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Studentenproteste – Was bleibt?

Laura Höss
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Da soll noch einmal einer behaupten, demonstrieren bringe nichts: Knapp ein halbes Jahr nach den Protesten sind viele Studienordnungen verändert worden. Aber nicht immer ist alles positiv für die Studenten gelaufen. Ein paar Hintergründe vor der großen mucbook-live Debatte im Puerto Giesing am Montag.

Als die Studenten letzten Herbst auf die Straße gingen, richtete sich ihr Unmut natürlich gegen die Studiengebühren, aber  vor allem auch gegen die neuen Bachelorstudiengänge. Die Studenten beklagten den hohen Notendruck und die Prüfungslast, unter der sie seit der Umstellung auf das Bachelorsystem zu leiden hätten. Im Gegensatz zum Wissenschaftsministerium zeigte sich die Unileitung gesprächsbereit und gelobte Besserung.

Daraufhin hatten fast alle Institute an ihren Prüfungsordnungen herumgeschraubt und führten zu Beginn dieses Semesters neue Studienordnungen ein. Mit unterschiedlichen Folgen für die Studenten.

Die größten Änderungen wurden dabei in den Studiengängen vorgenommen, die erst im letzten Herbst auf den Bachelor umgestellt wurden. Dies betrifft die meisten Geisteswissenschaften, wie zum Beispiel Geschichte, Soziologie, Germanistik oder Theaterwissenschaften.

Während diese Bachelor-Studiengänge der „zweiten Generation“ mehr oder weniger großzügig Prüfungen strichen, die Möglichkeit zur Wiederholung eines Kurses zur Notenverbesserung einführten und die Notengewichtung änderten, wurden bei älteren BA-Studiengängen wie Kommunikations- oder Politikwissenschaft gar keine oder nur geringfügige Änderungen vorgenommen. Vor allem die Möglichkeit der Wiederholung einer Prüfung zur Notenverbesserung, wie es zum Beispiel die Theaterwissenschaften eingeführt haben, reduzieren den Druck auf die Studenten erheblich, da jede Teilnote in die Bachelorabschlussnote einfließt.

Die meisten Institute belassen es aber bei einer Reduzierung der Prüfungen oder verkürzten diese, zum Beispiel den Umfang von Hausarbeiten.

Jedoch fanden diese Änderungen nicht an allen Instituten statt, ganz darauf verzichtet hat zum Beispiel das Institut für Kommunikationswissenschaften. Veronika Karnowski, zuständig für die Koordination des Nebenfachs Kommunikationswissenschaften erklärt dies so: Durch die frühe Umstellung des Studiengangs KW habe man die üblichen „Kinderkrankheiten“ der anderen Fächer schon weitaus früher beseitigen können und sehe keinen Verbesserungsbedarf.

Dies klingt angesichts der strengen Anwesenheitspflicht in KW, die sogar Vorlesungen mit einbezieht, wie eine Farce. Dass diese „Beseitigung der Kinderkrankheiten “ lediglich die Überbelegung von Seminaren behandelte und keineswegs so weitgreifend war wie an anderen Instituten, zeigt ein Blick in die Studienordnung. Von Reduzierung der Prüfungen keine Spur.

Ähnlich sieht die Situation am GSI aus. Zwar war hier die BA-Studienordnug schon immer verhältnismäßig studentenfreundlich, man verzichtete zum Beispiel von Anfang an auf die lästige Anwesenheitspflicht und Klausuren in den Einführungsvorlesungen. Die Änderungen, die mit Beginn des Sommersemesters in Kraft treten, stellen aber keine wirkliche Verbesserung dar. Neu ist, dass Dozenten jetzt selbstständig die Gewichtung der Note aus Referat und Klausur bestimmen können. Empfohlen wird hierbei ein Verhältnis von 30:70 zwischen Referat und Klausur, bei einer bisherigen Gewichtung von 50:50 nicht wirklich eine Verbesserung für die Studenten.

Letztendlich ist es Institutabhängig, in wie weit man den Studenten entgegen gekommen ist.

Malte1

Für alle, die bei so viel Extra- und Ausnahmeregelungen den Ãœberblick verloren haben, und wissen wollen, wie es mit den Protesten weiter geht, holt mucbook für die nächste Sendung von mucbook-live wichtige Studentenvertreter aufs Podium. Nächsten Montag um 19:30 diskutieren im Puerto Giesing unter anderem Malte Pennekamp, Stefan Liebl von der StuVe, Malte Schierholz aus dem Arbeitskreis Bologna und Mitglieder des Bildungscamps darüber, was sich ein halbes Jahr nach den Studentenprotesten geändert hat – und warum dies aber noch nicht genug ist.


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