Plan alle erhalten bleiben.

Maßnahmen aus dem Radentscheid

Der Bürgerbegehren Radentscheid (2019 hatten über 160.000 Münchner*innen für ein umfangreiches Maßnahmenpaket zum Fahrradstraßenausbau unterschrieben) wird 2025 weiter umgesetzt. Gut eigentlich sollte der Entscheid Ende 2025 schon fertig umgesetzt sein, aber das ist ein anderes Thema…

Obersendling/Thalkirchen: In der Boschetsrieder Straße werden zwischen Plinganser– und Aidenbachstraße auf etwa 1,3 Kilometern die Fuß- und Radwege deutlich verbreitert. Das soll vor allem die Sicherheit auf den Wegen zu Schulen und Kitas erhöhen – an der Straße befinden sich zwei Grundschulen, eine Musikschule, eine Förderschule und eine Turnhalle. Momentan sind die Fahrradwege an manchen Stellen kaum einen Meter breit, die Gehwege ebenso schmal. Dabei entstehen im Rahmen der Arbeiten rund 90 neue Fahrradabstellplätze. Fahrbahn muss keine weichen, aber mehr als die Hälfte der 269 Parkplätze entlang der Straße, was nicht jede*n freute. Mit 17 Millionen Euro ist die Maßnahme auch verhältnismäßig teuer, die Wege aber bald zweifelsfrei sicherer und besser.

Giesing: Eng geht es oft zu am Giesinger Berg und in der Martin-Luther-Straße. Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen teilten sich hier streckenweise den Weg. In der Martin-Luther-Straße soll eine Autospur wegfallen zugunsten eines Radwegs. Am Berg ist mittelfristig eine Fahrrad- und Fußgängerbrücke über die Straße von und zur Heilig-Kreuz-Kirche geplant. Auch am Berg soll der Autoverkehr einspurig werden mit einer zusätzlichen Busspur. An der großen Kreuzung sollen die Radwege nahtlos durchgehen und Fußgänger- sowie Fahrradampeln geschaffen werden.

Schwabing: Die Rheinstraße, welche die Leopoldstraße und Bonner Straße verbindet, kommen 2,30 Meter breite Fahrradstreifen, breitere Gehwege in Schulnähe und Baumpflanzungen. Dafür entfallen Parkplätze.

Nochmal Schwabing: Die Domagkstraße verbindet Leopoldstraße und die Ungererstraße  auf etwa 1,5 Kilometer und ist Teil der äußeren Radlrings. Auch hier werden Rad- und Gehwege verbreitet und verbessert.

Solln: In der Wolfratshauser Straße werden ab März 2025 zwischen Josephinenstraße und Siemensallee Rad- und Fußwege ausgebaut (hier gibt es bisher keinen Radweg).

Neuperlach: In der Carl-Wery-Straße entstehen ab Mai 2025 breite Geh- und Radwege, zahlreiche Baumneupflanzungen, barrierefreie und gesicherte Querungsstellen, eine neue Bushaltestelle südlich Therese-Giehse-Allee sowie eine Busspur in Mittellage.

Altstadtringtunnel und Leonrodplatz: Baustelle bald fertig!

Die Oberfläche des Altstadtringtunnels soll Ende 2025 endlich ganz fertig werden. Das Ende von gefühlt Jahrzehnten Baustelle. Der Platz vor der St. Markus-Kirche an der Gabelsbergerstraße wird entsiegelt und verschönert. Auf den Radwegen von Oskar-von-Miller-Ring, über Ludwigstraße und Von-der-Tann-Straße – auf der gegenüberliegenden Seite vorbei am P1 und Haus der Kunst – bis in die Prinzregentenstraße werden 2,30 bis 2,80 Meter breite Radwege gebaut. Von der Maxvorstadt bis zur Isar fährt man dann also – ein bisschen Ampelglück vorausgesetzt – ganz entspannt oder wahlweise pfeilschnell.

Dieses – nunja – polarisierende Kunstwerk von Alexandra Bircken lässt sich seit Herbst übrigens am Tunnelmund vom Oskar-von-Miller-Ring bewundern:

Auch die Bauarbeiten in der Schwere-Reiter-Straße zwischen Leonrodplatz und Emma-Ihrer-Straße laufen planmäßig und sollen bis Ende 2025 weitgehend fertig gestellt werden, teilt das Mobilitätsreferat mit.

Noch etwas erfahren wir: Das Mobilitätsreferat will der Politik 2025 die Planungen für die Radentscheids-Maßnahmen in der Schwanthalerstraße, am Gebsattelberg, in der Paul-Heyse-Straße und am Stiglmaierplatz zur Beschlussfassung vorlegen. Sobald der Stadtrat entscheidet, kann es wohl auch hier in die Umsetzung gehen. Ferner will das Mobilitätsreferat auch 2025 „mindestens 1.000 weitere Stellplätzen“ für Fahrräder schaffen – sowohl in Wohnquartieren wie auch an zentralen Verkehrsknotenpunkten.

Im Dezember 2024 fertig gestellt wurden die Arbeiten in der Zeppelinstraße neben der Isar in der Au: Hier wurden auf einer Seite der Einbahnstraße die Parkplätze weggenommen, sodass dieser Platz den Radfahrenden zugute kommt. Die fahren hier jetzt in beide Richtungen. Die Fußgänger*innen erhalten dagegen den vollen Platz der ehemals engeren und mit den Radfahrenden geteilten Fläche (vgl. Beitragsbild).

Zu langsam? Zu teuer?

Ist der Radwegausbau zu teuer? Grünen-Radexpertin Gudrun Lux hält in der Abendzeitung dagegen und sagt, im Vergleich zum ÖPNV-Ausbau seien die Kosten für Radwege deutlich kleiner: „Der ÖPNV-Ausbau ist viel teurer.“ Das Bündnis Radentscheid München rechnet auf ihrer Homepage vor: 50 Millionen Euro würde die Stadt planen bis 2030 in den Ausbau der Radinfrastruktur zu stecken. Demgegenüber stünden 3.200 Millionen Euro für andere Verkehrsmittel (Auto, Bus, Tram, U-Bahn). Für alle Maßnahmen zur Umsetzung des Radentscheids, hatte die Stadtregierung ursprünglich 1,6 Milliarden reserviert.

Zum Vergleich: Als Hauptverkehrsmittel in der Innenstadt geben 18% aller Münchner*innen bei einer Befragung das Fahrrad an (Fußgänger: 24%, Autofahrer 24%, Auto-Mitfahrer: 10%, ÖPNV: 24%).

Vor allem die CSU übt regelmäßig Kritik, die sich etwa an den Kosten und wegfallenden Parkplätzen festmachen. 2019 hatte sie in der damaligen großen Koalition mit der SPD zusammen den Radentscheid (mit Stimmen von Grünen und ÖDP) auf den Weg gebracht.

Der ADFC-Vorsitzende Andreas Schön dagegen bemängelt, die Umsetzung ginge deutlich zu langsam: „Ständig werden die Beschlussvorlagen verschoben oder erst gar nicht vorgestellt, und das stinkt uns so langsam wirklich.“ Aus Protest organisierten sie 2024 eine Sternfahrt, bei der trotz widrigem Wetter über 3.500 Teilnehmende mitradelten.

Was denkt ihr: Geht der Radwegausbau schnell genug voran? Macht die Stadt Fehler? Schreibt es uns in die Kommentare! Und ansonsten: Gute Fahrt!

Beitragsbild: ©LHM/MOR

Florian Kraus