Kultur

Raufgeklickt.

Birgit Buchart

Walk Off The Earth
Die Youtube-Lieblinge Walk Off The Earth kommen am 7. Februar nach München und haben offenbar auch in der realen Welt viele Fans. Die Theaterfabrik erwies sich schon im Vorverkauf als zu klein. Jetzt werden die Kanadier mit ihren eigenwilligen Interpretationen bekannter Songs wohl die Tonhalle füllen.

Ja die Musikwelt hat sich ohne Zweifel verändert. In vielerlei Hinsicht. Da wäre zum einen das neue Instrument: MacBook. Das ist allerdings ein Thema für sich. Und zum Anderen hat sich den Musikern eine neue, internationale Bühne aufgemacht, die man kostenlos und ganz ohne Castings oder Arbeit nutzen kann: YouTube. Justin Bieber zeigte vor, dass es heute möglich ist, sein Können aus dem Wohnzimmer in die ganze Welt hinaus zu verbreiten. Den Traum vom Starleben von zuhause aus, ganz ohne Bohlen‘s Sprüche oder D!‘s Schweißtraining.

Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, immerhin bleibt die Frage, wie man sich denn auf einer Plattform, auf der täglich über 4 Milliarden Videos aufgerufen werden, von der Masse abheben kann? Der Trick heißt: Originalität.

So bewies es 2012 die Band Walk Off The Earth mit ihrer Coverversion von Gotyes „Somebody that I used to know“. Das Video der Kanadier zählte schon nach drei Monaten 125 Millionen Aufrufe. Grund dafür war jedoch keineswegs die außergewöhnlich gute stimmliche Leistung, vielmehr überzeugte die Band mit ihrer originellen Performance. Die fünf Musiker spielen nämlich gemeinsam mit nur einer einzigen Akustik-Gitarre. Vier Hände an den Saiten, eine Hand klopft den Rhythmus. Dazu noch zwei nette Stimmen und schon geht der Klick-Wahn los – der glücklicherweise in der heutigen Zeit auch Hand in Hand mit der steigenden Chartplatzierung geht.

Schon nach dem ersten Tag soll das Video über eine Million Mal angesehen worden sein. Am 7. Januar 2012 erhielt die Gruppe dann auch noch prominente Unterstützung, natürlich passend, über ein soziales Netzwerk. Russel Crowe twitterte: „Check out Walk Off the Earth‘s cover of Somebody I used to know. Brilliant“. Ja und da braucht es dann auch nicht mehr viel, die 180 paar Retweets schürten das Feuer ein wenig aber im Prinzip war es zu diesem Zeitpunkt schon vorhersehbar. Das Video verbreitete sich in kürzester Zeit wie ein gewaltiges Lauffeuer.

Zwar betont die Band immer wieder, auch selbst Songs zu schreiben, allerdings scheinen ihre Interpretationen von bestehenden Hits bei ihrem Publikum um einiges beliebter. Ihr aktuelles Album „Vol. 2“ ist jedenfalls vollbepackt mit großen Titeln wie „Yesterday“ oder „Love the Way You Lie“.

Für alle YouTube-Fans, die diesen Klick-Kapitalismus zustande bringen, ein kleiner Tipp: Wie wäre es denn einmal, mit einem richtigen Live-Konzert? Laptop zu, ab nach draußen und die Musik einmal mit allen Sinnen erleben.

Für Walk Off The Earth hat es sich nämlich ausgeklickt. Sie sind im März und April auf Europatour, am 22. März in München, und müssen zeigen, dass sie auch live das Zeug zum Erfolg haben. Dann wird sich beweisen, ob Klicks manchmal einfach nur zufällig Klicks sind oder ob man den Erfolg einer Band wirklich anhand der YouTube-Aufrufe messen kann. Der Vorverkauf lässt allerdings auf letzteres schließen, denn aufgrund der großen Nachfrage wurde das Konzert bereits von der Theaterfabrik in die Tonhalle verlegt.

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