Kultur

Social Distortion rockten im Zenith

37 Jahre bespielen Social Distortion nun schon die Bühnen dieser Welt und wer am 22. April live auf ihrem Konzert im Zenith dabei war, konnte mehr als nur erahnen, warum ihnen ihre Fans jahrzehntelang die Treue halten.

Nachdem die Jungs bereits ein ausverkauftes Konzert in Berlin spielten, war auch das Zenith überraschend gut besucht (der Autor wagt an dieser Stelle zu behaupten, dass ein Vergleich München/Berlin im Hinblick auf die Zielgruppe durchaus berechtigt ist). Erfreulicherweise konnte man dem, auf vielen Konzerten allseits beliebten den Hipster-Look, entkommen und eine angenehme Mehrheit „echter“ Rocker-Gents und Rockabilly-Ladies auffinden. Die Damen gaben sich besonders viel Mühe und hatten zur perfekten Ponytolle, samt Stirntuch, auch den perfekten roten Lippenstift aufgetragen und stolzierten in Highheels umher, die das Petticoat (auf)reizend in Szene setzten.

Anderthalb Stunden nach Einlass begannen dann die Vorbands zu spielen und gleich zu Beginn gab sich niemand geringeres die Ehre als Social Distortion-Gitarrist Jonny Two Bags, der Songs aus seinem Solo-Album vorstellte. Fans, die eine entschleunigte Variante des Social Distortion-Sounds bevorzugen, kamen hier voll auf ihre Kosten. Als nächstes begeisterten Jessica Hernandez & The Deltas die Menge. Jessica Hernandez, die eine verblüffende optische Ähnlichkeit zu Amy Winehouse verbindet, trällerte mit einem wunderschönen Tremolo rockige Beats im Fifties-Sound, absolvierte nebenbei einen Marathonlauf auf der Bühne und spielte selbst abwechselnd an drei verschiedenen Instrumenten (Gitarre, Drums, Schelle), sodass ihre Band neben ihr nur noch verblassen konnte.

Nachdem die Stimmung nun ordentlich eingeheizt war, kamen endlich (dreieinhalb Stunden nach Einlass) Social Distortion auf die Bühne. Dabei bestanden die Jungs auf die charmante Eigenart, dass ihre Badass-Rock-Bühne vorher schön mit Duftstäbchen ausgeräuchert wird. So wehte während des gesamten Konzerts ein lieblicher Duft über die Bühne, welcher der Credibility der Band jedoch keinen Abbruch tat. Mike Ness gab von der ersten Minute an 120% und bereits zum 2. Song flogen die ersten Bierbecher in Richtung Bühne (hier als positiver Stimmungs-Indikator verstanden). Die Fans genossen unbekümmert ihre Bierduschen und manch einer versuchte mit spastischen Tanzbewegungen seiner Freude ihren Ausdruck zu verleihen. Am Ende lagen sich die Fans laut singend in den Armen und übertönten selbst Mike Ness, der seine Punkrock-Interpretation von „Ring of Fire“ zum Besten gab.

In der Vergangenheit hatte so manch böse Zunge gemunkelt, die Jungs hätten keinen Bock mehr und würden nur noch wenig Spaß auf der Bühne haben. Glücklicherweise bewiesen Social Distortion, dass sie auch nach 37 Jahren Bandbestehen nicht müde geworden sind und auch heute noch alles geben.