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Rauchen und rauchen lassen

Laura Höss
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Knapp dürfte es werden am Sonntag, wenn es zum Volksentscheid über das totale Rauchverbot kommt. Statistiken zeigen derweil: Raucher und Nichtraucher liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Jetzt kommt es darauf an, wer bis zum Wochenende mehr Anhänger mobilisieren kann.

Die Bayern sind ein merkwürdiges Volk. Mitunter herrlich grantig und im nächsten Augenblick von einer fast schon südländischen Lebensfreude erfasst. Aber zwei Grundsätze galten schon als König Ludwig seine Märchenschlösser erbaute, Franz Joseph Strauß mit afrikanischen Diktatoren auf Großwildjagd ging und der FC Bayern die Champions League gewann: „Mia san mia“ und „Leben und leben lassen“. Das war die Devise und Ausdruck des bayrischen Wesens. Doch der zweite Grundsatz scheint, ebenso wie die Absolute Mehrheit der CSU, bald der Vergangenheit anzugehören, denn am Sonntag stimmt Bayern über eine Verschärfung des Nichtraucherschutzgesetzes ab.

Unter dem irreführenden Motto „Für echten Nichtraucherschutz“ machen ÖDP und Grüne seit letztem Herbst mobil – und fordern strengere Gesetze, die das Rauchen komplett ins Freie verbannen.

Irreführend deshalb, weil bereits ein ausreichender Schutz für Nichtraucher, Kinder und Gastronomieangestellte besteht. 85% der bayerischen Gasthäuser, Cafés, Bars, Hotels und Restaurants sind rauchfrei. Bei den übrigen 15% handelt es sich um kleine Lokalitäten wie Kneipen oder Clubs, zu denen Minderjährige ohnehin keinen Zutritt haben und in denen kein Essen serviert wird. Denn dass in Restaurants nicht geraucht werden darf versteht sich von selbst. Wer findet es schon schön, wenn man sich gerade über seinen Teller Pasta hermachen will und der Gast am Nebentisch zündet sich eine Zigarette an? Allerdings löst die Verbannung des Rauchens ins Freie dieses Problem auch nicht gänzlich. Denn beispielsweise bei einem Biergartenbesuch darf weiterhin neben Kindern und Menschen, die sich gerade ihr Hendl schmecken lassen geraucht werden.

„Echter“ Nichtraucherschutz kann also niemals komplett gewährleistet sein – außer man verbietet das Rauchen an sich. Dass sich das Rauchen neben Kindern, Schwangeren und wenn andere am Tisch noch essen von selbst verbietet, sollte für jeden Raucher eine Selbstverständlichkeit sein. Aus Rücksicht auf andere und Höflichkeit gegenüber seinen Mitmenschen. Und die kann man eben nicht per Gesetz verordnen.

Und auch das stärkste Argument der Nichtraucher-Lobby, der Schutz des Gastro-Personals wird durch diese Zahlen ad absurdum geführt: Als Kellner oder Barkeeper kann ich es mir aussuchen, ob ich in einer rauchfreien Umgebung arbeiten möchte oder lieber in einer Bar, in der geraucht wird. Es wird somit niemand gezwungen acht Stunden in einer verrauchten Spelunke zu kellnern.

Ein komplettes Rauchverbot führt nur dazu, dass sich, wie schon bei der Einführung des Rauchverbots vor zwei Jahren, Anwohner über den Geräuschpegel vor Lokalen beschweren: Raucher bleiben zum geselligen Plausch bei einer Zigarette draußen und die Nichtraucher ziehen nach – weil die Party vor der Tür stattfindet.

Man muss sich eben entscheiden, was man will – eine ruhige Nachbarschaft oder  rauchfreie Gaststätten. Es ist wie so oft im Leben: man kann nicht alles haben. Aber man kann sich auf einen Kompromiss einigen – und der existiert mit dem bisherigen Nichtraucherschutzgesetz bereits. Getreu dem bayrischen Grundsatz „Leben und leben lassen“.

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